Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
Vom Netzwerk:
nicht?«
    Miss Cameron nickte.
    Henry verzog mürrisch das Gesicht. »Alles bloß Hokuspokus«, murrte er. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du bist eine Gefahr für sie , nicht umgekehrt.«
    »Du bist stärker, als du glaubst, Felicity«, bestätigte Miss Cameron.
    Felicity schoss ein Gedanke durch den Kopf; ihr Gesicht hellte sich auf. »Habe ich übernatürliche Kräfte? Kann ich sie damit töten?«
    Die Bibliothekarin lächelte. »Nein, Felicity, aber du hast Freunde und einen gesunden Menschenverstand.«
    »Oh«, sagte Felicity ein bisschen enttäuscht, »ich würde mich wohler fühlen, wenn ich noch ein anderes Ass im Ärmel hatte als bloß gesunden Menschenverstand …«
    »Und Freunde, hast du vergessen«, ergänzte Henry vorwurfsvoll und boxte sie leicht gegen die Schulter.
    Felicity berührte die Holzkugel in ihrer Tasche und plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so mutlos. Sie sah Miss Cameron ins Gesicht. »Wieso helfen Sie mir?«, fragte sie.
    Miss Cameron stutzte. »Ich tue nur meine Pflicht als Bibliothekarin von Wellow«, sagte sie dann.



Sechzehntes Kapitel
    W
enige Einwohner von Wellow zeichneten sich durch ein so stark ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein aus wie Daniel Twogood. Sein ganzes Leben lang hatte er klaglos die Verpflichtungen geschultert, die sein Familienerbe mit sich brachte. Und das tat er auch an diesem Abend.
    Die Hafengegend war eines der ärmsten Viertel von Wellow. In den schmalen Sträßchen und Gassen gab es wenig Licht, und die Pflastersteine waren schlüpfrig, nur darum ging Mr Twogood, statt zu laufen. Auf seinem ehrlichen Gesicht lag ein gehetzter Ausdruck: Der Mann hatte eine Entscheidung getroffen und brannte darauf, sie in die Tat umzusetzen. Zu beiden Seiten der Gasse duckten sich kleine weiße Häuschen. Er nahm all seinen Mut zusammen, bevor er anfing, an den Türen zu klopfen. Er wusste, dass nur sehr wenige Bewohner dieses Viertels erfreut sein würden, einen Twogood zu sehen, noch dazu so spät abends. Aber diese Prüfung blieb ihm erspart, denn als er um die Ecke der Catchman Lane bog, sah er weiter vorn den Mann von der Küstenwache, der offenbar gerade zu seiner Unterkunft zurückkehrte.
    »Sie haben mit einem Vakuum gearbeitet«, rief Mr Twogood.
    Jasper blieb wie angewurzelt stehen. Er drehte sich langsam um, aber innerlich frohlockte er.
    »Das Feuer und das Eis«, fuhr Daniel Twogood außer Atem fort, »waren getrennt voneinander jeweils in einem Vakuum gefangen. Wenn extreme Hitze auf extreme Kälte trifft, ändert sich schlagartig der Luftdruck in der unmittelbaren Umgebung.«
    Jaspers Herz pochte wild, aber sein Gesicht verriet nicht die kleinste Gefühlsregung.
    »Ich verrate Ihnen das, damit Sie verstehen, dass es eine Illusion ist zu glauben, Sie könnten die Maschine jemals beherrschen . Sobald Sie diese Kräfte freisetzen, ist niemand davor sicher, Sie selbst am allerwenigsten.«
    Jaspers Hochstimmung sank in sich zusammen. »Aber warum hat Ihr Vater sie dann überhaupt gebaut?«, fragte er. »Wieso erfindet einer so was Großartiges und sperrt es dann für immer weg?«
    »Um seine eigene Neugier zu befriedigen«, sagte Mr Twogood verbittert. »Die Idee setzte sich im Kopf meines Vaters fest und er wurde sie nicht mehr los. Er musste die Maschine bauen, einfach um sich selbst zu beweisen, dass es möglich war.
    Als er den Tod und das Elend sah, die er in die Welt gebracht hatte, war es zu spät. Er kam nie darüber hinweg, er war ein gebrochener Mann«, fuhr er fort. »Die Twogoods interessierten sich nie dafür, was die Gentry eigentlich trieb, sie waren Erfinder aus Leidenschaft. Aber dann wurde er Zeuge eines Schiffbruchs und es zerriss ihm das Herz – all die Sterbenden, die hilflos und verlassen auf den Klippen lagen, und diese Verbrecher, die sich mit dem stolzen Namen Gentry schmückten, stiegen über sie hinweg und rafften ihre Besitztümer zusammen. Die schlimmsten Strandräuber warteten nicht einmal, bis ihre Opfer tot waren, sondern entrissen ihnen mit brutaler Gewalt Uhren und Schmuck, während sie im Sterben lagen.
    Noch am selben Tag sagte sich meine Familie von der Gentry los«, schloss er.
    Jasper stand schweigend da, er wusste nicht, was er sagen sollte. Und wenn schon, dachte er, das war eine ganz andere Zeit damals. Heutzutage waren die Menschen zivilisiert, da konnte so etwas nicht mehr passieren. Mit etwas Geduld würde er Dan Twogood rumkriegen. Früher oder später würde der Mann Vernunft annehmen.
    An der

Weitere Kostenlose Bücher