Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)
runter zum Club«, sagte Jeb.
Im Hintergrund hörte Felicity Getuschel. Sie machte den Fehler aufzublicken, und sah ein Mädchen, das einer Freundin hinter vorgehaltener Hand etwas zuflüsterte. Dann wandte sie sich Felicity zu, hob eine Augenbraue und lächelte wissend.
Felicity spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. »Wunderbar«, murmelte sie verlegen.
»Also dann, nichts wie weg«, sagte Jeb, dem die Situation offensichtlich genauso unangenehm war. Felicity stieg ein und starrte auf den Boden, während er den Motor anließ und losfuhr.
»Das glaube ich einfach nicht!«, hörte sie eines der Mädchen kreischen. Sie drehte sich um. Sie waren schon fast hundert Meter weit weg, aber selbst aus dieser Entfernung konnte sie noch das verblüffte Staunen wahrnehmen, das über der Gruppe hing, und den Neid.
Felicity spielte mit der Holzkugel in ihrer Tasche. Sie musste kichern. »Damit haben sie nicht gerechnet«, sagte sie.
Ihre heitere Laune sprang auf Jeb über. Er grinste breit. »Man hätte glauben können, die hätten noch nie ein Auto gesehen.«
Er fuhr flott, aber sicher; offenbar hatte er Übung.
»Ist das nicht riskant, dass du mich von der Schule abholst?«, fragte Felicity und schnallte sich an. »Was ist, wenn meine Großmutter es erfährt?«
»Sie weiß, dass es in Wellow Leute gibt, die sie sehnsüchtig erwartet haben.« Jeb strich sich eine verirrte Locke aus der Stirn. »Und sie nimmt ganz bestimmt nicht an, dass du jemals auf ihrer Seite stehen wirst. Du bist eine Gallant durch und durch, das sieht man auf den ersten Blick.«
»Ich habe gemeint: Ist das nicht riskant für dich ?«
»Die Tempests hat sie besiegt, ein für alle Mal.« Jebs Gesicht wirkte düster. »Ich bin für sie keine Bedrohung.«
»Du redest von deinem Vater, von Isaac, nicht?«
»Isaac ist mein Großvater«, sagte Jeb. »Aber er hat mich aufgezogen – mein Vater ist tot.«
»Oh, ich – das tut mir …«
»Ist schon okay, das konntest du ja nicht wissen. Es ist lange her, ich war noch ein Baby damals.«
»Wie ist das passiert?« Es war Felicity unangenehm, dass sie schreien musste, aber das Auto war so laut.
»Deine Großmutter hat ihn umgebracht«, sagte Jeb knapp.
Felicity war ganz schrecklich zumute, gerade so, als wäre es irgendwie ihre Schuld, dass ihre Großmutter so ein mörderisches Ungeheuer war. Und sie hatte plötzlich grässliche Angst.
»Du kannst doch nichts dafür.« Jeb schaltete. »Sie ist grausam und rachsüchtig und gierig … ich glaube, es ist hauptsächlich die Gier, die sie antreibt.«
»Und warum hat sie deinen Vater ermordet?«, fragte Felicity. Normalerweise war sie nicht so direkt, aber Jeb hatte so eine unkompliziert offene Art, dass es ihr ganz natürlich vorkam, so zu reden.
»Als ich geboren wurde, wollte mein Vater unbedingt auf große Fahrt gehen. Er hoffte, als reicher Mann zurückzukehren und seiner Familie ein sorgenfreies Leben bieten zu können«, erklärte Jeb. »Isaac meinte, es sei am besten, um die Herrin einen großen Bogen zu machen, aber er ignorierte die Warnung. Und als er das wahre Gesicht der Herrin entdeckte, war es zu spät.«
»Das tut mir so leid …« Felicity verstummte.
Jeb zuckte die Achseln, das Thema war für ihn erledigt. »Na ja, jedenfalls wird es deine Großmutter nicht überraschen, wenn sie erfährt, dass wir einander kennen. Und es wird sie bestimmt auch nicht beunruhigen; ich bin doch bloß ein ganz kleiner Fisch für sie.« Er grinste und gab mehr Gas. »Aber ich komme nach Isaac. Vielleicht liefern wir uns doch noch einen Kampf, wer weiß.«
»Du weißt, dass sie nicht meine richtige Großmutter ist?«, fragte Felicity. »Ich meine, wir sind gar nicht wirklich miteinander verwandt.«
Jeb nickte. »Klar weiß ich das.«
»Es ist nur … na ja, ich will nur nicht, dass du denkst, ich könnte auch irgendwas von ihr geerbt haben.«
Jeb drehte den Kopf, seine grünen Augen blickten sie direkt an. »Das würde ich niemals denken«, sagte er.
Felicity fühlte, dass sie errötete. Sie wechselte das Thema: »Ich nehme an, dass du mehr über meine Familie weißt als ich.«
»Sieht ganz so aus.«
Klar, wieso hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Jeb konnte ihr bestimmt ganz leicht etliche der Fragen beantworten, die ihr im Kopf herumgingen. »Hast du eine Ahnung, wieso mein Vater nie über meinen Großvater spricht?«, fragte sie.
»Ich könnte mir vorstellen, dass er ihm böse ist: Immerhin hat Rafe ihn alleingelassen, er ist nach
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