Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
hat nicht ganz geklappt. Ihr dürft nichts berühren, au
ßer den Boden unter euren Füßen. Und berührt bloß nicht die Tür, wenn ihr unter ihr hindurchschlüpft!« Dann verschwand er in der Dunkelheit unter der aufgehängten Tür.
William und der Hauptmann folgten ihm.
Der Tunnel war stockfinster. »Rührt euch nicht von der Stelle«, flüsterte James.
Einige schmerzhaft langsame Augenblicke vergingen, dann erwachte ein kleines Licht flackernd zum Leben, ein winziges Pünktchen, das James entzündet hatte.
»Wie habt Ihr das gemacht?«, wollte Treggar wissen.
»Ich zeige es Euch später«, antwortete James. Er reichte William eine dünne, brennende Wachskerze. »Geht ein paar Schritte den Tunnel entlang«, wies er beide an.
Er brachte die Tür wieder an Ort und Stelle und streckte die Hand aus. William gab ihm die Kerze.
Das winzige Licht genügte vollauf, um sie erkennen zu lassen, wohin sie traten, ohne jedoch den Tunnel wirklich zu erhellen.
»Wir müssen jetzt sehr aufmerksam und vorsichtig sein«, flüsterte James.
Er ging voran. Der Tunnel führte hinab, noch tiefer in die Erde hinein.
Nachdem sie eine Zeit lang lautlos dahin geschritten waren, sahen sie ein Licht in der Ferne.
James löschte sofort die brennende Wachskerze und steckte sie weg. Ein kurzes Stück, bevor sie die Quelle des Lichts erreichten, kreuzte ein anderer Tunnel den, in dem sie sich voranbewegten. James wandte sich nach rechts, weg von dem Licht, und bedeutete William und Treggar, ihm zu folgen. Als es erneut vollkommen dunkel war, entzündete er die Kerze wieder.
Sie schritten den Korridor entlang. Es war eindeutig ein von Menschenhand geschaffener Gang, denn auf beiden Seiten säumten Mauern aus gut eingepassten Steinen den Weg. Der Boden bestand aus großen Pflastersteinen.
»Ich glaube, das ist der Weg, den die Ratte mir gezeigt hat«, sagte William leise.
»Welche Ratte?«, fragte Treggar.
»Das bedeutet vielleicht, dass die Küche oder die Vorratskammern nicht weit von hier sind«, erwiderte James, ohne auf die Frage einzugehen.
Sie hörten Geräusche ein paar Meter weiter vorn. James löschte die Kerze erneut. Nur wenige Augenblicke später sahen sie ein Licht näher kommen, und zwei Männer marschierten den Gang entlang, der ihren Tunnel im rechten Winkel kreuzte. Keiner der beiden sprach, und es war schwer zu erkennen, was für Kleidung sie trugen, abgesehen davon, dass sie dunkel sein musste.
»Was jetzt?«, flüsterte William.
»Wir folgen ihnen«, erklärte James.
»Merkt euch den Weg zurück. Einer von uns muss auf jeden Fall den Prinzen erreichen und ihm von diesem Ort berichten«, sagte Treggar.
Sie näherten sich vorsichtig der Kreuzung und wandten sich dann nach links, um den beiden Männern zu folgen.
Etwa hundert Meter weiter den Korridor entlang hörten sie Stimmengemurmel. Als sie sich dem Licht näherten, sahen sie Männer vor dem Eingang zu einer großen, gut beleuchteten Galerie stehen.
Die Männer wandten den drei Eindringlingen den Rücken zu.
James blickte sich um und deutete auf ein Portal mit Stufen, die nach oben führten. Rasch betrat er die Treppe, gefolgt von den beiden anderen.
Sie fanden sich in einer runden Kammer wieder, die einst so etwas wie der Schlafraum der Bediensteten gewesen sein mochte. Von hier hatte man einen guten Blick auf das, was vermutlich einmal die Waffenkammer gewesen war. Alte Schmiedebänke lehnten jetzt unbenutzt an der Wand.
Sie hatten eindeutig die alte keshianische Festung gefunden und hielten sich in den Kellerräumen auf, die aus dem Fels gehauen worden waren.
Das Gemurmel der Stimmen von unten übertönte James’ Worte, als er sagte: »Hier haben vermutlich die Diener geschlafen, die in der Waffenkammer gearbeitet haben.«
»Was geht da unten vor?«, fragte William leise.
James riskierte einen Blick über den Rand, wich dann aber rasch wieder zurück.
Selbst in dem schwachen Licht konnten William und Treggar sehen, wie bleich James geworden war. »Wappnet euch, bevor ihr hinunterschaut«, flüsterte er.
William blinzelte nach unten und sah mindestens hundert Männer, die alle schwarze Gewänder oder Umhänge trugen und eine Zeremonie verfolgten, die sich direkt auf der gegenüberliegenden Seite vollzog. Die alte Waffenkammer war jetzt ein Tempel, und die braunen Flecken auf den Wänden waren untrügliche Zeichen dafür, dass dieser Tempel den dunklen Mächten diente.
Vier Männer – offensichtlich Priester – waren mitten in einer
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