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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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ungestört schlafen konnten. Schmuggler schafften ihre Waren über kurze Entfernungen hinweg, von verborgenen Anlegestellen im Hafengebiet, die in die größeren Abflüsse gebaut worden waren, zu Kellern, die weiter innerhalb der Stadt lagen. Diese Tätigkeiten verursachten Geräusche: kleine, unmerkliche Geräusche, die man überhören mochte, wenn man nicht wusste, dass sie vorhanden waren, aber durchaus wahrnahm, wenn man geübt darin war, sie zu erkennen. Heute Nacht jedoch war alles still. Nur das Murmeln des Wassers, das Huschen der Ratten und das gelegentliche Rattern von entfernten Maschinen, Wasserrädern, Pumpen und Schleusentoren hallten durch die Tunnel.
    Wer immer in den Abwasserkanälen war, versteckte sich, so viel hatte James inzwischen begriffen. Und das bedeutete Ärger. Traditionell pflegten die Spötter in unruhigen Zeiten die Sektionen des Kanalsystems abzuriegeln, besonders die in der Nähe des Armenviertels, um so die Zugänge zum Spötterschlupf zu versperren – dem Platz, der von der Gilde der Diebe auch »Bei Mutter«
    genannt wurde. Bewaffnete Schläger nahmen dann ihre Posten ein und warteten darauf, dass die Krise vorüberging. Andere, die nicht zur Gilde gehörten, zogen sich ebenfalls hierhin zurück, bis die Probleme sich aufgelöst hatten. Alle jedoch, die man außerhalb dieser Enklaven und geschützten Bereiche in den Tunneln antraf, waren Freiwild.
    Ein solcher Zustand hatte zum letzten Mal im ersten Jahr nach dem Spaltkrieg geherrscht, wie James sich erinnerte; damals war Prinzessin Anita verletzt worden, und Arutha hatte das Kriegsrecht verhängt.
    Je länger er durch die unterirdischen Abwasserkanäle und über die oberirdischen Straßen gelaufen war, desto mehr gewann James die Überzeugung, dass etwas höchst Schreckliches geschehen sein musste, während er außerhalb der Stadt einen Auftrag des Prinzen erledigt hatte. James blickte sich um; er wollte sichergehen, dass er nicht beobachtet wurde, und zog sich in den hinteren Teil der Gasse zurück.
    Zwei alte, große Holzkisten lehnten an einer Steinmauer, um Wind und Wetter abzuhalten.
    Darunter lag eine reglose Gestalt. Ein Schwarm Fliegen stob auf, als James eine der Kisten vorsichtig hochhob. Noch bevor James die Beine des Mannes berührte, wusste er, dass er nicht schlief.
    Vorsichtig drehte er die Gestalt um und sah, dass es der alte Edwin war, ein ehemaliger Seefahrer, dessen Liebe zum Trinken ihn seine Arbeit, seine Familie und schließlich auch den letzten Rest seiner Würde gekostet hatte. Aber selbst eine Gossenratte wie Edwin hatte einen besseren Tod verdient, als mit aufgeschlitzter Kehle wie ein abgeschlachtetes Vieh zu enden. Das dicke, beinahe vertrocknete Blut zeigte James, dass er schon vor einiger Zeit ermordet worden war, möglicherweise bei Morgendämmerung am Tag zuvor. Er war sicher, dass seine anderen Kontaktpersonen ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Wer immer hinter den Unruhen steckte, die die Stadt heimsuchten, tötete entweder ziemlich wahllos – dann hätten die Informanten von James einfach nur fürchterliches Pech gehabt –, oder aber jemand meuchelte systematisch James’ Agenten in Krondor. Die zweite Erklärung erschien ihm wahrscheinlicher.
    James erhob sich und blickte gen Himmel. Die Nacht verblasste, und graues Licht kündete im Osten vom bevorstehenden Sonnenaufgang. Es gab nur noch einen Ort, an dem er möglicherweise Antworten finden konnte, ohne eine direkte Auseinandersetzung mit den Spöttern zu riskieren.
    James wusste, dass der Prinz und die Spötter damals, als er in Aruthas Dienst getreten war, zu einer Vereinbarung gekommen waren, aber er kannte keine Einzelheiten. Doch es hatte sich eine Art Absprache zwischen James und den Spöttern entwickelt. Er hielt sich von ihnen fern, und sie wichen ihm aus. Er trieb sich in den Abwasserkanälen und auf den Dächern der Stadt herum, wann immer es ihm beliebte, und sie sahen zur Seite. Aber niemals gab er sich der Illusion hin, von ihnen warmherzig aufgenommen zu werden, sollte er sich entscheiden, zum Spötterschlupf zurückzukehren. Man war entweder ein Spötter, oder man war es nicht, und er war jetzt immerhin fast vierzehn Jahre lang keiner mehr gewesen.
    James verdrängte seine Sorgen darüber, ob er einen Besuch im Spötterschlupf wagen sollte, und wandte sich dem einen, letzten Ort zu, an dem er möglicherweise Informationen finden würde.
    James kehrte in die Abwasserkanäle zurück und hielt rasch auf eine Stelle unterhalb

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