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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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nahm allen Mut zusammen und sprang in das seichte Wasser. Sie japste: Es fühlte sich an wie flüssiges Eis. Sie versuchte, das tanzende Boot an dem spitz zulaufenden Ende zu packen, aber es war zu glitschig.
    »Mann!«, stöhnte Judy. Sie schlug mit der flachen Hand auf den Rand des Boots. »Da musst du es halten. Das ist das Dollbord.«
    Felicity stand frierend im Wasser, während Judy das rote Segel losband und mit geübten Handgriffen verschiedene Taue um Metallbolzen schlang.
    Die meisten anderen Jollen hatten schon Fahrt aufgenommen, sodass die der beiden Mädchen nun freie Bahn hatte. Judy zog das Segel auf, das Boot setzte sich in Bewegung.
    »Worauf wartest du? Steig endlich ein! Bist du blöd?«, schrie Judy.
    Felicity wollte sich hochziehen, aber das war nicht so leicht. Wie stellten die anderen Mädchen es nur an, so lässig ins Boot zu hüpfen?
    Miranda Blake, die adrett wie aus dem Ei gepellt am Ruder ihres Bootes saß, bog sich vor Lachen. »Was für eine Körperbeherrschung!«, höhnte sie. »Das ist der Gipfel der Eleganz. Guckt mal, wie die Gallant sich ins Boot zu wuchten versucht.«
    Felicity nahm alle Kraft für einen neuen verzweifelten Anlauf zusammen. Da fühlte sie plötzlich, wie diese grässlichen Deckschuhe tief in den schlammigen Grund einsanken. Ihre Füße rutschten heraus. Nein, bloß das nicht! Ihre Mutter würde außer sich sein, wenn sie die neuen Schuhe gleich beim ersten Mal verlor. Sie würde bestimmt glauben, dass Felicity es mit Absicht getan hatte.
    Vom Gelände des Clubs her war ein dumpfer Knall zu hören.
    »Jetzt mach doch endlich«, rief Judy. »Das war der Zeitschuss: Wir haben nur noch zehn Minuten bis zum Start. Mann, wenn ich einen Sack Kartoffeln mit im Boot hätte, wär ich besser dran als mit dir, ehrlich wahr!«
    Es half alles nichts, die Schuhe waren nicht zu retten. Felicity gelang es endlich, sich über die Bordwand zu hieven – barfuß.
    »Nehmt Kurs auf den Strand«, schrie Mrs Watson. »Nur Mut, ihr schafft das schon!«
    Felicity wünschte, sie könnte den Optimismus der Lehrerin teilen.
    »Wie kann das sein, dass jemand aus der Familie Gallant nichts vom Segeln versteht?«, fragte Jeb.
    »Tom ist entschlossen, seine Töchter von allem fernzuhalten, was irgendwie an die Gentry erinnert«, sagte der Alte. »Sein eigener Vater hat sich praktisch gar nicht um ihn gekümmert – er hatte ja keine Zeit dafür.«
    »Weil er durch die Welt gereist ist.« Jeb seufzte neidisch.
    Ein bitteres Lächeln spielte um Isaacs Lippen. »Er war immer mit anderen Dingen beschäftigt«, sagte er. »Und dabei hat er aus den Augen verloren, was wirklich zählt.«
    »Fieren!«, schrie Judy. »Du hast zu weit angeholt!«
    Felicity zuckte zusammen. Sie hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Judy fuchtelte ungeduldig in Richtung des kleinen Segels vorne am Boot. Es hing schlaff da.
    »Du musst mehr Leine geben. Ja, die da. Damit das Segel Wind kriegt.«
    Sie hielten auf den Strand an der gegenüberliegenden Seite der Bucht zu, wo einige Fischerhütten standen. Felicity erinnerte sich vage daran, dass in der Taktiksitzung davon die Rede gewesen war. Soweit sie wusste, sollten sie auf einem Dreieckskurs segeln, der durch etwas, das »Mittefahrwassertonne« hieß, eine »Untiefen-Warnboje« und eine weitere Markierungsboje bezeichnet wurde.
    »Wir müssen kreuzen, um zur Startlinie zu kommen. Die ist zwischen den beiden Booten dort drüben, das wirst du dir ja wenigstens gemerkt haben.« Judy hatte es gründlich satt, jede Kleinigkeit erklären zu müssen. »Also dann: Klar zum Wenden«, fuhr sie fort, und dann, ohne eine Antwort abzuwarten, rief sie: »Ree!«
    Felicity blieb ganz ruhig sitzen und hoffte, dass sie schon noch herausfinden würde, was diese merkwürdigen Ausdrücke zu bedeuten hatten.
    »Aua!« Das waagrechte Stück Holz, an dem die untere Kante des Segels festgemacht war, knallte ihr gegen die Brust – passenderweise genau in dem Moment, als wieder ein Schuss vom Ufer her zu hören war. Felicity wurde langsam ein bisschen sauer: Das hier war wirklich kein Vergnügen.
    »Worauf wartest du eigentlich?«, schrie Judy wütend. »Los, rüber auf die andere Seite. Mach die Fockschot los – das ist die Leine da, ja – und mach sie hier fest. Lieber Himmel, das war gerade das Fünfminutensignal. Wieso machst du bei der Regatta mit, wenn du nicht mal die primitivsten Grundbegriffe des Segeln kennst?«
    Felicity fragte sich das auch. Und sie begriff, dass es ziemlich

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