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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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einer bestimmten Schenke zu. Sie lag an der Grenze zwischen dem ärmsten Viertel der Stadt und einem etwas ansehnlicheren Gebiet, das von Arbeitern und ihren Familien bewohnt wurde. Ein Belag aus Schlamm verdeckte einen verborgenen Auslöser, und als er ihn betätigt hatte, spürte James, wie ein ganzer Abschnitt von Steinen zur Seite schwang.
    Die »Steine« bestanden aus schwerem, mit Gips verkleidetem Zeltstoff und verdeckten den schmalen Eingang zu einem kurzen Tunnel. Als James die verborgene Tür hinter sich wieder verschlossen hatte, öffnete er das Schiebefenster seiner Lampe.
    Er war sich zwar beinahe sicher, dass er jede Falle entlang dieses Tunnels kannte, aber eben nur beinahe, und daher war er so vorsichtig wie möglich, als er weitermarschierte.
    Am Ende des Tunnels stieß er auf eine dicke Eichentür, und er wusste, dass sich auf der anderen Seite eine kurze Treppenflucht befand, die zu einem Keller unterhalb der Schenke führte. Er untersuchte das Schloss, und als er sicher war, dass sich nichts geändert hatte, knackte er es. Als es mit einem leisen Klicken aufsprang, stieß er die Tür vorsichtig ein Stück auf, ungeachtet der Möglichkeit, dass auf der anderen Seite womöglich eine neue Falle angebracht worden war. Es geschah jedoch nichts, und er eilte rasch die Stufen empor.
    Oben angekommen, betrat er den dunklen, mit Fässern und Säcken voll gestopften Keller.
    Er wand sich durch das Gewirr der gelagerten Materialien und erklomm die Holzstufen, die zum Hauptgeschoss des Gebäudes führten und in einer Vorratskammer hinter der Küche endeten. Er öffnete die Tür.
     
    Der spitze Schrei einer jungen Frau zerriss die Stille, und einen Augenblick später sauste der Bolzen einer Armbrust genau an die Stelle, an der James soeben noch gestanden hatte. Der Junker rollte sich blitzschnell auf den Boden, während der Bolzen die Holztür zersplitterte; dann stand er mit erhobenen Händen auf. »Ganz ruhig, Lucas! Ich bin’s doch nur!«
    Der Schenkenbesitzer, der in seiner Jugend Soldat gewesen war, hatte sofort nach der Armbrust gegriffen und einen Schuss abgegeben, als er den Schrei gehört hatte. Jetzt lag die Armbrust auf dem Boden, und er stand mit gezogenem Schwert in der Mitte der Küche. Er zögerte einen Augenblick, steckte dann das Schwert in die Scheide zurück und näherte sich James, indem er einen Bogen um einen Schlachtblock machte.
    »Du Idiot!«, zischte er, als hätte er Angst, die Stimme zu erheben. »Willst du dich unbedingt ins Grab bringen?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, antwortete James.
    »Wenn du in dieser Kleidung an meiner Kellertür herumschnüffelst – wie soll ich dann wissen, dass du es bist? Du hättest mich benachrichtigen sollen, dass du diesen Weg nimmst, oder du hättest noch eine Stunde warten und wie ein ehrlicher Mann durch die Vordertür reinkommen sollen.«
    »Na ja, ich bin doch ein ehrlicher Mann«, sagte James. Er trat von der Küche in den leeren Schenkenraum, ließ seinen Blick umherschweifen und setzte sich dann auf einen Stuhl. »Mehr oder weniger jedenfalls.«
    Lucas lächelte leicht. »Mehr als so manche anderen. Was bringt dich dazu, wie eine Katze in der Gosse herumzukriechen?«
    James warf dem jungen Mädchen, das ihm und Lucas in den Schenkenraum gefolgt war, einen Blick zu. Sie hatte sich gleich wieder beruhigt, als sich herausgestellt hatte, dass der Eindringling ein Freund des Schenkenwirts war. »Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Sie holte tief Luft. »Nun, du hast dir jedenfalls viel Mühe gegeben.« Sie stand aufrecht da, und ihre vom Schreck leicht gerötete Hautfarbe bildete einen hübsch anzusehenden Kontrast zu ihren dunklen Haaren. Sie schien etwa zwanzig Jahre alt zu sein.
    »Ein neues Barmädchen?«, fragte James.
    »Meine Tochter Talia.«
    James lehnte sich zurück. »Lucas, du hast doch gar keine Tochter.«
    Der Eigentümer des RegenbogenPapageien ließ sich James gegenüber nieder. »Geh in die Küche und achte darauf, dass nichts anbrennt, Talia.«
    »Ja, Vater«, sagte sie und verschwand.
    »Ich habe sehr wohl eine Tochter«, meinte Lucas zu James. »Nach dem Tod ihrer Mutter habe ich sie zu meinem Bruder geschickt, damit sie auf seinem Bauernhof in der Nähe von Tannerbrook leben konnte.«
     
    James lächelte. »Du wolltest sie nicht an einem solchen Ort aufwachsen lassen, richtig?«
    Lucas seufzte. »Ja. Hier herrschen raue Sitten.«
    James täuschte Unwissenheit vor. »Wieso, Lucas? Ist mir noch nicht

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