Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
geschrien«, sagte William.
»Das hätte er nie getan. Er war einer unserer Fährtensucher«, erklärte Treggar.
James schwieg.
Sie erreichten den Ausgang, und James bedeutete ihnen, stehen zu bleiben. Er reichte William das Licht.
Nachdem James eine Zeit lang die verborgene Tür betrachtet hatte, legte er seine Hand dagegen und drückte, um sie zu öffnen.
Nichts geschah.
Dreizehn
Versteck
James drückte erneut gegen die Tür.
Wieder geschah nichts.
»Was ist los?«, fragte Treggar.
»Sie geht nicht auf«, erwiderte James. Er fuhr mit den Fingern über die Türkante, betastete dann die Wand rechts von ihr.
»Wieso geht sie denn nicht auf?«, wollte William wissen.
»Wenn ich das wüsste, wäre sie wohl schon offen«, zischte James.
»Falls es Eurer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, Junker, wir befinden uns am Ende eines sehr langen Gangs und haben nicht die geringste Möglichkeit, uns zu verstecken«, sagte Treggar.
»Falls Ihr diese Tür also nicht innerhalb kürzester Zeit öffnen könnt, werden wir uns zu einem der Korridore, an denen wir vorbeigekommen sind, zurückschleichen und einen anderen Weg finden müssen, der uns nach draußen führt.«
James arbeitete konzentriert weiter, und seinen Bewegungen war anzumerken, dass er sich über die Bedrohlichkeit der Situation im Klaren war.
»Ich weiß nicht «
Er trat zur linken Seite der Tür und fuhr dort mit seiner Suche fort. »Wir sollten zurückgehen«, sagte er kurze Zeit später.
Sie eilten den Gang zurück und bogen bei der ersten Kreuzung links ab. »Wohin gehen wir?«, fragte William.
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete James. »Ich weiß nur eins, nämlich dass es in einer Festung von dieser Größe sicherlich einige Orte gibt, an denen wir uns verstecken können.«
»Warum habt Ihr gerade diese Richtung eingeschlagen?«, fragte Treggar.
»Weil sie derjenigen, aus der wir gekommen sind, genau entgegengesetzt ist.«
Sie verließen den schwach beleuchteten Korridor und wandten sich einem anderen zu, in dem es stockdunkel war. James entzündete die Kerze wieder.
»Wie machst du das eigentlich?«, fragte William.
»Wenn wir einen Platz gefunden haben, an dem wir uns verstecken können, zeige ich es dir«, antwortete James.
Eine Weile schritten sie schweigend dahin, folgten noch zwei weiteren Biegungen, da James sich so weit wie möglich vom Tempel entfernen wollte.
Plötzlich blieb er stehen. Er hielt die Kerze dicht über den Boden. »Staub. Hier ist schon seit langer Zeit niemand mehr rumgelaufen.« Er richtete sich wieder auf, und sie gingen weiter.
Kurz darauf kamen sie an einen Raum, der offensichtlich früher als Lager gedient hatte. Der Türrahmen war halb verrottet, und die Angeln waren herabgefallen. Die Tür selbst fehlte.
James betrat den Raum und hielt die Kerze hoch. Das flackernde Licht reichte aus, um sich umzusehen: Der Raum schien etwa zwanzig Fuß breit und halb so lang zu sein, doch es war schwer, die tatsächlichen Ausmaße zu erkennen, denn an der einen Seite waren Steine heruntergefallen.
»Kommt hierher«, sagte James und deutete auf eine der Ecken neben der Tür. »Hier scheint zwar eine ganze Zeit lang niemand mehr hergekommen zu sein, doch Ruthia« – die Göttin des Glücks
– »kann manchmal recht wankelmütig sein, und ich möchte nicht das Risiko eingehen, dass jemand zufällig Licht in diesem unbenutzten Raum sieht.«
Treggar blickte auf die Felsbrocken. »Kein Wunder, dass er nicht mehr benutzt wird, denn er ist alles andere als sicher. Seht Euch nur mal die Holzbalken an.«
James hielt das Licht etwas näher an einen Teil des herabgefallenen Fenstersturzes. »Trocken wie Papier«, sagte er. Er schob ein paar heruntergefallene Felsbrocken beiseite, so dass er sich auf einem großen Stein niederlassen konnte.
»Ich dachte, Holz würde im Laufe der Zeit härter werden«, meinte William.
»Manchmal ja«, erwiderte Treggar. »Ich habe Gebäude gesehen, da sind die Balken so hart wie Stahl gewesen.« Er hob ein Stück Holz hoch und zerbröselte es zwischen den Fingern. »Manchmal wird es aber auch einfach nur alt.«
»Wie spät mag es jetzt wohl sein?«, fragte James.
»Beinahe Dämmerung«, sagte Treggar.
»Ich wette, dass unsere Freunde drüben tagsü
ber schlafen. Solche Leute üben ihre Geschäfte gewöhnlich nachts aus. Ich werde mich ein bisschen umsehen. Wenn ich keinen anderen Weg nach draußen finde, untersuche ich die Tür noch einmal. Wir können nicht sehr lange
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