Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
Rafe.
»Nein, die sind disqualifiziert worden«, antwortete er. »Es hat eine Menge Protest gegeben heute.«
Henrys Brüder Percy und Will tauchten auf. Percy boxte ihn freundschaftlich. »Nicht schlecht für so einen Knirps«, sagte er.
»Alles heil überstanden?«, fragte Will.
»Klar.« Henry grinste lässig. »Da ist schließlich bloß ein Felsen abgestürzt. Alles halb so wild.«
Percy streckte ihm eine Papiertüte hin. »Mama hat dir ein paar Brote gemacht.«
»Ah, das ist jetzt genau das Richtige.« Henry öffnete die Tüte. »Die Blakes haben also nicht gewonnen?« Die drei Brüder grinsten.
Rafe ging mit den Kindern ins Clubhaus, wo noch mehr Leute versammelt waren, und führte sie nach vorn auf ein hölzernes Podest. Felicity vermutete, dass man sie jetzt nach den Einzelheiten der Geschehnisse während der Regatta befragen würde. Die Blakes waren auch da. Miranda stand ganz hinten an der Wand und sah ziemlich blass aus. Ihre Mutter machte ein finsteres Gesicht. Offenbar kochte sie vor Zorn.
Der Präsident des Segelclubs trat zu Rafe und übergab ihm einen Kristallpokal. Es wurde still im Saal. Felicity wurde plötzlich bewusst, dass alle Augen auf sie und ihre Freunde gerichtet waren.
Ihr Großvater räusperte sich. »Die Wettkampfleitung hat einstimmig entschieden«, sagte er, »euch zum Sieger zu erklären.«
Die drei Kinder starrten ihn verblüfft an.
»Aber wir sind doch als Letzte ins Ziel gekommen«, sagte Felicity.
»Die anderen Teilnehmer haben ausgesagt, dass ihr einen weiten Vorsprung hattet, als das Unglück passierte. Ihr habt ihn freiwillig geopfert. Und viele haben betont, dass das Ganze ohne eure Geistesgegenwart und euer Geschick viel schlimmere Folgen hätte haben können.«
Felicity bekam ganz heiße Ohren vor Verlegenheit, weil sie in aller Öffentlichkeit so gelobt wurden. Jemand weit hinten im Saal begann zu klatschen und innerhalb von wenigen Sekunden brach ein wahrer Sturm der Begeisterung los. Lauter Leute, die Felicity überhaupt nicht kannte, spendeten tosenden Beifall. Percy und Will trampelten mit den Füßen und jubelten.
Henry verbeugte sich knapp. Martha lief vor freudiger Aufregung rosa an und strahlte.
Rafe beugte sich zu seiner Enkelin hinunter, so nah, dass sie sein altmodisches Rasierwasser roch, und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich bin sehr stolz auf dich.«
Felicity war vollkommen überwältigt. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.
Henry grinste und fiel ihr um den Hals. »Ich finde jedenfalls, dass wir uns das verdient haben«, sagte er in einem Ton, als stellte er lediglich etwas Offensichtliches fest.
Nach einer Weile ebbte der Applaus endlich ein bisschen ab. Rafe überreichte Felicity den Pokal. »Der Heartsease Cup!«, rief er.
Es war ein altertümliches Trinkgefäß in der Form eines Kelchs: eine Schale aus blitzendem Bleikristall, in Silber gefasst. Eine Gruppe von Figuren bildete den Schaft und den Standfuß: drei Männer mit gequältem Gesichtsausdruck; der eine bedeckte mit den Händen seine Augen, der zweite seine Ohren, der dritte seinen Mund.
Felicity gab den Pokal weiter an ihre Freundin. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir wirklich gewonnen haben«, sagte Martha entzückt.
»Und natürlich bekommt ihr noch euer Preisgeld.« Rafe teilte drei Schecks aus.
»Wow!«, rief Henry, als er einen Blick darauf geworfen hatte. »Wenn ich gewusst hätte, dass es so viel ist, wäre ich vielleicht doch in Versuchung gekommen, die Sache ein bisschen abzukürzen.« Das Publikum lachte.
»Danke. Ich danke Ihnen allen«, sagten Felicity und Martha gleichzeitig zu der jubelnden Menge, und Henry schloss sich ihnen an, nicht ohne noch einmal freudig seinen Scheck hochzuhalten.
Felicity war vollkommen überwältigt von der Freundlichkeit dieser Menschen. Um sie herum nichts als lauter wohlwollend lächelnde Gesichter. Es war einfach großartig.
»Und jetzt, meine Damen und Herren«, verkündete Rafe schließlich, »möchte ich gern zur Feier des Tages eine Runde ausgeben.« Begeisterter Beifall brandete auf und die Leute drängten in Richtung Bar. Sie hatten alle einen langen Tag hinter sich.
Die drei Freunde standen zusammen mit Rafe auf der Bühne, während der Saal sich langsam leerte.
»Da ist eine Inschrift eingraviert«, sagte Martha. Sie hielt den Pokal hoch und las.
»Trink aus mir, wenn du es vertragen kannst
.
«
»Er hat meinem Vater gehört«, bemerkte Rafe.
»Echt? Ein Stück aus der großen Zeit der Gentry?« Martha
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