Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
das Zelt des Prinzen. Pug ging mit
Owyn zu dem Zelt, das Arutha für sie hatte errichten lassen. »Was werdet Ihr tun, wenn Ihr nach
Hause zurückgekehrt seid?«, fragte Pug.
»Ich bin nicht sicher. Ich weiß, dass mein Leben
niemals wieder so sein kann wie früher. Ich habe
zu viel gesehen, und das … es verändert einen.«
Pug tippte mit dem Finger an Owyns Stirn. »Und
Ihr habt dort oben zu viel, das Ihr nicht müßig herumliegen lassen solltet. Kehrt nach Stardock zurück. Sorgt dafür, dass wir nicht mehr mit solchen
wahnsinnigen Zauberern zu rechnen haben, wie
Makala es war.«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Owyn. »Ich glaube,
ich würde gerne mehr über meine Kräfte erfahren,
aber ich glaube auch, dass mein Vater über meine
Zukunft mitzubestimmen hat.«
»Das ist die Bürde des Adels«, sagte Pug. »Aber
Ihr habt Zeit, über die Entscheidung nachzudenken, und Ihr habt dabei jetzt sicher mehr zu beherzigen als zuvor.«
»Zweifellos«, bestätigte Owyn, während sie das
Zelt betraten.
»Um die Wahrheit zu sagen, einer der Gründe,
weshalb ich Stardock verlassen habe, hatte mit all
dieser Politik zu tun. Zwei von Euren keshianischen
Studenten, Korsh und Watoom, scharen Anhänger
um sich, und ich befürchte, einige unangenehme
Dinge werden auf uns zukommen, wenn man diese
Gruppen nicht auflösen kann.«
»Das befürchte ich auch, aber ich bin mir noch
nicht sicher, was man dagegen tun kann«, gestand
Pug.
Pug ließ sich auf seiner Matte nieder, und Owyn
begann, die Zeltklappen zu schließen. Einen
Augenblick hielt er inne und betrachtete den ruhigen Wald um das Lager. In der Ferne hörte er die
Soldaten des Königreichs, die um ihre Feuerstellen
herumsaßen, und über den Bäumen schimmerten
helle Sterne.
Er fragte sich, ob irgendwo da draußen Gorath
bei den Müttern und Vätern war oder bei den
Gesegneten Inseln.
Wo immer du auch bist, dachte Owyn, während
er die Zeltklappe befestigte, ich werde dich niemals
vergessen. Dann fügte er hinzu: mein Freund.
Er legte sich auf seine Matte. Trotz all der
unbeantworteten Fragen und der zahllosen
Möglichkeiten, die noch vor ihm lagen, schlief er
rasch ein.
Pug blickte den jungen Magier an und erinnerte sich an die Zeit, als er in seinem Alter gewesen
war, als er mit der großen Kraft gerungen hatte,
von der Owyn im Augenblick noch nicht einmal
ahnte, dass er sie besaß. Er fragte sich, welche
Entscheidung Owyn wohl treffen würde.
Aber welche es auch sein würde – Owyn würde
sie fällen, und Pug legte sich erleichtert in dem
Wissen hin, dass seine Heimat und seine Familie
wieder in Sicherheit waren. Er badete in dem
Wissen, dass Gamina zu Hause war und er bald
wieder mit seiner Familie in Stardock vereint sein
würde. Mit diesen Gedanken sank Pug in den
Schlaf. Und es war ein guter, langer und friedlicher Schlaf.
Über den Autor
Raymond Feist wurde
1945 in Los Angeles geboren und lebt in San Diego
im Süden Kaliforniens.
Über lange Jahre hat er
Rollenspiele und schließlich Computerspiele entwickelt. Aus dieser Tätigkeit entstand auch die fantastische Welt Midkemia, die er in seinen Romanen
literarisch ausgestaltet. Inzwischen verfolgen seit
mehr als zwei Jahrzehnten weltweit Millionen
Fans das hin und her wogende, oft kriegerische
Geschehen auf Midkemia und Kelewan, der durch
einen mysteriösen Spalt im Raum abgetrennten
Welt der Invasoren. Die große Popularität des gesamten Midkemia-Zyklus, vor allem bei Lesern in
den USA, England und Deutschland, machte ihn
zu einem regelrechten Klassiker des Genres und
hat Raymond Feist den Ruf eines der wichtigsten
Autoren in der Tradition Tolkiens eingetragen.
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