Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
auf.
Der Raum war leer.
Er befand sich in einer Art Wachraum, denn an drei Wänden befanden sich eiserne Zellentüren.
Eine vierte Tür führte zu einem dunklen Gang.
James blinzelte durch die kleine, mit Gitterstäben versehene Öffnung der nächsten Eisentür. Ein einzelner Mann lehnte an der gegenüberliegenden Wand; er trug nichts weiter als einen Lendenschurz.
»Hallo!«, flüsterte James.
Der Gefangene hob den Kopf und blinzelte, als versuche er, die Gestalt des Mannes auszumachen, dessen Kopf das kleine Fenster verdeckte. »Wer bist du?«, fragte er in der Sprache des Königreichs.
»James, Junker von Krondor.«
Der Mann kämpfte sich auf die Beine und kam zum Fenster, wo James ihn genauer sehen konnte.
»Ich bin Edwin, einer der Fährtensucher.«
James nickte. »Vor ein paar Stunden habe ich gesehen, wie dein Kamerad geopfert worden ist.«
»Das war Benito«, sagte der Gefangene. »Arawan haben sie in der Nacht davor umgebracht. Ich bin der Nächste, es sei denn, Ihr könnt mich hier irgendwie rausholen.«
»Geduld«, sagte James. »Wenn ich dich rauslasse und sie kommen aus irgendeinem Grund zu dir, werden sie sofort wissen, dass wir in die Festung eingebrochen sind.«
»Wie viele seid ihr?«
»Drei. Ich und zwei Offiziere. Aber wir warten auf die Ankunft des Prinzen.«
»Das tun die Assassinen auch«, erklärte Edwin.
»Ich weiß zwar nicht genau, was sie vorhaben, aber ich verstehe ihre Sprache gut genug, um zu erahnen, dass sie über das unterrichtet sind, was Seine Hoheit vorhat. Sie wollen ihm einen besonderen Empfang bereiten.«
»Der Dämon«, sagte James.
»Der Dämon?«, flüsterte Edwin. »Ich habe gewusst, dass es was mit dunkler Magie zu tun hat, aber «
»Ich komme wieder«, sagte »James. »Wenn sie dich heute Abend opfern wollen, bleibt mir noch der ganze Tag, einen Weg nach draußen zu finden.«
»Ich kenne einen Weg nach draußen! Sie haben mich an der östlichen Seite der Festung aufgegriffen und dann ein altes Tor geöffnet, möglicherweise ein Ausfalltor. Es war bereit genug, dass Berittene in zwei Reihen nebeneinander hindurchreiten könnten.«
»Wir haben einen anderen Weg gefunden, einen Fußweg, der tief in die Felsen in der Nähe des alten Haupttors gegraben wurde. Aber ich weiß nicht, wie ich die Tür von innen öffnen soll.«
»Dabei kann ich Euch nicht helfen. Was habt Ihr vor?«
»Erzähle mir zuerst noch mehr von dem Eingang, den du gefunden hast.«
»Es gibt dort eine unterirdische Stallung, wo sie die Tiere halten, gleich neben der Waffenkammer.
Von dort führt ein kurzer, aber weiter Korridor zu einem Falltor, das über einen kleinen, ausgetrockneten Graben führt. An der östlichen Seite dieser Böschung gibt es mehrere raffiniert getarnte Ausgucke, und alle, die sich auf diesem Weg nä
hern, werden lange, bevor sie das Tor erreichen, gesichtet.«
James dachte nach. Allmählich nahm die Architektur dieser Festung vor seinem geistigen Auge Gestalt an. »Ich werde zurückkommen. Wann etwa werden sie dich holen?«
»Eine Stunde vor der Opferung. Ich bekomme einmal am Tag etwas zu essen. In ungefähr zwei Stunden ist es wieder so weit.«
»Dann sieh zu, dass du ordentlich was isst. Du wirst viel Kraft benötigen. Wir müssen draußen sein, bevor sie merken, dass du nicht mehr da bist.«
»Ich werde hier auf Euch warten, James«, meinte der Fährtensucher mit bitterem Humor.
James eilte zum Korridor auf der anderen Seite.
Er huschte rasch an der Wand entlang, bis er an eine Kreuzung kam, dann verschwand er in der Dunkelheit.
William und Treggar zogen beide ihre Dolche, als sie jemanden kommen hörten. Sie hatten in Gedanken versunken dagesessen und fuhren bei dem Geräusch regelrecht zusammen.
»Ganz ruhig!«, erklang James’ Stimme in der Dunkelheit. Kurz darauf entzündete er eine seiner Kerzen. »Wir haben ein Problem.«
»Nur eins?«, fragte Treggar.
»Ein großes. Der letzte Fährtensucher wird gegen Mitternacht geopfert werden, wenn wir ihn nicht vorher befreien.«
»Können wir das denn?«, fragte William.
»Ja.«
»Dann tun wir es auch«, sagte Treggar.
»Es wird nicht leicht werden. Wir haben nichts zu essen, kein Wasser und keine Pferde, und es dauert noch mindestens zwei Tage, bis Arutha hier ist – wenn er überhaupt weiß, wo er uns findet.
Ich bin nicht sicher, wie viele Assassinen sich hier verstecken, aber ich schätze, es sind mindestens dreihundert, wenn nicht sogar mehr.« James reichte William die Kerze. »Halt
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