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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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die Armee selbst beaufsichtige. Das bleibt natürlich unter uns.«
    James nickte schweigend.
    Arutha deutete zur Tür. »Lass Gardan rein, wenn du gehst. Und sieh zu, dass du etwas Schlaf kriegst. Du bist heute Morgen von sämtlichen Hofpflichten entbunden. Du hast einen anstrengenden Abend vor dir.«
    »Soll ich mich noch mal in der Stadt umsehen?«, fragte James. »Nein, aber meine Frau hat anlässlich unserer Rückkehr einen Ball arrangiert, und du wirst wohl oder übel daran teilnehmen müssen.«
    James verdrehte die Augen. »Kann ich nicht doch noch mal in die Abwasserkanäle gehen?«
    Arutha lachte. »Nein. Du wirst im Ballsaal stehen und interessiert dreinblicken, während reiche Kaufleute dich mit ihren Heldentaten über Steuergeschichten unterhalten und ihre faden Töchter dich mit ihren kläglichen Reizen zu verführen versuchen. Das ist ein königlicher Befehl.« Er nahm ein Dokument vom Tisch auf. »Außerdem haben wir die Nachricht erhalten, dass ein Edler aus dem Osten zu einem unerwarteten Besuch vorbeikommt. Wir müssen uns darauf vorbereiten, ihn zu empfangen. Diese Morde können einem wirklich die Freude an allem nehmen, nicht wahr?«, fragte er trocken.
    »Ja, Hoheit.«
    James öffnete die Tür und ließ Gardan hereinkommen, der zur Begrüßung nickte. Der Junker schlüpfte hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Der Hof war beinahe leer. Schon bald würden deLacy und Jerome den Edlen, Kaufleuten und anderen Bittstellern Einlass in die große Halle gewähren. Mit einem höflichen Nicken in Richtung der beiden Männer eilte James durch eine andere Seitentür hinaus und begab sich zu seinem Quartier. Er freute sich zwar nicht besonders auf einen weiteren Ball von Prinzessin Anita, aber er hörte den Sirenengesang, mit dem sein Bett ihn lockte. Die letzten Wochen im Norden, besonders der über eine Woche dauernde Ritt, der nur durch magische Kräuter ermöglicht worden war, forderten jetzt ihren Tribut.
    Als er um eine Ecke bog, stieß er auf einen Pagen; er befahl dem Jungen, ihn eine Stunde, bevor die Glocke zum Abendessen läutete, zu wecken. James betrat sein Zimmer und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
    Die Musiker begannen zu spielen, und Arutha wandte sich seiner Frau zu und verbeugte sich vor ihr. Der Hof des Prinzen in Krondor war zwar weniger formell als der königliche Hof in Rillanon, aber auch er war an bestimmte Traditionen gebunden. Und eine von ihnen besagte, dass alle Anwesenden den Eröffnungstanz des Prinzen und der Prinzessin abwarten mussten, bevor sie sich selbst auf die Tanzfläche begeben durften.
    Arutha war ein guter Tänzer. James überraschte das nicht im Geringsten. Niemand konnte das Schwert so gewandt schwingen wie der Prinz von Krondor, und niemand besaß einen solch herausragenden Gleichgewichtssinn, ein solches Gefühl für den richtigen Augenblick wie er. Außerdem waren es einfache Tänze. James hatte gehört, dass die Tänze in Rillanon weit komplizierter und überaus formell waren. Hier, im eher bäuerlichen Westen, ähnelten die Hoftänze jedoch denen, die auch bei den Bauern und den Stadtbewohnern im westlichen Königreich verbreitet waren – sie wurden nur mit etwas mehr Zurückhaltung und weniger Lärm ausgeführt.
    James sah, wie Arutha und Anita gleichzeitig dem Kapellmeister zunickten. Der Mann hielt den Bogen hoch und gab seinen Musikanten ein Zeichen einige Männer spielten auf Streichinstrumenten, zwei auf Schlagzeugen, drei auf verschieden großen Flöten. Eine lebhafte Weise wurde angestimmt, und Anita trat einen Schritt von Arutha weg – wobei sie immer noch seine Hand hielt – und vollführte eine Drehung, bei der ihr reich besticktes Kleid aufwirbelte. Sie duckte sich geschmeidig unter seinem Arm hindurch, und James hielt es für ausgesprochen gut, dass die albernen, weißen Hüte, die die Frauen in diesem Jahr trugen, nur für tagsüber gedacht waren. Es erschien ihm unmöglich, dass sie sich unter Aruthas Arm hätte hindurchwinden können, hätte sie noch den Hut aufgehabt.
    Der Gedanke erheiterte ihn, und er lächelte.
    »Was gibt es denn so Lustiges, James?«, fragte Jerome, der neben ihm stand.
    James’ Lächeln verschwand. Er hatte Jerome nie gemocht, schon bei ihrer ersten Begegnung nicht, als James vor vielen Jahren an den Hof gekommen war. Nach Jeromes erstem und einzigem Versuch, ihn zu verprügeln, hatte James den älteren Jungen niedergeschlagen und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er der persönliche Junker von

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