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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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es aussieht«, sagte er. »Weiß Papa davon?«
    »Das schadet niemandem«, murmelte Mrs Twogood trotzig und schob das Blättchen wieder an seinen alten Platz.
    »Sicher ist nur, dass es keinem nützt«, sagte Henry.
    »Was hat es mit diesem Segen auf sich?«, fragte Felicity.
    »Die Gentry hat allerlei Gerüchte und Gruselgeschichten in die Welt gesetzt, um der Bevölkerung Angst zu machen. Für sie war es am besten, wenn sich nach Einbruch der Dunkelheit niemand mehr aus dem Haus traute. Sie machte den Leuten weis, dass sie übernatürliche Kräfte hätte, mit denen sie das Wetter und das Meer beeinflussen und die Menschen vor allen möglichen Gefahren beschützen könnte, solche Sachen eben.«
    »Wirklich?«, fragte Felicity. Sie fand das alles ungeheuer aufregend.
    Henry schnaubte verächtlich. »Es ist nur lauter Hokuspokus, um die abergläubischen Leute einzuschüchtern.«
    »Und wer ist diese Herrin der Sturmwolke ?« Irgendwie erinnerte dieser Name Felicity an etwas.
    »Das ist das berühmteste Schreckgespenst, das sie erfunden haben, angeblich eine Hexe, die das Flaggschiff der Gentry beschützte. Heutzutage ist sie nur noch eine Märchengestalt.«
    »Das klingt echt spannend«, sagte Felicity.
    »Nichts als Blödsinn«, erklärte Henry.
    »Waren die Twogoods auch bei der Gentry?«
    Henry nickte. »Ja. Aber mit Mord und Diebstahl wollten wir nichts zu tun haben.«
    »Jetzt ist Schluss mit dem Thema.« Mrs Twogood drückte Henry einen Teller mit Plätzchen in die Hand. »Jeden Moment kann dein Papa nach Hause kommen.«
    Henry nahm ein Holzkästchen, das mit verschiedenfarbigen eingelegten Plättchen hübsch verziert war, vom Küchentisch. »Spielst du Backgammon?«, fragte er Felicity.
    Felicity würfelte.
    »Schon wieder ein Pasch«, stöhnte Henry. »Bist du sicher, dass du nicht mogelst?«
    »Anfängerglück.« Felicity grinste und nahm zwei weitere Steine heraus.
    »Man kann auch zu viel Glück haben«, sagte Henry und würfelte, hatte aber wieder einmal Pech, weil die Felder, auf die er hätte vorrücken können, schon von Felicity besetzt waren.
    »Weißt du, wo mein Großvater jetzt lebt?«, fragte Felicity, die das unterbrochene Gespräch gern wieder aufnehmen wollte.
    Henry schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.« Er schob Felicity die Würfel hin. »Ich weiß nur, dass er vor vielen Jahren aus Wellow weggezogen ist.«
    »Ist er wegen … wegen der Strandräuberei fort?«
    Henry verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht genau. Es war jedenfalls um diese Zeit.«
    »Plätzchen!«, rief eine Stimme. Ein Kopf mit dichten strohblonden Haaren lugte durch die halb offene Tür ins Wohnzimmer – der Körper, der dazugehörte, war nicht zu sehen. Direkt darunter erschien ein zweiter Kopf.
    Henry seufzte. »Meine Brüder Percy und Will.«
    Percy, der älteste der drei, ging auf Felicity zu, streckte ihr die rechte Hand hin und schnappte sich mit der linken ein Plätzchen vom Teller. »Miss Gallant, sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Die Wahl Ihres neuen Freundes lässt auf grauenhaft schlechten Geschmack schließen, aber wir wollen großzügig darüber hinwegsehen.«
    Felicity sah amüsiert zu, wie Percy geschickt alle Versuche seines jüngeren Bruders, ein Plätzchen zu ergattern, abwehrte, während er selbst genüsslich seine Beute verzehrte.
    »Wie lange will deine Großmutter denn bei euch bleiben?«, fragte Henry, um das Thema zu wechseln.
    Felicitys heitere Stimmung wurde getrübt. »Darüber hat sie nichts gesagt.« Beim bloßen Gedanken an diese Frau wurde ihr ganz elend. »Ich glaube nicht, dass sie auf meine Gesellschaft besonderen Wert legt.« Als sie es laut aussprach, hatte sie noch stärker als gewöhnlich das bittere Gefühl, dass es nur wenige Menschen gab, die sie wirklich mochten.
    Henry blickte vor sich hin, als brütete er über einem der ganz großen Rätsel des Lebens. »Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass manche Leute mich spontan und ohne jeden Grund unsympathisch finden«, sagte er. »Ich kapier das überhaupt nicht – ich bin nämlich einfach umwerfend.«
    Seine Brüder stimmten ein Hohngelächter an.
    »Umwerfend nervig vielleicht«, sagte Percy und schubste Henry so grob, dass er beinahe vom Stuhl fiel.
    »Das musst du nicht so ernst nehmen«, meinte Will tröstend. »Alte Leute haben oft die komischsten Marotten. Sie heben jeden Knopf auf, den sie finden, gehen in Pantoffeln einkaufen …«
    Felicity lächelte dankbar. Sie lehnte sich zurück in dem

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