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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Boot.
    »Ich hab es geschnitzt, als ich unterwegs war«, sagte er.
    Felicity lächelte. »Es ist wunderschön.« Und das stimmte: Das kleine Ding lag angenehm in der Hand, und die weich fließenden Linien gaben ihr irgendwie ein Gefühl, als wäre sie auf dem Meer. Am Heck war eine kleine Öse angebracht, sodass man das Boot als Anhänger tragen konnte. »Ich werde schauen, ob ich ein Kettchen dafür finde«, sagte sie.
    »So was Dummes!« Jeb schlug sich an die Stirn. »Wieso hab ich daran nicht gedacht?«
    »Quatsch. Das macht doch nichts. Es ist wirklich hübsch. Und ich hab gar kein Geschenk für dich.«
    Aber Jeb ließ es sich nicht ausreden. »Na klar, das gehört dazu, sonst kannst du es nicht tragen.« Er griff in die Tasche und zog eine goldene Kette hervor. »Nimm die hier fürs Erste.«
    Felicity betrachtete das Kettchen, das auf seiner Handfläche lag. Es war so dünn und fein gearbeitet, dass es fast schwerelos wirkte, aber es glitzerte im schummrigen Licht.
    »Das kann ich nicht annehmen«, sagte sie, »nicht mal leihweise. Das ist bestimmt kostbar.«
    Jeb schüttelte den Kopf. »Es ist hübsch, aber nicht besonders wertvoll. Mein Taufpate hat es mir heute Morgen geschenkt. Er hat nie Geld und hätte das Ding sicher längst verkauft, wenn es was wert wäre.«
    »Ich kann es nicht annehmen.« Felicity spürte, dass sie in diesem Streit nicht gewinnen würde.
    »Ach was«, sagte Jeb. »Du trägst es jetzt bis nach den Feiertagen. Dann besorge ich dir ein anderes.«
    Er nahm das Boot aus Felicitys Hand, fädelte das Kettchen durch die Öse und hängte es ihr um den Hals. Felicity dankte ihrem Schicksal dafür, dass ihre Haare ihr Gesicht verdeckten.
    Er trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern. »Sehr hübsch«, sagte er zufrieden. »Hast du Lust, einen Spaziergang zu machen?«
    »Gern.« Felicity strahlte. »Warte, ich hol nur schnell meinen Mantel.«
     
    Die Sonne schien, aber es war eisig kalt. Die beiden gingen zügig durch die Oberstadt und weiter in die offene Landschaft. Felicity spürte das Holz des kleinen Anhängers auf der Haut. Sie lächelte.
    Jeb bog auf einen Fußweg ab, den sie noch nie bemerkt hatte. »Hier geht es zum Verbrannten Wald«, sagte er.
    »Komischer Name.«
    »Stimmt, aber der hieß nicht immer so. Da war früher mal ein Wald. Er gehörte einem Mann namens Wheeler, der sich mit den Usages verkrachte. Barbarous Usage lockte ein Schiff auf die Klippen, das voll beladen war mit Rum, und plünderte das Wrack. Er ließ den Rum bis auf ein einziges Fass in den Wald schaffen und ausgießen und dann zündete er ihn an. Es gab ein Riesenfeuer. Das letzte Fass Rum trank Barbarous mit seinen Kumpanen, während sie zuschauten, wie alles niederbrannte.«
    Felicity lief es kalt über den Rücken.
    Rechts von ihnen erstreckte sich ein langer Streifen mit jungen Buchen und Eichen bis zum Meer hinunter, dazwischen waren hie und da noch verkohlte Baumstümpfe zu sehen.
    »Die wurden später neu angepflanzt«, erklärte Jeb. »Rafe hat das veranlasst. Er war entsetzt, als er davon hörte, dass Barbarous im Namen der Gentry derartige Gräueltaten beging.«
    Felicity spürte einen Funken Stolz auf ihren Großvater in sich aufglimmen.
    Der Pfad lief neben dem Wald entlang. Auf einer Wiese grasten Kühe. Felicity blickte zu ihnen hinüber und sie hoben kauend die Köpfe. Der Untergrund wurde zunehmend sumpfig. Felicitys Schuhe waren schon ganz schmutzig.
    Jeb sah sie schuldbewusst an. »Das war keine gute Idee von mir«, sagte er. »Du ruinierst dir noch die Schuhe. Hoffentlich bekommst du keinen Ärger deswegen.« Vielleicht würde ihre Mutter ihn nie mehr mit Felicity spazieren gehen lassen, dachte er.
    »Halb so wild.« Felicity schob den Gedanken an die vorwurfsvollen Blicke, die sie zu Hause erwarteten, beiseite.
    Sie kamen zu einem Zauntritt, dessen Holz schon ziemlich verwittert aussah. Als Felicity daraufstieg, schwankte er. Sie schrie erschrocken auf und klammerte sich fest, damit sie nicht abstürzte.
    Der Dauerregen der letzten Tage hatte den Boden aufgeweicht, die Erde war von den Hufen der Rinder zerstampft. Felicity balancierte auf dem wackligen Stangenzaun, vor sich nichts als lauter Matsch und Schlamm.
    Sie kicherte nervös. »Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Was soll ich jetzt machen?«, sagte sie. Die Kühe kamen neugierig näher.
    Jeb musste lachen. Er streckte Felicity die Hand hin und half ihr beim Heruntersteigen. Sie versank bis zu den Knöcheln im

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