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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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seinem Vater und konzentrierte sich ebenfalls auf die Diskussion. Die drei älteren Bluthexen, die gekommen waren, um sie zu begrüßen, saßen in einem Halbkreis auf Stühlen. Sie trugen schwarze Gewänder mit orangefarbenen Schalkragen und orangefarbenen Gürteln, während die jüngeren Mitglieder ihres Ordens Gewänder in Weiß und Orange anhatten.
    Macros saß auf einem Stuhl direkt vor ihnen. Er wirkte müde, ja vollkommen erschöpft, und stützte sich auf seinen Stab. Die Bluthexe in der Mitte sagte:
    »Ich bin Auda-
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    run, die älteste Schwester unseres Ordens. Links von mir sitzt Sabilla und rechts Maurin, und wir bilden die Triarchie, die über die Schwesternschaft herrscht. Wir sind auch die Hüterinnen des Wissens und Verteidigerinnen des Lebens.« Sie sah Macros an und fragte: »Wie seid Ihr dazu gekommen, der Gärtner zu werden?«
    Macros schwieg. Er schaute von einem Gesicht zum anderen und antwortete dann schließlich: »Das weiß ich nicht. Eines Tages ging ich von meinem Arbeitsplatz nach Hause und hatte eine … eine Art Anfall. Mir wurde schwindlig, und ich ließ mich hinter eine Mauer fallen, um niemandem meine Schwäche zu zeigen. Dann hatte ich Erinnerungen an mein letztes Leben und
    … und ich wusste, ich war …« Seine Stimme versagte einen Moment. »Ich ging nach Hause und fühlte mich … krank. Ich hatte Träume. Ich hatte eine Familie. Sie waren verängstigt. Als ich aufwachte, flehte meine Gefährtin mich an, stark zu sein, mich nicht abholen und töten zu lassen, sondern zur Arbeit zurückzukehren und für ihre Sicherheit zu sorgen.« Er senkte den Kopf. »Ich verließ dieses Zuhause und habe sie nie wiedergesehen.«
    »Weiter«, sagte Audarun. »Wohin seid Ihr gegangen?«
    »Es war ein langer Weg. Ich kann mich nicht an viel erinnern, außer, dass ich mich manchmal versteckte, und zu anderen Zeiten bin ich einfach nur sehr geschäftige Straßen entlanggegangen, als hätte ich dort etwas zu tun. Ich habe Lebensmittel gestohlen, wenn keiner hinsah, und …« Er schloss die Augen, als würde ihm das helfen, sich zu erinnern. »Ich kam an einen Ort.«
    »Welchen Ort?«
    »Ich erinnere mich nicht.« Macros machte die Augen wieder auf. »Es war wie der Hain von Delmat-Ama, aber nicht dort, sondern an einem anderen Ort.«
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    »Was ist passiert?«, fragte Audarun sanft und beruhigend.
    »Ich bin jemandem begegnet.« »Wem?«
    »Er sagte, sein Name sei …« Wieder schloss Macros die Augen. »Sein Name sei Dathamay.« Die drei Frauen wechselten Blicke. »Ihr kennt diesen Namen.«
    »Ja«, sagte Audarun. »Es ist ein falscher Name, aus einer sehr alten Fabel.
    Was hat er zu Euch gesagt?«
    Macros hielt die Augen geschlossen. »Er sagte, er habe mich erwartet… nein, er sagte, dass ich erwartet wurde. Dann …« Er öffnete die Augen wieder. »Er legte die Hände auf meinen Kopf, beinahe wie zu einem Segen, und … meine Schmerzen waren weg, meine Erinnerung … klar. Ich erinnerte mich an viel von meinem vorherigen Leben und meinem derzeitigen Leben, in der richtigen Reihenfolge.«
    »Wie ich angenommen habe«, sagte Audarun. »Was für eine Art von Mann war das? Ein Geringerer? Ein Todespriester?«
    »Ich kann mich nicht erinnern …«, erwiderte Macros. Er sackte auf seinem Stuhl zusammen.
    Die Bluthexen wirkten nervös, aber es war eine andere Haltung als die irgendwie widersprüchliche Selbstbeherrschung, die Pug zuvor bei Angehörigen des Weißen bemerkt hatte, wenn Schwäche deutlich wurde - das hier war echte Sorge.
    »Was ist los mit ihm?«, fragte Audarun und stand auf.
    Pug erhob sich ebenfalls. »Er sagte mir, er sei ernsthaft krank und werde sterben.«
    Sie schien sich zu wundern. »Davon hätte ich eigentlich hören sollen.« Sie ging zu Macros und kniete sich neben ihn. Sie untersuchte ihn und gab einer der jüngeren Blut
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    hexen Anweisungen. Die Frau verließ den Raum, um die gewünschten Dinge zu holen. »Nehmt ihn mit«, sagte Audarun zu Pug und Magnus.
    Sie hoben Macros zusammen hoch und trugen ihn aus dem Zimmer, ein paar Flure entlang und in ein Schlafzimmer, das kaum mehr als eine Zelle war. Pug hatte viele solcher Räume in Tempeln überall auf Midkemia und Kelewan gesehen. Eine Pritsche, ein kleiner Tisch und ein Stuhl waren die einzigen Möbel. Ein brennender Docht in einer Schale mit Öl auf dem Tisch stellte die einzige Lichtquelle dar.
    Sie legten Macros auf die Pritsche, und Audarun untersuchte ihn weiter. Die junge Bluthexe erschien mit einem großen

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