Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
hoffte er insgeheim, die
Angreifer irgendwie zum Rückzug bewegen zu
können.
Gorath näherte sich vorsichtig der Hütte. Sie waren unterwegs von drei Panath-Tiandn angegriffen
worden, und Owyn hatte seinen Kristallstab ziemlich erschöpft. Einem Echsenwesen hatte er sogar
Hiebe damit versetzen müssen, um es in Schach
halten zu können, während Gorath die anderen
beiden Angreifer getötet und dann auch noch den
letzten erledigt hatte.
Gorath riss das Schwert mit schmerzverzerrter
Miene zurück.
»Was ist?«
»Da ist eine Barriere an der Tür. Ein heftiger
Schmerz hat meinen Arm durchzuckt, als ich sie
mit dem Schwert berührt habe.«
Owyn zögerte einen Augenblick, dann holte er
den Becher von Rlynn Skrr aus seiner Gürteltasche
und hielt ihn behutsam an die Tür. Er spürte, wie
eine Kraft in den Becher strömte, und sah ihn
einen Augenblick aufflackern, als würde er erleuchtet, dann war da nichts mehr. Er schob den
Vorhang zur Seite und trat ein.
Pug stand in der Mitte des Raumes; er blickte
sich verwirrt um. Er blinzelte ins Licht und fragte:
»Tomas?«
Gleichzeitig versuchte er mit Hilfe eines Kristallstabs, der dem von Owyn sehr ähnelte, aufzustehen, sank aber kläglich wieder zurück.
»Nein, Tomas ist nicht hier«, sagte Owyn, als
er und Gorath eintraten. »Er ist bei einem Angriff
auf Elvandar verletzt worden und erholt sich von
einer vergifteten Wunde. Wir sind an seiner Stelle
gekommen.«
»Wer seid Ihr?«, fragte Pug. Dann kniff er die
Augen zusammen. »Wartet, ich erinnere mich.
Ihr seid der Junge, der mit Junker Locklear aus
Krondor gekommen ist.«
»Ja. Erinnert Ihr Euch auch an Gorath?«
Pug nickte. »Der Moredhel, dessen Gedanken
meine Tochter zu lesen versucht hat.« Plötzlich
riss er die Augen auf. »Gamina! Ich muss meine
Tochter finden.«
»Wir wissen, wo sie ist«, sagte Owyn. Er senkte
die Stimme. »Mehr oder weniger jedenfalls.«
Pug schien verwirrt. »Ich bin noch geschwächt,
aber meine Erinnerung kehrt allmählich zurück.«
Er blickte auf seine rechte Hand, und Owyn
konnte sehen, dass quer über die Innenfläche eine
hässliche, alte Narbe verlief. »Aber meine Kräfte
sind verschwunden, und ich erinnere mich an fast
gar nichts von dem, was geschehen ist.« Er blickte
Owyn und Gorath an. »Ihr behauptet, an seiner
Stelle gekommen zu sein, aber wie kann ich sicher
sein, dass Ihr nicht im Auftrag unserer Feinde hier
seid?«
Gorath blickte erzürnt drein. »Ihr beschuldigt
uns, ein falsches Spiel zu treiben? Ihr haltet uns für
Spione?«
»Ich weiß nur, dass Ihr das erste Werkzeug von
Makala wart«, antwortete Pug.
»Makala?« Owyns Gesichtsausdruck zeigte Verwirrung.
»Meint Ihr den tsuranischen Magier?«
»Das alles war sein Plan«, sagte Pug. »Ich behaupte nicht, dass Gorath Makala willig diente,
aber er wurde genau wie Delekhan von ihm als
Werkzeug benutzt.«
»Delekhan ist ein Werkzeug von diesem Makala?«, fragte Gorath.
»Ich bin fest davon überzeugt. Als Ihr nach
Krondor gekommen seid und berichtet habt, dass
Delekhan das Kriegsbanner von Murmandamus
über Sar-Sargoth erheben würde, bin ich hellhörig
geworden. Ich habe die Leiche von Murmandamus
damals mit eigenen Augen gesehen; ich weiß
genau, dass er nicht mehr lebt. Aber ich hielt
es immerhin für möglich, dass das Ganze ein
Machwerk der Pantathianer war, die das Gerücht
von Murmandamus’ Weiterleben in die Welt gesetzt haben, um die Moredhel noch einmal zu
vereinigen und sie dazu zu bringen, Sethanon zu
erobern.
Ich habe versucht, mit Hilfe meiner Fähigkeiten
so viele Informationen wie möglich zu bekommen,
und das Gleiche haben auch die Agenten des
Prinzen getan. Irgendwann haben wir begriffen,
dass es zwischen Delekhan und den Pantathianern
keine Verbindung gibt. Ich habe Delekhan daraufhin für einen einfachen Kriegslord gehalten,
der selbst die Macht anstrebt und die Aussage,
Murmandamus befreien zu wollen, nur als
Vorwand benutzt.«
Pug wirkte tatsächlich schwach, und Owyn bot
ihm Wasser an. »Wir haben auch etwas zu essen.«
Pug nahm einen tiefen Schluck, aber er hob abwehrend die Hand, als Owyn ihm auch etwas zu
essen reichen wollte. »Später. Etwas von dem,
was Gorath während des Gesprächs mit meiner
Tochter gesagt hat, nagte weiter an mir, und erst
jetzt begreife ich, dass die Lösung die ganze Zeit
offen vor mir gelegen hat. Wäre ich nur etwas
schlauer gewesen, hätte ich sie schon früher erkennen können.«
»Was habe ich
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