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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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stammelte sie hilflos.
    Felicitys Großmutter lächelte und tätschelte fast ein bisschen besitzergreifend den Bauch ihrer Gastgeberin. »Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, als ich es erfuhr.«
    »Oh.« Felicitys Mutter errötete leicht. »Ich, äh …«
    »Was für eine Freude«, fuhr die alte Dame fort, aber ihre Augen blieben leblos und kühl wie Glasmurmeln. »Tom hat allen Grund, stolz zu sein.«
    »Ja, wunderbar.« Die Mutter bemühte sich vergeblich, ihre Verwirrung zu verbergen. »Ich bin so froh, dass er es dir mitgeteilt hat.«
    Poppy tauchte auf, in der Hand eine teure, prächtig angezogene Puppe mit echten Haaren. »Großmutter hat uns wunderschöne Sachen mitgebracht«, sagte sie.
    Überall im Raum standen Schachteln mit Geschenken: Delikatessen, handgewebte Stoffe, Spielzeug … Felicity sah ein Puppenhaus und ein Kästchen mit Nähzeug. Poppy schwenkte entzückt zwei Kleider. »Todschick, nicht?« Sie drückte ihrer Schwester eines in die Hand. »Das ist für dich.«
    Felicity hielt das Kleid an ihren Körper. Es war wirklich hübsch, aber sie brauchte es gar nicht anzuprobieren, um zu sehen, dass es ihr viel zu klein und zu eng war.
    Die Männer hatten jetzt das ganze Gepäck ins Haus gebracht und wurden mit einem großzügigen Trinkgeld entlassen.
    »Anne, ich kann dir zu deinen Kindern nur gratulieren«, rief die Großmutter. »Was für reizende kleine Mädchen.« Sie strich Poppy übers Haar. »Die eine hübsch und nett, die andere« – sie beugte sich vor und kniff in Felicitys Taille – »so kräftig, so stramm.« Sie lachte und blickte Beifall heischend in die Runde.
    Die Mutter und Poppy stimmten mit ein, Felicity schwieg betreten: Sie fühlte sich bloßgestellt.
    »Ach, du meine Güte!«, rief Mrs Gallant. »Ich hab ganz vergessen, dir was anzubieten. Ich geh mal Tee machen.« Poppy sprang auf, um ihr zu helfen. Die beiden verschwanden in der Küche und ließen Felicity mit dem Gast allein.
    Die Großmutter schritt elegant um die Möbel herum zum Sofa, setzte sich und klopfte gebieterisch auf das Polster neben sich. Bei dem Gedanken, höflich mit dieser Frau plaudern zu müssen, wurde Felicity ganz bange, aber sie gehorchte.
    »Papa hat nie von dir gesprochen«, sagte sie nach einer Weile.
    Ihre Großmutter blieb stumm und musterte nur neugierig das Mädchen. Felicitys Herz pochte ängstlich. Dieser Versuch, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, war gründlich misslungen.
    »Kommt dein Mann … äh, ich meine, kommt mein Großvater später nach?«, fragte Felicity. Wenn eine Großmutter, von der sie vorher noch nie etwas gehört hatte, so überraschend ins Haus schneien konnte, war es ja auch möglich, dass noch jede Menge andere unbekannte Verwandte auftauchten. Immerhin, das wurde Felicity plötzlich klar, wusste sie, dass sie einen Großvater hatte, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, dass ihre Eltern je von ihm gesprochen hätten. Irgendwie undeutlich glaubte sie zu wissen, dass er vor langer Zeit aus Wellow verschwunden war. Komisch, dass sie nie nach ihm gefragt hatte, dachte sie.
    Die alte Dame sah ihre Enkelin immer noch an. Vielleicht war sie ein bisschen schwerhörig? Dann kam Felicity der rettende Gedanke. Das Wetter . Natürlich, über das Wetter konnte man immer reden.
    »Schade, dass du erst im Herbst gekommen bist«, sagte sie lauter. »Der Sommer war angenehm warm.« Felicity konnte dieses Schweigen und den durchbohrenden Blick kaum ertragen. Sie zermarterte sich das Hirn, worüber sie noch reden konnte, und sagte schließlich: »Die Sturmwolke hatte mit dem Unwetter heute ganz schön zu kämpfen.«
    Die Augen der Großmutter verengten sich kaum merklich. »Meinst du?«, fragte sie in einem so schneidenden Ton, dass Felicity sich das unangenehme Schweigen von vorhin zurückwünschte.
    Die Mutter kam zusammen mit Poppy aus der Küche zurück. »Wir könnten dir vielleicht dein Zimmer zeigen, bis der Tee fertig ist«, schlug sie vor und strich ihren Rock glatt.
    »Das wäre wunderbar.« Die Großmutter war plötzlich wieder die Herzlichkeit in Person.
    Die beiden Mädchen gingen mit ihrer Mutter und der alten Dame hinauf in den ersten Stock. Das Gästezimmer lag auf der Seite zur Straße hin, ein heller, freundlicher Raum mit einer hübschen Rosenmustertapete.
    Die Großmutter trat ans Fenster, schaute hinaus und blickte dann abschätzig im Zimmer umher. »Es ist ein bisschen klein«, sagte sie. Bevor irgendjemand etwas antworten konnte, schritt sie

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