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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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nur gemacht, weil ich dachte, es ist nötig. Ich hab es doch nur gut gemeint.«
    Ihre Mannschaftskameradin beruhigte sich ein bisschen, aber sie zitterte immer noch. Sie wusste genau, dass sie ungerecht war: Sie würden das Rennen gewinnen, und das war Felicitys Verdienst, aber Judy wollte das um keinen Preis zugeben. »Da vorn ist die letzte Wendemarke«, sagte sie mürrisch. »Die müssen wir noch schaffen, dann ist Schluss.«
    Felicity stand wieder im eiskalten Wasser und hielt das Boot fest, während Judy die Segel festzurrte und die Leinen aufschoss, nicht ohne Felicity immer wieder böse Blicke zuzuwerfen. »Das ist echt eine Zumutung, mit so jemandem ein Rennen zu fahren … Ich hätte mir denken können, dass es mit dir nur peinlich werden kann.«
    Felicity spürte den Sand zwischen ihren Zehen. Sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich verbrochen hatte. Zu allem Unglück kam nun auch noch Miranda Blake angefahren.
    »Bild dir bloß nichts ein, Gallant«, keifte sie. »Das war nur Anfängerglück. Und das hätte dir auch nichts genützt, wenn ihr mir nicht so einen ollen Kahn untergeschoben hättet, mit dem kein Mensch anständig segeln kann.«
    »Halt die Klappe, Blake«, rief eine vertraute Stimme vom Ufer her.
    »Die Twogoods.« Miranda legte alle Verachtung, die sie aufbieten konnte, in diese zwei Worte.
    Henry und seine Brüder kamen zur Slipbahn, um Felicity zu ihrem Sieg zu gratulieren.
    Miranda sprang leichtfüßig aufs Trockene und sah herausfordernd auf Felicity herab, die immer noch im Wasser bibberte. »Ihr seid wirklich ein hübsches Paar, du und der kleine Twogood«, sagte sie. »Ihr habt so vieles gemeinsam: gebrauchte Kleider, vorsintflutliche Segelausrüstung … einen robusten Körperbau.«
    »Zieh Leine, du Zwerg«, rief Percy.
    Aber Miranda war jetzt in Fahrt. »Was für ein Gespann: Trampel Gallant und ihr kleiner dicker Ritter.« Sie lächelte. »Gallant, die Trampeltrine.« Sie lachte höhnisch und Judy Makepiece stimmte mit ein.
    »Trampel Gallant und ihr kleiner dicker Ritter, das ist gut.« Felicity hörte jemanden kichern.
    Gallant, die Trampeltrine. Würden sie jetzt alle so nennen? Felicity war am Boden zerstört. Sie war durchnässt und sie fror, und sie hatte genug von den Gemeinheiten, die sie an diesem Tag erdulden musste. Sie stieg mit gesenktem Kopf aus dem Wasser, damit niemand sah, dass sie weinte, und stürmte davon. Um sie herum schimpften Leute, als sie sich einen Weg durch das Gedränge bahnte, aber sie kümmerte sich nicht darum, sondern schob sich einfach immer weiter bis zum Ausgang.
    Als sie endlich allein war, schluchzte Felicity ganz ungehemmt; es tat weh, vor so vielen Leuten verspottet zu werden. Die Worte der Großmutter klangen in ihren Ohren: Die anderen Mädchen mögen dich nicht, oder? Aber vielleicht kommt wenigstens der dicke kleine Junge, um dir Gesellschaft zu leisten. Na ja, so jemand wie du muss eben nehmen, was er kriegt. Sie war nichts wert. Niemand mochte sie – nicht einmal, nachdem sie die Regatta gewonnen hatte.
    An der Straßenecke hörte sie Henry nach ihr rufen. Felicity war wütend und Henry musste es ausbaden. »Lass mich in Ruhe«, schrie sie ihm zu. Sein ehrliches, offenes Gesicht nahm einen verwirrten und verletzten Ausdruck an, aber das war ihr egal.
    »Aber du –«, fing er an.
    »Was ist mit mir?«, unterbrach ihn Felicity. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich bin der einzige Mensch hier, der nicht segeln kann? Keiner kann mich leiden? Ich habe immer Oma-Kleider an?«
    »Nein, du warst –«
    »Ich bin die eine Hälfte von Der Trampel und ihr kleiner dicker Ritter . Ich bin ja einiges gewöhnt, aber das ist sogar für mich verdammt bitter.«
    »Oh«, sagte Henry und sah ihr nach, wie sie weinend davonstürmte.



Neuntes Kapitel
    F
  elicity fühlte sich ganz elend, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Wie hatte sie nur so gemein zu Henry sein können? Er war der einzige Mensch in der ganzen Schule, der je nett zu ihr gewesen war, und so dankte sie ihm seine Freundlichkeit. Sie fragte sich, was Alice wohl von ihrem Benehmen halten würde. Mit Schuldgefühlen beladen ging sie hinunter, um zu frühstücken.
    Ihr Vater saß schon am Tisch und las die Zeitung. Er war ziemlich komisch angezogen: Er trug seinen Morgenmantel und darüber einen Pullover und einen Schal. Sein Frühstück hatte er nicht angerührt.
    Aber vielleicht gab es doch noch Hoffnung: Henry hatte bestimmt schon Schlimmeres erlebt, immerhin hatte er

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