Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
Vom Netzwerk:
schnaubte. »Die würden doch alle das Gleiche machen, wenn sie an unserer Stelle wären.«
    Ein Schmerzensschrei hallte übers Wasser. Felicity, Henry und Martha fuhren herum. Eine Jolle hatte den Jungen im Wasser überfahren und ihn am Kopf verletzt. Er zappelte und hustete, sein Gesicht war blutüberströmt.
    Martha kreischte auf. »Wir müssen ihm helfen!« Sie griff nach der Ruderpinne, um das Boot in Richtung des Jungen zu steuern.
    »Spinnst du? Willst du ihn noch mal überfahren?«, schrie Henry.
    Felicity übernahm wieder das Ruder und drehte die
Ehrliche Armut
mit dem Bug in den Wind, sodass sie stehen blieb. Sie fasste ihre Freundin fest bei den Armen. Marthas Augen waren glasig, ihr Atem ging keuchend.
    »Du musst dich beruhigen«, sagte Felicity eindringlich. »Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.«
    Sie atmete tief und langsam und nickte Martha aufmunternd zu, es ihr nachzutun. Nach einer Weile bekamen Marthas Wangen wieder ein klein wenig Farbe.
    Um sie herum herrschte Chaos, aber in ihrem Inneren spürte Felicity eine seltsame Ruhe und Entschlossenheit. Henry schnappte sich den Klappanker und warf ihn aus. Felicity schwang die Beine über die Bordwand.
    »Henry und ich schwimmen zu dem Jungen rüber und ziehen ihn raus.« Sie lächelte Martha zu. »Du wartest hier.«
    »Sie weiß genau, was zu tun ist«, flüsterte Martha, als Henry ins Wasser stieg.
    »Sie ist eben eine Gallant. Das liegt in der Familie.« Er grinste schief, dann stieß er sich kräftig vom Rumpf der Jolle ab.
     
    Es dauerte einige Zeit, bis alle Boote und Segler wieder in der Verfassung waren, sich auf den Weg zurück nach Wellow zu machen. Zum Glück stellte sich heraus, dass die Verletzungen nicht so schlimm waren, wie sie aussahen, und es war genügend Verbandszeug da, um alle zu versorgen. Als die Leute, von Felicity und Henry unermüdlich ermuntert und angeleitet, anfingen, sich und anderen zu helfen, wichen Panik und Schrecken allmählich.
    Die drei Freunde waren die Letzten, die nach Hause fuhren. Sie hatten sich bereit erklärt, eine Jolle, deren Kielschwert gebrochen war, abzuschleppen. Die Mannschaft des kaputten Boots half mit, indem sie paddelte, trotzdem kam die
Ehrliche Armut
mit dem Boot im Schlepptau nur langsam vorwärts.
    Felicity fror. Es wehte nur ein schwacher Wind, die See war ruhig, aber die Sonne stand schon tief und es wurde kühl. Außerdem waren ihre Kleider immer noch feucht. Ihre Hände und Füße waren schon ganz gefühllos vor Kälte. Sie versuchte, mit den Zehen zu wackeln, damit sie ein bisschen warm wurden.
    »Ich dachte eigentlich, dass uns jemand in Empfang nehmen würde.« Marthas Stimme klang niedergeschlagen.
    Henry zuckte die Achseln. »Segeln ist eben ein rauer Sport«, sagte er.
    »Der Meinung ist Miranda offenbar auch. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie und ihre Brüder einfach weitergefahren sind.«
    »Was soll’s – eigentlich hätten wir das schon vorher wissen können.« Henry verzog das Gesicht.
    »Immerhin sind wir die moralischen Sieger«, sagte Martha. »Trotzdem, es ist schon bitter, dass die jetzt den Pokal bekommen.«
    Sie näherten sich dem Hafen von Wellow. Auf der Aussichtsplattform vor dem Segelclub waren noch eine Menge Leute versammelt.
    »Da sind sie ja endlich«, rief einer der Zuschauer. Felicity steuerte die
Ehrliche Armut
mit dem havarierten Boot im Schlepptau zur Sliprampe.
    Felicitys Großvater und Isaac Tempest drängten sich durch die Menge nach vorn ans Geländer.
    »Alles in Ordnung?«, schrie Rafe. Er sah aus, als hätte er schon ziemlich lang da draußen gewartet.
    Felicity nickte, angestrengt darum bemüht, sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. Dann stieg sie ins eisige Wasser und hielt das Boot ruhig, während Henry die Segel reffte.
    »Die Leinen schieße ich morgen ordentlich auf«, sagte er.
    Felicity bibberte vor Kälte.
    Ihr Großvater streckte ihr die Hand hin. »Komm raus, schnell«, sagte er, half ihr an Land und legte ihr seinen Mantel um die Schultern. »Du wirst dir noch den Tod holen.«
    Isaac fasste die Bugleine der
Ehrlichen Armut
. »Und du auch, Henry. Sieh zu, dass du ins Warme kommst. Um das Boot kümmere ich mich schon.«
    Henry nahm sein Angebot an. Etliche Zuschauer, die herumstanden, klopften ihm auf die Schulter, als er an ihnen vorbeiging.
    Martha stieg aus, immer noch aufgedreht nach dem Abenteuer, das sie erlebt hatten. »Ich nehme an, die Blakes freuen sich mächtig über den Pokal«, sagte sie zu

Weitere Kostenlose Bücher