Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Einen Augenblick später stand die Kreatur in Flammen.
James hatte Probleme mit einem besonders kräftigen Mann – einer Kreatur, korrigierte er sich selbst. Das Ding war ganz offensichtlich früher der Holzfäller gewesen, von dem Lyle ihnen erzählt hatte – ein großer, breitschultriger Mann mit langen, kräftigen Armen. Es versuchte, James zu packen, aber der wich zur Seite hin aus. Doch die Verletzungen, die James der Kreatur mit seinem Rapier beibrachte, machten sie kaum langsamer.
»Kendaric!«, rief James. »Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen!«
Der Gildenmann stand mit dem Rücken zu Nathans Haustür, das Schwert fest umklammert. »Was für Hilfe meint Ihr denn?«, rief er zurück.
»Meine Klinge eignet sich nicht unbedingt als Hackmesser.«
Kendaric schwang sein kurzes Schwert. »Aber die hier schon eher, was?«
James duckte sich unter einer großen Hand weg, die durch die Luft wischte, und brüllte: »Sie eignet sich jedenfalls besser zum Hacken als die, die ich in der Hand habe!«
»Aber ich werde Euch meine nicht leihen!«, rief Kendaric, als immer mehr Kreaturen in Sicht kamen. »Ich habe hier meine eigenen Probleme.«
Plötzlich war Jazhara an Kendarics Seite und entrang ihm das Schwert. »Ja, und zwar einen akuten Anfall von Feigheit«, sagte sie voller Verachtung. Dann schleuderte sie das Schwert durch die Luft und rief: »James, fangt!«
Mit fast schon übernatürlicher Geschwindigkeit schlug James mit seinem Rapier zu, verletzte die schwankende Kreatur an der Rückseite ihres Beines. Dann sprang er in die Luft, fing Kendarics Schwert mit der Linken auf, schien einen Augenblick mit dem Rapier und dem Schwert zu jonglieren – mit dem Ergebnis, dass er schließlich das Rapier in der linken und das kurze Schwert in der rechten Hand hielt. Das Ding, das einmal ein Holzfäller gewesen war, stolperte und fiel auf ein Knie, und James schlug mit dem Schwert zu, trennte der Kreatur säuberlich den Kopf vom Rumpf. Der abgetrennte Schädel rollte über den Boden davon.
James warf das kurze Schwert zu Kendaric zurück und rief dem jungen Mann zu: »Ihr solltet uns hier besser ein wenig zur Hand gehen, es sei denn, Ihr seid wild darauf, so wie die hier zu enden!«
Aus den Wäldern tauchten noch mehr von den Kreaturen auf, und Jazhara schoss mehrere ihrer magischen Blitze ab. »Ich kann das nicht mehr lange durchhalten, James«, rief sie. »Ich bin schon ziemlich erschöpft!«
»Wir müssen uns einen Ort suchen, an dem wir uns gut verteidigen können!«, sagte Bruder Solon, während er seinen Hammer auf eine weitere Kreatur niedersausen ließ.
Die Wucht des Schlags trieb das Wesen ein gutes Stück zurück.
James eilte zur Tür von Nathans Haus. Er trommelte mit der Faust dagegen und rief: »Bei den Göttern, Mann! Lasst uns rein!«
»Nein, es ist ein Trick, aber ich werde nicht darauf hereinfallen!«, antwortete eine Stimme aus dem Innern des Hauses.
»Lasst uns rein, oder wir werden das Haus um Euch herum abfackeln«, sagte James. »Jazhara, habt Ihr noch einen Flammenblitz übrig?«
»Das kann ich hinkriegen«, sagte die Magierin.
Mit lauter Stimme, doch in ruhigem Tonfall sagte James: »Macht diese Tür auf, oder es wird Euch gleich ziemlich warm werden. Nun, wofür entscheidet Ihr Euch?«
Zunächst blieb es einen Augenblick still, dann erklangen quietschende Geräusche – von Nägeln, die aus Holz gezogen wurden –, und dann polterte es mehrmals, als schwere Bretter zu Boden fielen. Schließlich bewegte sich der Türriegel, und die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt.
Ein Mann mit verhärmtem Gesicht spähte heraus. »Ihr seht nicht aus wie ein Vampir«, sagte er nach einem Blick auf James.
James nickte. »Ich bin froh, dass Ihr das auch endlich bemerkt. Haltet den Weg frei, während ich meinen Freunden helfe. Wir werden gleich zurück sein. Und sobald wir alle drin sind, werden wir die Bretter wieder annageln.«
James wartete nicht auf das zustimmende Nicken des Mannes, sondern wirbelte herum und rannte los, um sich einer besonders schrecklich aussehenden Kreatur in den Weg zu stellen, die schnurstracks auf Kendaric losging.
Der Gildenmann fuchtelte kraftlos mit seinem Schwert in Richtung der Kreatur, die stehen blieb und anscheinend über die Möglichkeit einer Verletzung nachdachte.
Das war die Gelegenheit, auf die James gewartet hatte.
Er umrundete die Kreatur und durchtrennte ihr mit seinem Rapier die Kniesehnen. »Das wird dieses Ding nicht töten«, rief der
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