Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
Vom Netzwerk:
ihrer Mitschülerinnen geradezu herausfordern.
    »Das Segeln wird schließlich nicht deine Lieblingsbeschäftigung werden, oder?«, sagte Mrs Gallant heiter.
    »Genau.« Die Großmutter wandte sich mit einem boshaften Lächeln an Felicity. »An deiner Stelle würde ich mir ein Hobby suchen, das nicht ganz so anspruchsvoll ist.«
    Felicity biss sich auf die Lippe. »Deckschuhe brauche ich auf jeden Fall«, sagte sie leise. Es war offensichtlich, dass ihre Mutter keine Lust hatte, in einen weiteren Laden zu gehen, aber Felicity sah einfach keine andere Möglichkeit.
    Poppy setzte all ihren Charme ein und kam ihrer Schwester zu Hilfe. »Das stimmt«, sagte sie. »Die Sohlen der normalen Straßenschuhe machen doch das Holz des Boots kaputt. Deckschuhe braucht man unbedingt.« Felicity warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    Mrs Gallant seufzte resigniert, aber dann fiel ihr Blick auf das Ladenschild am Haus gegenüber, und ihr Gesicht hellte sich auf. »Joliffe! Da finden wir was Passendes, und wir müssen nur über die Straße gehen.«
    Felicity runzelte die Stirn. Ihr gefiel das Schuhgeschäft von Mrs Joliffe. Es hatte eine wunderschöne alte Jugendstilfassade, der Eingang war mit bemalten Fliesen verziert, und es gab eine elegant geschwungene Treppe aus Walnussholz. Das Dumme war nur, dass die meisten Schuhe, die dort verkauft wurden, wahrscheinlich noch aus derselben Epoche stammten wie das Gebäude.
    Die Mutter spürte Felicitys Widerstreben, aber sie ließ sich davon nicht beirren. »Du hast keine Wahl, Felicity. Entweder findest du was bei Joliffe oder du lässt es bleiben.«
    »Ach, du meine Güte.« Mrs Joliffe lächelte, als sie Felicitys Fuß gemessen hatte. »Noch eine Nummer größer.«
    »Es ist wirklich schlimm«, sagte die Großmutter. »Zierliche Füße sind so hübsch, finde ich, aber es werden eben leider nicht alle jungen Mädchen von der Natur so reich beschenkt.« Felicity fragte sich im Stillen, ob Taktlosigkeit wohl auch eine Gabe der Natur war.
    Mrs Joliffe brachte zwei Paar Deckschuhe zum Anprobieren. Selbst Felicity, die nicht viel von Mode verstand, fand, dass sie reichlich altbacken aussahen.
    »Haben Sie vielleicht auch was Neueres?«, fragte sie schüchtern.
    Die Großmutter hatte schweigend zugesehen, offenbar mit eigenen Gedanken beschäftigt. »Unsere kleine Felicity möchte richtige Seglerschuhe haben«, sagte sie plötzlich.
    Ein Hoffnungsschimmer ging in Felicity auf. »Ja, das wäre schön.«
    Die alte Dame schaute im Laden umher und zeigte schließlich zu einem hohen Regal hinauf, wo Schuhschachteln übereinandergestapelt waren. »Da oben steht ein Paar in Felicitys Größe.« Es war erstaunlich, dass sie die Schuhgröße lesen konnte; offenbar sah sie trotz ihres Alters immer noch ausgezeichnet.
    Mrs Joliffe musterte zweifelnd die verstaubte Schachtel. »Die sind vielleicht ein bisschen aus der Mode«, gab sie zu bedenken.
    »Unsinn«, meinte die Großmutter. »Auf der Abbildung sehen sie ganz entzückend aus.«
    Felicity wunderte sich – sie konnte auf dem Bild kaum etwas erkennen.
    »Na ja, sie kann sie ja mal anprobieren«, sagte Mrs Gallant.
    Mrs Joliffe holte die Schachtel herunter und öffnete sie. Felicity starrte die Schuhe mit blankem Entsetzen an. Man hätte glauben können, sie seien von jemandem gemacht worden, der noch nie Schuhe gesehen und nur in aller Eile die Beschreibung eines Mokassins gelesen hatte. Sie wirkten nicht wie Fußbekleidung, sondern wie zwei Stücke irgendeines sonderbaren Blätterteiggebäcks.
    Felicity probierte sie gehorsam an. »Sie stehen mir nicht besonders gut«, sagte sie leise. Ihr Magen krampfte sich zusammen, wenn sie daran dachte, was für ein Gelächter diese Schuhe auslösen würden.
    Mrs Joliffe kniete sich hin, um ihr die scheußlichen Dinger auszuziehen. »Das ist nicht ganz das Richtige für ein junges Mädchen, stimmt’s?« Sie lächelte Felicity ermutigend an.
    »Aber was soll daran verkehrt sein?«, fragte die Großmutter.
    »Ich glaube, ich möchte doch lieber die anderen«, murmelte Felicity.
    »Die da sind genau das Richtige«, erklärte die Großmutter. »Und ich muss schon sagen« – ihre Stimme begann leicht zu zittern –, »dass ich dieses Verhalten ziemlich kränkend finde: Jetzt bin ich gerade mal einen Tag bei euch zu Gast, und schon gibt man mir zu verstehen, dass mein Rat unerwünscht ist.«
    Felicity starrte sie ungläubig an. Warum wollte die Großmutter ihr unbedingt diese potthässlichen Schuhe

Weitere Kostenlose Bücher