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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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zum Petersplatz!
    Die Piazza San Pietro ist eine vollkommene
Schöpfung –
    ob mit Zehntausenden, manchmal gar Hunderttausenden
von Menschen oder ziemlich menschenleer wie jetzt. Die Maisonne beschien die
240 Meter lang messende Ellipse mit dem hohen ägyptischen Obelisken im Zentrum
mit voller Wucht und sorgte für erste markante Schatten. 284
    Säulen und 88 Pfeiler aus Travertin, weit
ausladenden Armen vergleichbar, umspannten in Vierer-Reihen das Oval. Weiße, in
das Pflaster eingelassene Streifenintarsien, die zugleich gliedernde Sektoren
bildeten, führten auf die Mitte zu. Zwei hohe Brunnen mit riesigen
Granitschalen an den Seiten belebten mit ihren hohen Wasserfontänen den Platz.
    Das schwarzgekleidete Klerikalenvolk, vereinzelt
auch Touristen und Pilger, die meist als Gruppen von Fremdenführern von einer
Sehenswürdigkeit zur anderen gehetzt wurden, verloren sich auf dem weiten
Platz. Ich stand wie versteinert in dessen Mitte und konnte den Blick von der
zirka 50 Meter hohen Monsterfassade der Kathedrale mit ihren unterschiedlich
geformten Säulen, Pfeilern, Fenstern, Toren und Balkonen kaum lösen. Es war
eine ungeheure Dekoration, deren Teile auf alle erdenklichen Weisen vor- und
zurück, aus- und einwärts traten, ohne Grund und Ursache. Die Fassade wurde
gekrönt von Sechs-Meter-Statuen von Christus mit dem Kreuz Johannes dem Täufer
und den Aposteln. Durch die fünf mit Bronzegittern ausgestatteten Tore sah ich,
daß im Innern durch die Kuppelfenster das Sonnenlicht in Form von mächtigen
Lanzen hereinflutete. Die Erbauer dieses Hauses hatten alle Kreativität darauf
gewandt, den Eindruck zu vermitteln, daß nirgendwo anders als hier der
Allmächtige wohnt. Und was soll ich sagen, auch ich glaubte jetzt daran!
    Nachdem die erste Verzauberung etwas abgeklungen
war, erinnerte ich mich an meine Mission. Miracolo – wo mochte Seine Heiligkeit
im Nucleus des katholischen Universums wohl stecken? Immerhin umfaßt der
Vatikanstaat 0,44 Quadratkilometer, und zu dem Petersdom gesellen sich im
seitlichen und hinteren Teil des Areals noch zig Gebäude, Parks und Gärten, ja
sogar ein eigener Bahnhof und ein Hubschrauberlandeplatz. Ich war versucht, den
abgeschmackten Vergleich mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen
heranzuziehen, doch merkte ich schnell, daß mein Vorhaben eigentlich noch
aussichtsloser war. Es schien unwahrscheinlich, daß mir der Kollege, der sich
nach Sanctas Auskunft noch päpstlicher als der Papst gebärdete, hier rein zufällig
über den Weg laufen würde. Vermutlich hockte er gerade auf dem Schoß des
Heiligen Vaters und sonnte sich in dessen Licht. Vielleicht hatte ich einen
Fehler begangen, als ich bei der Erwähnung des Namens Miracolo reflexartig hier
hingeeilt war, anstatt weiterhin meine römische Göttin anzubeten.
    Bevor ich mich jedoch gänzlich von der Verzweiflung
überwältigen ließ, beschloß ich, zumindest meine christliche Pflicht zu tun und
mir das Innere des Doms anzusehen. Denn in Rom gewesen zu sein, ohne die Werkstatt
des Stellvertreters Christi in Augenschein genommen zu haben, grenzte in der
Tat an Gotteslästerung. Die Frage war nur, ob die vor den Kirchentoren
aufgestellten Soldaten der Schweizer Garde einen Gesellen hineinlassen würden,
der nicht allein am Kopf, an den Achseln und etwas weiter unten behaart war.
    Ich hatte gehört, daß man selbst das Hereinrauschen
ganzer Taubenschwärme manchmal nicht verhindern konnte und deshalb gegen
animalische Eindringlinge bisweilen eine gewisse Toleranz übte. Ob das auch für
einen Vertreter der Felidae galt, würde sich nun herausstellen.
    Ich hob die rechte Pfote, um mutig loszumarschieren

    » Il Pius stupido ha trovato morto! Il Pius stupido ha trovato morto! … « hörte ich plötzlich von
links und rechts ein sich gegenseitig übertönendes Geschrei, so daß meine
erhobene Pfote in der Bewegung einfror. Die Ausrufe hätten mich wohl kaum so
geschockt, wenn sie nicht von meinesgleichen ausgestoßen worden wären, und wenn
das Wörtchen »morto« nicht gewesen wäre. »Der dumme Pius hat Tote gefunden!«
Was sollte das bedeuten?
    Ich setzte die Pfote wieder auf den Boden und riß
den Kopf hin und her. Und als ich mich noch einmal umschaute, blitzten jeweils
zwei Artgenossen zu beiden Seiten an mir vorbei und liefen aufgeregt in
Richtung der rechts gelegenen Kolonnaden des Bernini. Es waren ein Gescheckter,
ein fetter Grauer und zwei weitere Gestalten, bei denen ich weder Farbe und
Rasse noch Geschlecht

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