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Feldpostnummer unbekannt

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Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Strand, über den in geordneter Formation das Geschwader auf Kurs ging.
    Die Ju's wichen einem britischen Zerstörer aus, denn die Bomben waren befehlsgemäß für La Valetta zu sparen. Der Angriff hatte in drei Wellen zu erfolgen. Flugzeugführer Kleebach war bei der letzten. Seine Besatzung gratulierte sich dazu, denn bis zu ihrem Angriff mußte die britische Flak das Fürchten gelernt haben.
    Jetzt, kurz vor dem Ziel, war auch Fritz Kleebach nicht mehr so kaltblütig, wie er sich zu geben pflegte, so er festen Boden unter den Füßen hatte. Jetzt hätte er gerne mit Thomas getauscht, der gemütlich im Zug saß, und Richtung Heimat zockelte. Er nahm einen Schluck aus der Flasche: Kaffee mit Pervitin, mit dem man den Mut der deutschen Luftwaffe in Kriegszeiten aufwertete, als ob sie es noch nötig hätte. Die beiden Motoren dröhnten gleichmäßig. Kleebach ging mit der Höhe herunter. Die anderen folgten ihm, kippten gleichzeitig seitwärts ab, gekonnt, wie bei einer Luftparade.
    Von links kamen ein paar Spitfires heran, aber gleich waren auch die Me's zur Stelle. Die Jäger verkeilten sich ineinander, während das Geschwader, stur Kurs haltend, weiterzog. Im Hintergrund stürzte eine qualmende Rauchfahne senkrecht ins Meer. Man konnte nicht sehen, ob es eine Spitfire oder eine Me war. Kleebachs Ju 88 geriet in ein Luftloch und sackte durch. Der Pilot fing sie elegant auf. Sein fliegerisches Gefühl war schon auf der Segelflugschule aufgefallen und blieb dann später auch der Luftwaffe nicht verborgen. Das war Fritz Kleebachs beinahe täglich erfüllter Traum: schwerelos dahingleiten, losgelöst von allem, zwischen Himmel und Erde schwebend, auf dem Rücken des Windes, oder ihm die Stirn bietend, im strahlenden Blau des Äthers, die ungeheure Kraft der Motoren zu bändigen, hoch über der Erde mit ihrem Schmutz …
    Malta war in Sicht. Die Schwingen der Flugzeuge vibrierten leicht im Druck ferner Explosionswellen. Kleebachs Copilot deutete nach unten. Der Hafen stand in Flammen. »Dann gute Nacht«, murmelte Kleebach.
    Die erste Welle flog nach Hause. Es waren Maschinen vom Typ He 111, und sie hatten alles aus großer Höhe hinter sich gebracht. Schließlich waren sie keine Ju 88, keine Sturzkampfbomber, die immer auf die mulmigsten Ziele angesetzt wurden.
    »Wir greifen an!« sagte der Kommodore lakonisch in sein Kehlkopfmikrophon. Zwei Sekunden später stellte er seine Ju auf die Schnauze.
    Kleebach warf einen Blick auf seine Kameraden, sah ihre blassen Gesichter, ihre blutleeren Lippen, lächelte ihnen verkrampft zu. Dann sah er nach unten, erkannte im Hafenbecken den dicken Pott und drückte den Hebel durch. Die Schwingen der Ju zischten wie Schwerter durch die Luft. Der Motor heulte auf. Den Männern schoß das Blut in den Kopf. Das Herz werkelte auf Übertouren. Der Atem wurde knapp, der Blick starr, die Haut ledern.
    400 Meter noch. Mit der Schnauze genau im Ziel. Links und rechts die Sprengwölkchen der Flak-Granaten. Das Feuer lag zu tief, aber genau in der Zone, in die sich der Bomber jetzt stürzte, mit unheimlicher Kraft, mit donnernden Motoren – ein Wunderwerk der Technik in einem Inferno der Vernichtung.
    In dem Moment, da sich die Bombe rauschend löste, fing der Pilot Kleebach seine Maschine ab, stellte die Schnauze wieder waagrecht, und zog die Ju dann in einer steilen Rechtskurve nach oben. Sekunden später flatterte sie mit den Schwingen wie eine gefangene Taube; die Bombe war im Ziel krepiert.
    Jetzt nichts wie weg, dachte Fritz Kleebach, und spürte voreilige Erleichterung. Das Schlimmste hatte er hinter sich, er war noch nicht volljährig und schon Fachmann, denn er brauchte nur noch zwei Einsätze zur silbernen Frontflugspange.
    Die Flak knallte wütend hinter den deutschen Flugzeugen her.
    »Armleuchter!« sagte Kleebach geringschätzig. Es kam wie ein heiseres Krächzen aus dem Mikrophon.
    Das Geschwader sammelte; zwei Maschinen fehlten. Der Kommodore drosselte die Geschwindigkeit, um den Nachzüglern eine Chance zu geben. Dann begriff er, daß es keine Nachzügler mehr gab. Keiner fragte jetzt, welche Besatzungen es erwischt hatte. Sie würden es noch früh genug nach der Landung erfahren. Jetzt hieß es: nichts wie weg aus dem Schlamassel!
    »Da!« brüllte der Bordschütze.
    Aber Kleebach hatte die Spitfires schon gesehen. Drei. Sie schossen wie glitzernde Stanniolkugeln aus der Sonne. Sie hatten bei Kleebachs Ju Maß genommen. Aber der Pilot wich ihnen im letzten Moment so hart nach

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