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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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Vorgängen eine tiefe Abscheu entgegenbrachte.
    James zog geschickt das Fläschchen und das Stück Stoff aus seinem Hemd und träufelte ein paar Tropfen der Flüssigkeit auf das Tuch, wobei er sicherheitshalber den Atem anhielt. Sobald das Tuch sich ein bisschen feucht anfühlte, nahm er es und legte es dem Kind aufs Gesicht.
    Nach einem kurzen Augenblick legte er das Stück Stoff in eine Ecke der Wiege, dann stöpselte er das Fläschchen wieder zu und steckte es in sein Hemd. Er beugte sich nach vorn, um das Kind aus der Wiege zu nehmen.

    Ein erstauntes Grunzen ließ ihn innehalten und quer über den Altar blicken. Dort stand der Goblin-Priester, der auf der anderen Seite geschlafen hatte, und starrte ihn aus vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen an. James packte das Tuch und schleuderte es quer über den Altar, wo es nach einem wirbelnden Flug auf Mund und Nase des Goblins landete. Der Priester blinzelte überrascht, dann begann er die Hände zum Gesicht zu heben, doch genau in dem Augenblick, da seine schwarzen Krallenfinger das Tuch berührten, verdrehte er die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und brach schlaff auf dem Fußboden zusammen.
    »Danke, Jazhara«, sagte James leise und hob das Kind aus der Wiege.
    Aus der Decke des Kindes machte er sich eine Schulterschlinge und floh von diesem schrecklichen Ort.
    Dabei trug er das Kind so, wie er früher, als Junge, als er noch Häuser ausgeraubt hatte, seine Diebesbeute getragen hatte. Er kletterte an den Felsen hinauf und bewegte sich so schnell wie möglich entlang der Kante zurück zur Mündung der Schlucht, wobei er auf Schritt und Tritt einen Alarmschrei erwartete. Als er eine Stelle erreicht hatte, an der er gefahrlos hinuntergelangen konnte, sprang er mit einem Satz in die Tiefe und begann zu rennen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich bei den anderen ankam, aber sie hielten die Pferde bereit und saßen bereits im Sattel, als er auftauchte.

    »Ich habe sie«, sagte James. Jazhara streckte die Arme aus. James reichte der Magierin das Kind und stieg dann auf sein eigenes Pferd.
    Die vier trieben ihre Pferde an und trabten wenig später bereits wieder den Pfad hinab.

    Eine Stunde später stießen sie auf Bauer Toth, der ängstlich an einem kleinen Feuer hockte und wartete. Als sie in Sicht kamen, sprang er auf und rannte ihnen entgegen.
    »Habt ihr sie?«, rief er, als er das Bündel in Jazharas Armen entdeckte.
    Jazhara reichte ihm das Kind und sagte: »Sie wird bis morgen früh schlafen, und anschließend wird sie noch ein paar Stunden etwas teilnahmslos sein. Danach wird es ihr jedoch wieder gut gehen.«
    »Ich danke Euch! Gepriesen seien die Götter! Sie ist am Leben und gesund. Ich danke Euch von ganzem Herzen.«
    James ließ seine Blicke schweifen. »Wir werden mit Euch zu Eurem Hof zurückreiten. Möglicherweise bemerken die Goblins ihr Verschwinden erst bei Anbruch der Dämmerung, aber es ist trotzdem besser, vorsichtig zu sein.«
    »Ich bin Euch überaus dankbar«, sagte der Bauer; er drehte sich um und schritt an ihrer Seite den Pfad entlang.

    »Wir haben noch andere Neuigkeiten … schlechte Neuigkeiten«, sagte Jazhara. »Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber Euer Freund Lane ist tot.«
    »Das habe ich schon befürchtet, als Ihr ohne ihn zurückgekehrt seid«, erwiderte Toth.
    »Er muss den Bastarden einen heftigen Kampf geliefert haben«, sagte Solon. Er warf einen Blick auf Kendaric, der jedoch klug genug war zu schweigen. »Er war ein Held, daran gibt es keinen Zweifel.«
    Toth schwieg einen Augenblick, bevor er antwortete:
    »Wir müssen unserer Tochter noch einen Namen geben, und ich glaube, von jetzt an werde ich sie zum Gedenken an meinen Freund ›Lane‹ nennen.«
    »Das ist eine große Ehre«, stimmte Solon ihm zu.
    Als die Morgendämmerung anbrach, waren sie bereits mehrere Meilen weit auf der Straße. Sie hatten zweimal kurz Rast gemacht, und James und Solon hatten Toth zwischendurch ein Stück reiten lassen, während sie die kleine Lane getragen hatten.
    Kurz nach Sonnenaufgang wurde das Kind unruhig und zappelig. »Sie hat Hunger, und ihre Mutter ist nicht da«, sagte der Bauer. »Sie wird warten müssen, bis wir unsere Farm erreichen und ich die Ziege melken kann.«
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Kendaric, der allmählich ein steifes Genick bekam, da er sich alle paar Minuten umdrehte und einen Blick über die Schulter warf.

    »Nicht mehr weit«, erwiderte Toth. »Und mit ein bisschen Glück

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