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Feldpostnummer unbekannt

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Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Böckelmann, des gefallenen Gerds Freund und Kamerad, und gleichzeitig Marions Verlobter, war auf Heimaturlaub und fand sich langsam damit ab, daß seine Braut als Stabshelferin dienstverpflichtet worden war. Er brachte sie am Morgen in das Büro und holte sie am Abend wieder ab, und tagsüber war nicht viel mit ihm anzufangen. Mit Vater Kleebachs heimlicher Unterstützung drängte der Gefreite auf eine baldige Heirat, aber Marion entgegnete jeweils: »Im Krieg? Nein! Wenn schon, denn schon … mit Hochzeitsreise nach Italien und allen Schikanen.«
    »Schließlich sind sie wirklich noch zu jung«, glättete die Mutter den aufziehenden Streit.
    Thomas hatte es satt, wegen seines Ordens auf der Straße wie ein Wundertier angestarrt zu werden, und so trug er fast ständig Zivil. Sonst verbrachte er seinen Urlaub vorwiegend zu Hause. So glücklich Mutter Kleebach darüber war, sie hätte ihren Ältesten doch gern etwas gelöster gesehen. Er lehnte Einladungen bei Bekannten ab, saß meistens in einer Ecke und las. Die Mutter kochte seine Leibgerichte, soweit es die Zutaten zuließen, aber er merkte es kaum. Die Mutter wußte, was ihm fehlte und sagte nach einer Woche ganz vorsichtig zu ihm: »Hast du Luise gesehen?«
    »Nein.«
    »Vielleicht solltest du sie einmal besuchen …«
    Thomas sah unwillig von seinem Buch auf.
    »Sie ist doch so allein«, fuhr die Mutter fort, »seit ihr Mann gefallen ist.«
    »Sie wird mir schon noch über den Weg laufen«, brummelte Thomas ausweichend.
    Der Weg wäre nicht weit gewesen, Luise wohnte im gleichen Haus. Zwei Treppen höher. Schon seit vielen Jahren. Sie war die Jugendliebe von Thomas gewesen, wenn man die wortlose, karge Art, mit der er um sie geworben hatte, als das bezeichnen kann. Als sie den anderen heiratete, mußte er sie abschreiben. Als der andere gefallen war, wagte Thomas nicht daran zu denken, daß Luise jetzt wieder frei sei. Er hatte sie im letzten Urlaub nicht gesehen, und Mutter Kleebach befürchtete, daß er ihr auch in diesem aus dem Weg ging.
    Was Maria Kleebachs sanftes Drängen nicht schaffte, erreichte ein Luftalarm. Mitten in der Nacht mußten die Hausbewohner in den Keller. Unvermittelt und wie ertappt standen sich Thomas und Luise gegenüber, eingekeilt zwischen den Menschen und ihrer Angst.
    »Du hast dich gar nicht verändert«, sagte sie.
    »Du dich auch nicht«, erwiderte er. Thomas wagte kaum, die junge Frau zu betrachten. Aber er sah doch, daß sie reifer, fraulicher geworden und gleich hübsch geblieben war.
    »Thomas …«, sagte sie beinahe verlegen.
    »Ja?«
    »Besuchst du mich mal?«
    »Wenn du es willst«, antwortete er.
    »Ich will es.«
    Er nickte und hielt Wort. Beim erstenmal fielen ihm die beiden Treppen schwer. Dann gewöhnte sich Thomas an sie und hatte es eilig. Jetzt war er fast jeden Abend weg, ohne zu sagen, wohin er ging. Aber seine Eltern lächelten sich wissend zu.
    Er saß neben Luise. Es war wie früher. Sie hatten ein Glas Wein vor sich stehen und das Radio verströmte Zärtlichkeit in den gemütlichen Raum.
    »Nimmst du mir eigentlich übel, daß ich damals …«
    »Was?« fragte er.
    »… nicht auf dich gewartet habe …«, erwiderte sie.
    »Nein.« Seine Stimme klang hart. Vielleicht hatte er es Luise einmal verübelt und gab seiner schwerfälligen Art die Schuld. Aber eine Enttäuschung war es in jedem Fall gewesen.
    Sie schwiegen beide. Ganz zaghaft trafen sich ihre Augen. Luise lächelte. Seine Hände spielten unruhig. Er kämpfte gegen einen Schatten, und gegen sich selbst. Seine Gedanken liefen seinen Worten davon, bis seinen Worten die Luft ausging.
    Ein Blinder hätte gesehen, was Luise für ihn empfand, aber Thomas sah es nicht, wagte nicht zu hoffen, weil er schon vor einer zweiten Enttäuschung in Deckung ging, wie es ihn die Zeit gelehrt hatte.
    Morgen, sagte er sich, und verschob es immer wieder, obwohl er wußte, daß seine Tage vom Urlaubsschein gezählt waren …
    Die Rekrutenkompanie, zu der der jüngste Kleebach, Achim, der Pimpf, gehörte, lag im Dreck, genau da, wo er am dicksten war. Die Gasmasken über den Köpfen der jungen Soldaten verliehen ihnen Elefantengesichter. Aus ihren Stahlhelmen kullerten Schweißtropfen. An ihren Drillich-Anzügen hingen Lehmklumpen. Sie keuchten vor Anstrengung, und wer nicht schnell genug durch die Pfützen robbte, erhielt vom Ausbilder einen Tritt in den Hintern.
    Es war die zwölfte und letzte Woche der militärischen Grundausbildung, die, taktisch gesehen, die

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