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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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erworben oder einer Karawane in der Wüste gestohlen hatten. James sah eine große Wasserhaut an einem Pflock an der Wand hängen, gleich neben etwas, das offensichtlich ein Brunnen war – ein runder Steinschacht von vier Fuß Höhe und etwa ähnlich großem Durchmesser. Es war verständlich, dass eine Garnison von dieser Größe einen eigenen Brunnen hatte. James blickte auf und sah ein Loch über dem Brunnen. Er begriff, dass dieser alte Schacht zum Exerzierplatz des Burgfrieds führen musste.
     
    James änderte seinen Plan spontan. Er hatte von diesem Schacht nichts geahnt, doch es machte die Dinge leichter. Er eilte lautlos zu dem Brunnen, setzte sich auf den Rand, beugte sich vor und stützte sich mit der Hand auf dem gegenüberliegenden Rand auf. Er blickte nach oben. Etwa hundert Fuß über ihm war ein schwacher Lichtschimmer zu erkennen.
    Der alte Aufbau des Brunnens war niedergerissen worden, zusammen mit dem übrigen Teil der Festung, aber niemand hatte daran gedacht, den Schacht zuzuschütten.
    James warf einen Blick nach unten und sah einen Haken mit einem Seil daran, das in der Dunkelheit weiter unten verschwand.
    Er nahm die Wasserhaut von der Wand und stellte fest, dass sie voll war. Dann hängte er an ihre Stelle eine der vielen leeren, die direkt neben dem Brunnen lagen. Einer der Jungen würde wahrscheinlich Schläge einstecken müssen, weil er sie angeblich nicht gefüllt hatte, aber das war jetzt nicht weiter von Bedeutung.
    In ein oder zwei Tagen waren die Jungen ohnehin entweder tot oder frei.
    James schlich lautlos durch die Küche, nahm Brot, Käse und getrocknete Früchte mit. Er eilte davon, und als er sich in sicherer Entfernung im Tunnel befand, legte er alles auf den Boden. Er eilte zur Küche zurück und stellte sich auf den hüfthohen Rand des Brunnens. Dann beugte er die Knie und sprang mit einem großen Satz in den überhängenden Schacht hinauf, presste dort die Hände so kräftig seitlich gegen die Mauer, dass er sich förmlich verkeilte und hängen blieb. Es war eng in dem Schacht, und er musste sich anstrengen, um nicht in den Brunnen hinabzustürzen.
    Stück für Stück krabbelte er aufwärts, schürfte sich dabei Knie und Ellenbogen auf und schabte den Dreck von den Wänden. Der Koch musste schon blind sein, wenn er ihn nicht finden würde.
    Danach arbeitete sich James, so gut es ging, wieder abwärts. Kurz vor dem unteren Ende des Schachts ließ er sich in die Tiefe fallen. Als er am Rand des Brunnens in der Küche vorbeikam, streckte er die Arme aus und packte zu. Der Aufprall klang grauenhaft laut, jedenfalls in seinen Ohren; der Koch schien jedoch nichts gehört zu haben, denn er schnarchte unbekümmert weiter.
    James’ Schultern fühlten sich an, als wären sie bei dem Ruck aus den Gelenken gerissen worden. Er erinnerte sich, wann er das letzte Mal so etwas gemacht hatte, und plötzlich wurde ihm klar, dass er damals zum ersten Mal einem Nachtgreifer begegnet war – auf den Dächern Krondors, in jener Nacht, als er Prinz Arutha vor dem Armbrustbolzen eines Assassinen gerettet hatte. Doch diese Übung wurde nicht unbedingt dadurch besser, dass man sie mehrfach durchführte, dachte er, während er noch am Rand des Brunnens hing.
    James holte tief Luft und zog sich hoch. Er vermied es, den Staub, den er so großzügig um die Brunnenöffnung verteilt hatte, zu berühren, und sprang lautlos darüber hinweg; dann drehte er sich um und betrachtete den Schaden, den er angerichtet hatte. Er konnte deutlich sehen, wo seine Hände die obersten Steine berührt hatten. Rasch verteilte er etwas Staub darauf, in der Hoffnung, dass sich niemand diese Stelle genauer ansehen würde.
    Dann eilte er aus der Küche, hob das Essen und das Wasser auf und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen. Unterwegs rieb er sich erst die eine, dann die andere Schulter und nahm sich im Stillen vor, sich nie wieder an dieser Übung zu versuchen.
    »Ich weiß nicht, was zuerst geschehen wird: ob der Koch zuerst den Dreck um den Brunnen bemerkt oder die Wachen feststellen, dass Edwin nicht mehr in der Zelle ist, und Alarm schlagen«, sagte James, während sie aßen. »Ich hoffe, es wird das Erste sein.«
    »Wieso?«, wollte William wissen, während er die Portion Brot aß, die ihm zugeteilt worden war.
    Treggar antwortete an James’ Stelle. »Das ist ganz einfach. Wenn sie zuerst merken, dass der Gefangene weg ist, werden sie jeden Raum durchsuchen – zumindest so lange, bis sie den Dreck in der

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