Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
Vom Netzwerk:
Felicity legte das Ruder um, das Großsegel blähte sich.
    Miranda zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Mögen die Besten gewinnen!«, rief sie mit falschem Lächeln.
    »Danke«, sagte Henry und holte das Vorsegel dicht. »Machen wir.«
    »Was für ein unverschämter Giftzwerg! Nicht zu fassen«, schimpfte Martha, während sie auf die Startlinie zufuhren.
    »Die Blakes waren immer schon übles Gesocks«, meinte Henry.
    »Ärgert euch nicht. Genießen wir lieber das Rennen«, sagte Felicity.
    »Du hast recht.« Martha blickte übers Wasser. »Es ist so ein herrlicher Tag.«
    Als sie aus dem Hafen heraus waren, frischte der Wind auf, und die
Ehrliche Armut
wurde schneller. Das Schöne am Segeln in einem kleinen Boot war der geringe Abstand zum Wasser. Felicity fühlte sich, als wäre sie eins mit dem Meer.
    »Das ist großartig«, schrie Martha. Ihr Bubikopf wurde von der Brise zerzaust. Die Luft hier draußen war wunderbar frisch. Gleichmäßig rollte Welle um Welle heran, nur ganz wenig Schaum war zu sehen.
    Felicity grinste. »Der Wind weht stetig aus der gleichen Richtung. Man muss nicht viel manövrieren. Es kommt hauptsächlich darauf an, wer am schnellsten ist und wer am längsten die Nerven behält.«
    »Klar«, sagte Henry, »du solltest bloß bei alledem nicht vergessen, dass wir das Rennen nur dann gewinnen können, wenn wir auch heil am Ziel ankommen.«
    Die drei befanden sich an der Spitze des Felds kurz vor der Linie, als der Startschuss knallte, und konnten ihren Vorsprung noch weiter ausbauen, während sie die weißen Klippen der Soul Bay passierten. Sie sausten nur so dahin im pfeifenden Wind.
    »Ist das da die Wendemarke?«, schrie Martha und zeigte auf eine grüne Boje.
    »Ja, wie hast du das erraten?« Auch Henry schrie, um das Knattern der Segel und das Sausen des Windes zu übertönen.
    Martha verdrehte die Augen. »Ich habe natürlich ein Buch über das Segeln gelesen. Theoretisch kenn ich mich aus.«
    »Irgendwann in deinem Leben wirst du mal an einen Punkt kommen, wo es dir nichts hilft, in einem Lexikon nachzuschlagen, und dann bist du aufgeschmissen.«
    »Na ja, in diesem besonderen Fall lag die Lösung des Rätsels ziemlich nah. Immerhin steht auf dem Ding groß und breit ›Wrack‹ geschrieben«, sagte Martha.
    »Die anderen sind weit abgeschlagen«, rief Felicity aufgeregt. »Höchstens die Blakes können uns noch gefährlich werden. Wenn wir es schaffen, das Boot zum Gleiten zu bringen, hängen wir sie ab.«
    Henry schüttelte heftig den Kopf. Die
Ehrliche Armut
schnitt pfeilgerade durchs Wasser. »Das Stück bis zur Boje ist schwierig, wie du weißt. Wir müssen die Marke auf der Steuerbordseite passieren, und die Sandbank liegt zwischen uns und der Klippe. Wenn wir gleiten, gehen wir ein ziemlich hohes Risiko ein. Willst du, dass wir kentern, noch dazu mit Martha an Bord?«
    Martha blickte nach hinten. »Miranda ist ganz schön wütend«, sagte sie schadenfroh.
    Felicity sah über die Schulter. Tatsächlich, die kleine Kröte tobte vor Zorn. Der Wind trug Flüche und Schimpfwörter, mit denen sie ihre Brüder bedachte, übers Wasser.
    »Wenn ihr nicht so vollgefressene Fettsäcke wärt, könnten wir schon lange auf dem Rückweg sein«, schrie sie.
    Felicity, Henry und Martha grinsten breit. Jetzt konnte auch Henry der Versuchung nicht länger widerstehen. Er fierte die Fockschot und holte das Schwert auf. »Lehn dich hinaus so wie ich. Wir müssen das Boot möglichst waagerecht halten.«
    Der Bug der
Ehrlichen Armut
hob sich leicht, das Boot glitt jetzt über die Oberfläche des Wassers dahin und wurde noch schneller. Das Schlagen der Wellen gegen den Rumpf klang wie Trommelwirbel.
    »Du musst dein Gewicht weit rausverlagern«, rief Henry Martha zu und holte ein bisschen an. Felicity ließ das Boot abfallen, damit es nicht an Fahrt verlor. Sie hörten Miranda noch wilder keifen, offenbar schäumte sie jetzt vor Wut. Aber dann brach sie plötzlich ab und es folgte ein aufgeregtes Stimmengewirr.
    Felicity schaute nach hinten und schrie auf: »Die weichen vom vorgeschriebenen Kurs ab! Die sparen sich den Bogen um die Sandbank herum und kürzen einfach den Weg ab!«
    Henry und Martha drehten sich um.
    »Das ist glatter Betrug, das wisst ihr genau!«, brüllte Henry außer sich vor Empörung. George johlte nur höhnisch.
    »Wir haben jetzt keine Zeit, uns darum zu kümmern«, mahnte Felicity. »Klar zur Wende.«
    Henry legte eine Hand auf Marthas Kopf, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher