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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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vorsichtig.«
    Dann wühlte sie noch einmal in ihrem Bündel herum.
    Schließlich fand sie, was sie gesucht hatte, und streckte es ihm entgegen. »Hier ist ein sauberes Stück Stoff. Schüttet ein bisschen von der Flüssigkeit darauf und haltet es auf das Gesicht des Kindes, bevor Ihr es hochhebt. Ein paar Augenblicke müssten eigentlich reichen. Die Kleine wird nicht aufwachen, selbst wenn Ihr sie schüttelt oder es lautes Geschrei oder Ähnliches geben sollte.«
    »Danke«, sagte James. »Falls es wirklich laut werden sollte, spielt es keine Rolle mehr, ob sie wach wird oder nicht.« Er schaute zum Himmel hinauf. »Ich muss mich beeilen. Wartet hier und haltet die Pferde bereit, damit wir schnell verschwinden können, wenn ich angerannt komme.« Er dachte einen Augenblick nach und fügte dann hinzu: »Haltet die Pferde auf alle Fälle für einen schnellen Rückzug bereit – ganz egal, was passiert.«
    »Das ist zumindest mal ein weiser Vorschlag«, sagte Kendaric und grinste.
    James legte seinen Schwertgürtel ab. Er wusste, dass er und das Kind vermutlich ohnehin schon dem Tod ins Auge blicken würden, wenn er es wirklich nötig hatte, seine Klinge zu benutzen. Er überprüfte seinen Dolch und steckte ihn dann wieder fest in die Scheide. Schließlich stopfte er sich das Fläschchen und das Stück Stoff unter das Hemd, drehte sich um und eilte zurück zur Mündung der Schlucht.
    Flink kletterte er wieder zum Rand der Klamm hinauf, doch dieses Mal kletterte er so lange weiter, bis er über dem Zelt war. Der Mittlere Mond war im Westen untergegangen, und der Kleine Mond und der Große Mond würden bald aufgehen. Das Feuer in der Mitte des Lagers war weit heruntergebrannt; unweit davon lagen mehrere Goblins schlafend auf dem Boden. Schnarchgeräusche aus mehreren Zelten zeigten James, dass sich das ganze Lager zur Nachtruhe begeben hatte – natürlich mit Ausnahme der Wachen, die irgendwo patrouillieren würden. Er schickte ein kurzes Gebet zu Ruthia, der Göttin des Glücks und der Diebe, in dem er darum bat, dass die Goblins und die abtrünnigen Menschen nicht so klug gewesen waren, auch entlang des Grates Wachen patrouillieren zu lassen. Er befand sich jetzt genau über dem größten Zelt und schaute sich noch einmal um. Dann begann er, vorsichtig die Schluchtwand hinabzuklettern.
    Als er den Erdboden erreichte, legte er sein Ohr an das Zelt und lauschte, doch durch den dicken Stoff hindurch konnte er nichts hören. Das Zelt war mit vielen Pflöcken am Boden festgemacht, was es ihm unmöglich machte, eine Zeltbahn hochzuheben und darunter hindurchzu-kriechen. Er zog seinen Dolch.
    Leise stieß er die Spitze in den schweren Zeltstoff und führte die Klinge mit einer gleichmäßigen, kräftigen Bewegung nach unten – und zwar so, dass er möglichst wenig Lärm verursachte. Er machte den Schlitz groß genug, um hindurchzuspähen, und schaute ins Innere des Zelts. Bei dem Geruch, der ihm entgegenschlug, hätte er sich beinahe übergeben. Er kannte diesen Gestank: Es stank nach Leichen. Er schluckte das, würgende Ekel-gefühl und den Brechreiz hinunter und schaute sich um.
    Drei Goblins schliefen auf Decken auf dem Boden, während ein weiterer auf einem leicht erhöhten Podest vor einer Art Altar lag. James suchte nach dem Kind und entdeckte schließlich hinter dem Altar einen kleinen Gegenstand von der Größe einer Wiege. Er glitt durch den Schlitz in der Zeltbahn und kroch auf das Objekt zu.
    Es war in der Tat eine grob zusammengezimmerte Wiege, und in ihr lag das schlafende Kind. Er schaute sich um und unterdrückte ein Schaudern. Auf dem Altar lagen Körperteile, und sie waren so angeordnet, dass sie eine Art grotesker Parodie der menschlichen Gestalt bildeten. Der Oberkörper einer Frau lag oberhalb des Beckens eines Mannes. Auf der linken Seite war ein Kinderarm platziert worden, während auf der rechten der Arm eines älteren Kindes oder einer Frau lag. Gleichermaßen nicht zusammenpassende Beine und Füße schlossen sich unten an das Becken an. James warf erneut einen Blick in die Wiege. Es schien ganz so, als ob dieses Kind für den Kopf hätte sorgen sollen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, welche Art von schwarzer Magie hier ausgeübt wurde, und er hatte auch nicht vor, lange genug hier zu bleiben, um es herauszufinden. Seine jüngsten Erfahrungen in der Wüstenfestung der Nachtgreifer, wo er beinahe der Eh-rengast bei einer Dämonenbeschwörung gewesen wäre, hatten dafür gesorgt, dass er solchen

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