Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
könnte
er ungeheures Unheil anrichten – schlimmer, als
wir es uns in unseren furchtbarsten Albträumen
vorstellen können.
Niemand darf diesen Gegenstand jemals erreichen, und deshalb habe ich die Kammer damals
mit zusätzlichen Verteidigungsvorrichtungen versehen. Wie ich schon sagte, er ist in der Zeit verschoben; das war eine Tat der Valheru, die ich so
belassen habe.«
Pug atmete tief ein. »Und dann befindet sich in
der riesigen Höhle eine alte Drachin, ein wachsames Orakel mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Es würde selbst meine Kräfte auf eine harte Probe
stellen, wollte ich es mit diesem bemerkenswerten Geschöpf aufnehmen. Sobald irgendjemand
diese Drachin bedroht, ruft sie den König an,
der als Verteidigung gegen ein solches Risiko eine
Garnison in der Nähe von Sethanon im Hogewald
stationiert hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einer von Makalas Spionen diese Garnison ausfindig
gemacht hat, und ich glaube außerdem, dass er mit
Hilfe von Delekhans Truppen diese Garnison angreifen lässt. Dann hätte er nämlich Zugang zu der
Kammer, ohne dass die Soldaten der Drachin zu
Hilfe kommen können. Doch selbst, wenn sie ausgeschaltet ist, werden Makala und seine Kumpane
genug damit zu tun haben, die zeitverschobene
Kammer zu finden. Das können sie nicht tun,
solange sie gegen die Soldaten des Königreichs
kämpfen müssen. Selbst wenn sie die Drachin
besiegt haben, benötigen sie noch viele Stunden
Zeit.«
»Die Drachin!«, sagte Owyn. »Es ist die, mit der
ich bei Malac’s Cross gesprochen habe!«
»Ja«, sagte Pug. »Die alte Statue wird dazu benutzt, Kontakt zu dem Orakel aufzunehmen; alle,
die sie aufsuchen, werden sogleich weggeführt.
Als Ihr mit ihr gesprochen habt, war ihr Geist in
Sethanon.«
Owyn blickte Gorath an. »Jetzt verstehe ich, wieso sie gesagt hat, dass du eine wichtige Rolle bei all
dem spielen würdest.« Sein Blick wanderte zu Pug,
und er fügte hinzu: »Und es erklärt auch Delekhans
Plan! Prinz Arutha hat uns ausgeschickt, Euch zu
finden, denn er befürchtet, dass Delekhan bei
dem Angriff auf Nordwacht Magie einsetzt. Und
James meint, dass Delekhans Armee, wenn sie erst
Nordwacht passiert hat, mit Schiffen flussabwärts
nach Romney zieht, um Sethanon von dort aus
über Land zu erreichen. Könnt Ihr sie aufhalten?«
»In meinem gegenwärtigen Zustand nicht«, sagte Pug. »Zwar sind mein Gedächtnis und ein Teil
meiner körperlichen Kräfte bereits, während wir
hier miteinander gesprochen haben, zurückgekehrt, aber ich fürchte, es dauert noch einige Zeit,
bis ich wieder im Vollbesitz meiner Kräfte bin. In
meinem blinden Eifer, Gamina zu finden, habe ich
einen magischen Gegenstand benutzt; ich hatte
gehofft, er würde mir entsprechendes Wissen verleihen. Aber es wäre wohl besser gewesen, ich hätte
es nicht getan.«
Owyn nickte. Er griff in seine Tasche und holte
den Becher von Rlynn Skrr hervor. Er streckte ihn
Pug entgegen. »Das Wesen, das sich Dhatsavan
nennt, hat mir erklärt, dass dieser Becher, der
Euch Eure Fähigkeiten raubte, sie Euch auch wieder zurückgeben kann. Aber ich muss Euch dabei
helfen.«
Pug streckte die Hand aus und berührte vorsichtig den Becher. Owyn verspürte ein leichtes
Prickeln in den Fingern. Bilder, Gefühle, unbekannte Erinnerungen, das Empfinden von Macht
– all das raste durch seinen Kopf. »Ihr geht damit
ein großes Risiko ein, Owyn«, meinte Pug leise.
»Möglicherweise kommt Ihr in den nächsten Tagen
zu dem Schluss, dass Ihr eine Bürde auf Euch genommen habt, die Ihr gar nicht wolltet. Doch im
Augenblick helft Ihr mir damit sehr.«
Pug und Owyn tauchten in eine tiefe Dunkelheit
ein.
Owyn und Pug erwachten zur selben Zeit aus ihrer
tiefen Trance; Gorath saß neben ihnen. »Ich hatte
schon befürchtet, Ihr würdet niemals mehr aufwachen«, meinte er und half den beiden, sich aufrecht
hinzusetzen.
»Wie lange waren wir bewusstlos?«, fragte Owyn.
»Zwei Tage«, sagte Gorath. »Ihr wart in Trance,
und wenn ich euch etwas zu essen oder trinken eingeflößt habe, habt ihr auch gehorsam geschluckt,
aber ansonsten habt ihr nur reglos dagesessen und
den Becher festgehalten.«
Owyn blinzelte und spürte, wie Bilder und
Gedanken durch seinen Kopf wirbelten. Sobald er
sich auf einen Gegenstand in der Hütte konzentrierte, verblassten diese Fragmente, aber wenn er
sich zu entspannen versuchte, tauchten sie wieder
auf und wirbelten erneut durch seinen Kopf. Er
stand leicht
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