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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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gesamte System so schwarz wie Tinte, abgesehen von wenigen Stellen, die über eigene Lichtquellen verfügten. Nur jene, die mit dem Gebiet besonders vertraut waren, konnten sich gefahrlos durch das Gewirr von Gängen bewegen. Doch James wusste von dem Augenblick an, da er den Palast verlassen hatte, ganz genau, wo er sich befand.
    Als er noch Mitglied der Gilde der Diebe – der Spötter – gewesen war, hatte James sich eine Vielzahl verschiedenster, zum Überleben notwendiger Tricks angeeignet; harte Umstände, die unterschiedlichsten Gelegenheiten und ein scharfer, natürlicher Verstand hatten ihm dabei geholfen.
    Er huschte lautlos zu einem Versteck, das er selbst hergerichtet hatte, und rückte einen falschen Stein zur Seite. Der Stein bestand aus Stoff, Holz und Farbe, und obwohl er im Licht weit heller schimmerte, als man von einem Stein hier unten erwarten mochte, hielt er einer genaueren Begutachtung stand. James legte den falschen Stein auf den Boden und holte eine Laterne aus dem Versteck.
    In dem Loch befanden sich auch noch ein paar zusätzliche Pickel sowie eine Reihe von anderen Gegenständen, die sich im Palast nicht gut gemacht hätten: einige Ätzmittel, Kletterausrüstung und ein paar eher ungewöhnliche Waffen. Alte Gewohnheiten starben selten aus.
    James entzündete die Laterne. Er wäre niemals auf die Idee gekommen, eine Laterne im Palast zu behalten, aus Angst, jemand könnte ihn dabei beobachten, wie er die Verbindung zwischen den Abwasserkanälen des Palastes und denen der Stadt entlangschlich. Es war von höchster Wichtigkeit, dass niemand erführ, wie der Palast über die Abwasserkanäle zu erreichen war. Sämtliche Zeichnungen in den vorhandenen Dokumenten des Palastes – von der ursprünglichen Bergfeste bis zur letzten Erweiterung – wiesen die beiden Systeme als vollständig getrennt voneinander aus, genauso, wie die Abwasserkanäle der Stadt von denen außerhalb der Stadtmauern getrennt waren.
    Aber Schmuggler und Diebe hatten entsprechende Verbindungsgänge geschaffen, und so waren die königlichen Pläne rasch unvollständig geworden.
    James rückte den Docht zurecht, zündete ihn an und schloss das kleine Fenster, bis nur noch ein winziger Lichtschein zu sehen war. Das bisschen Licht genügte ihm jedoch vollkommen, um ihn sicher durch das Abwasserkanalsystem zu führen. Er hätte auch ohne Licht gehen können, wie er sehr wohl wusste, aber es hätte länger gedauert, und er hätte beinahe kriechen müssen, um sich seinen Weg an den Wänden entlangzutasten. Und ausgerechnet heute Nacht musste er ein ziemlich weites Stück zurücklegen.
    James stellte sicher, dass er nichts vergessen hatte, worüber irgendjemand hätte stolpern können.
    Er dachte an das niemals endende Bedürfnis nach Sicherheit, das eine seltsame Situation hervorrief: Die Maschinenbauer des Hofes gaben viel Zeit und Gold aus, um die Abwasserkanäle der Stadt zu reparieren – doch genauso schnell, wie sie repariert waren, wurden sie von den Spöttern und anderen wieder beschädigt, um neue Wege zu gewinnen, die vor den Blicken des Hofes geschützt waren.
    Nicht selten war James es, der eine neue Lücke entdeckte. Gelegentlich verbarg er auch eine, wenn sie seinen Zielen mehr diente, als ihre Schließung der Sicherheit des Palastes förderlich war.
    Ein verantwortliches Mitglied am Hofe des Prinzen zu sein, verlangte doch sehr viel mehr, als er es sich damals, als man ihn als Junker aufgenommen hatte, hatte vorstellen können. Mit diesen Gedanken eilte der ehemalige Dieb weiter zu seiner ersten Verabredung.
    Die Morgendämmerung stand kurz bevor, als sich James auf die Suche nach seinem letzten Kontaktmann begab. Es fiel dem Junker immer schwerer, seine Sorgen zu verdrängen. Die drei ersten Informanten, die er gesucht hatte, waren verschwunden. Die Docks wirkten unnatürlich ruhig; nicht einmal der übliche Lärmpegel aus dem Gebiet der Schenken und Tavernen war zu hören.
    Das Armenviertel war eindeutig Niemandsland, denn viele der gewöhnlichen Verstecke und Zugänge der Spötter waren versperrt und dichtgemacht worden.
    Von den Spöttern hatte James noch keine Spur entdeckt, was für sich betrachtet jedoch nicht wirklich auffällig war. Nicht nur er war in der Lage, sich unbemerkt durch die Abwasserkanäle und Straßen zu bewegen. Aber in dieser Nacht war etwas anders als sonst. Es gab andere, die die Abwasserkanäle benutzten. Gewöhnlich gab es für Bettler – nicht Spötter – einige Orte, an denen sie

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