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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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der Dunkelheit nach einer Art Griff im Fels, an dem sie sich hätten festhalten können. Als er endlich eine solche Stelle gefunden hatte, hielt er sich fest, hob das rechte Bein und tastete nach einem Halt für die Zehen. Stück für Stück kämpfte er sich langsam nach oben.
    William wandte sich an Treggar. »Hauptmann, lässt sich das Erklettern eines Felsens im Dunkeln in die Kategorie ›Offensichtlich gefährlich und dumm‹ einordnen?«
    »Aber ganz sicher, Leutnant«, antwortete Treggar.
    William machte sich daran, James zu folgen.
    »Ich wollte nur ganz sichergehen«, meinte er.
    Treggar wartete, bis auch William ein gutes Stück vorangekommen war, dann folgte er den beiden leise.
    Der Mittelmond ging gerade auf, als sie kletterten, und bald hatte James eine Stelle in der Felswand gefunden, die groß genug war, dass sie sich zu dritt hineinhocken konnten. »Wie hoch ist es eigentlich?«, fragte William.
    »Nicht sehr hoch. Hundert Fuß etwa«, antwortete James.
    William schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hätte gedacht, es wäre mindestens doppelt so weit.«
    Er bekämpfte den beinahe unwiderstehlichen Drang, sich zu weigern, die kleine Höhle jemals wieder zu verlassen. Bis hierher war er durch pure Willenskraft gelangt, hatte das Entsetzen einfach beiseite geschoben, das ihn ständig zu verzehren gedroht hatte. Es war ein schier endloser Kampf gewesen, sich blindlings vorzutasten und nach Spalten und Kanten zu suchen, ihre Festigkeit zu prüfen, sich ein kurzes Stück hochzuziehen, einen Fuß zu bewegen, sich dem Schrecken nicht zu ergeben, wenn unter seinen Zehen oder in seiner Hand der Fels zerbröselte.
    »Könnte man meinen, nicht?«, meinte der Hauptmann.
    »Seht mal«, sagte James und deutete nach oben.
    Über ihnen konnten sie den Nachthimmel sehen, der vom Mond erhellt wurde, und es war jetzt offensichtlich, dass die Felskante, auf die sie zukletterten, nur noch etwa zwanzig Fuß entfernt war.
    William kam es wie zweihundert Fuß vor. Er blickte nach unten und sah Dunkelheit. Er begriff, dass es noch schlimmer war, nicht erkennen zu können, wie weit er schon gekommen war. Er beschloss, nicht wieder nach unten zu schauen.
    »Vom Warten kommt nichts«, erklärte James und kletterte weiter.
    »Macht nicht zu schnell«, warnte Treggar.
    William erhob sich ebenfalls wieder. »Glaubt mir, Hauptmann, ich habe keine Eile.«
    Langsam erklomm William den tiefen Spalt.
    Als er fast oben war, streckte James ihm die Hand entgegen und zog ihn hoch. Er ließ sich helfen, legte sich dann auf den Bauch und half seinerseits Treggar hoch. Als alle drei sicher oben angekommen waren, blickte James über den verhältnismä
    ßig flachen Kamm und sagte leise: »Von hier aus können wir normal gehen.«
    »Wohin jetzt?«, fragte der Hauptmann.
     
    William blickte sich um. Der Eindruck von dem Tunnel, den ihm die Ratte geschickt hatte, war nur schwer in Einklang mit dem zu bringen, was er hier sah. Selbst wenn er im hellen Tageslicht hier gesessen hätte, hätte er Probleme gehabt: Aus der Sicht der Ratte war der Tunnel riesig, aber William vermutete, dass er in Wirklichkeit nur ein kleines Loch war, das nicht mehr als ein oder zwei Männer zur selben Zeit beherbergen konnte.
    »Ich glaube, hier entlang«, sagte William und eilte weiter. In dieser Nacht würden zwei Monde scheinen, der Mittlere und der Kleine, und sobald der Mittlere den Zenit erreichte, würde der kleinere Mond ihn eingeholt haben, so dass die gesamte Umgebung in helles Licht getaucht war und sie für jede aufmerksame Wache weithin sichtbar sein würden.
    James sah nach links und rechts, während Treggar immer wieder einen Blick über die Schulter warf. Der Kamm, den sie entlangschritten, war felsig und zerklüftet, voller großer, lotrecht aufragender Felsenfinger, deren Oberflächen von den Sandwinden geglättet worden waren. So manches Mal mussten sie vorsichtig um Felsformationen herumklettern.
    Etwa eine Stunde später meinte William: »Wenn Freund Ratte nicht einfach irgendeinen Blödsinn dahergeredet hat, müsste der Eingang hier irgendwo unter uns sein.«
    »Freund Ratte?«, fragte Treggar.
     
    »Ich erkläre es Euch später«, sagte James. »Im Augenblick müssen wir einen Weg nach unten finden.«
    William blickte sich um, sah dann einen kleinen Lichtschimmer. »Was ist das?«
    James schaute in die gleiche Richtung, in die sein Kamerad deutete. »Das Mondlicht spiegelt sich auf irgendetwas.«
    »Wie weit ist es wohl bis unten?«
    »Zwanzig

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