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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Waffen in den Händen. Von der Gegenseite ebenso, bloß daß diese sich durch ihre Haarpracht und Körperbemalung von den anderen unterscheiden. Sie gehen aufeinander los, prügeln sich, schneiden sich gegenseitig die Kehlen durch, stechen sich ab, und wie es aussieht, scheint es ihnen sogar Spaß zu machen. Ja, selbst die Verwundeten, die mit klaffenden Wunden in ihrem Blut liegen, spornen die Kämpfer noch an, und die Toten machen den Eindruck, als wären sie mit ihren toten Herzen auch freudig dabei. Der Kampf steigert sich zur Raserei. Mit bloßen Fingern stechen sich die schwarzen Männer gegenseitig die Augen aus und verspeisen sie dann. Abgesäbelte Köpfe rollen wie herabgefallene Kokosnüsse über den Boden. Auf den Leichen wird mit Macheten so lange herumgehackt, bis sie wie bloße Fleischklumpen aussehen. Bald wirkt der ganze Ort, als hätte es aus diesem sonnigen Himmel Blut geregnet ...«
    »Was macht ES, Andromeda, was macht ES?« hakte Hektor schnell nach. Auch er war jetzt vollkommen aufgewühlt.
    »Nichts. Gar nichts. Es schaut nur zu.«
    »Es schaut nur zu?«
    »Manchmal wechselt es seinen Standpunkt, um eine bessere Sicht auf das Geschehen zu erhalten. Doch die meiste Zeit hält es sich still hinter Sträuchern und Baumzweigen auf, um ungestört beobachten zu können.«
    »Und was fühlt es dabei?«
    »Staunen - und grenzenlose Faszination!«
    »Und dann?«
    »Jetzt verschwimmt das Bild, wird unscharf, wie mit einem schmutzigen Lappen abgewischt. Ein anderes Bild erscheint vor meinem inneren Auge. Militärhubschrauber schweben auf ein Reisfeld nieder, auf dem Bauern ihre Ernte einbringen. Es sind ausgemergelte Gestalten, fast Skelette, allesamt in Lumpen gehüllt. Viele Frauen und Kinder sind darunter. Als die Hubschrauber mit ihrem ohrenbetäubenden Geknatter kommen, bricht Panik aus. Die Bauern fliehen schreiend in alle Himmelsrichtungen, aber der fliegende Tod ist schneller. Maschinengewehrfeuer wird von oben auf die Wehrlosen eröffnet und Bomben werden abgeworfen. Stumm und irgendwie federleicht fallen die Getroffenen ins feuchte Feld, geradeso, als wären sie über eine Fernsteuerung abgeschaltet worden. Oder sie bersten mit einem dumpfen Paff! in ihre Einzelteile auseinander ...«
    »Vietnam«, murmelte ich Hektor zu.
    »... Auf der angrenzenden Landstraße ist plötzlich eine Schar nackter Kinder zu sehen. Sie kommen aus dem ein paar hundert Meter weit entfernten Wäldchen gelaufen, das in hellen Flammen steht. Die Kinder brennen auch, oh, die Kinder brennen lichterloh, meine Freunde! Ich ertrage es nicht, nein, ich kann mir dieses Grauen nicht mehr ansehen ...«
    »Sekunde, du mußt es noch eine kleine Weile durchstehen, Andromeda«, bat Hektor die Seherin. »Was macht derjenige, durch dessen Augen du das alles siehst?«
    »Wieder nichts. Er betrachtet das bestialische Schauspiel aus sicherer Entfernung. Und alles, was an Gedanken und Emotionen durch ihn hindurch fließt, bündelt sich zu einem einzigen Empfinden: Neugier, unstillbare Neugier.
    Dieses Ding gleicht einem universellen Aufzeichnungsgerät. Bar jeder Anteilnahme gegenüber den Leidenden. Halt! Jetzt sehe ich wieder eine andere Szene. Ja, das Bild ist von Dauer. Ein Bauernhof in einer verschneiten Einöde. Das Haupthaus ist abgebrannt. Es wirkt, als wäre es vorher nur aus Streichhölzern zusammengesetzt gewesen, die sich entzündet und in verkrüppelte Kohlestäbchen verwandelt haben. Soldaten stehen Schlange vor einem verwitterten Bretterverschlag, der vermutlich der Kuhstall ist. Es geht wohl ums Essenfassen. Aber, um Gottes willen, in dem Stall befinden sich keine Tiere mehr und die Soldaten gieren nach etwas ganz anderem! Der ganze Stall ist vollgedrängt mit nackten Frauen, die teilweise irr die Decke anstarren. Sie werden von den Männern vergewaltigt, und die Schreie des Wahnsinns und nach Erbarmen scheinen die Peiniger noch mehr anzustacheln! Neue schreckliche Bilder sehe ich durch die Augen des Dämons. Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Volkszugehörigkeit, in geographischen Gebieten, die nicht unterschiedlicher sein könnten, und mit ganz unterschiedlichen Waffen in ihren Händen. Steinäxte und Raketenwerfer, Kanonen und bloße Felsbrocken, die auf den Köpfen der Feinde zertrümmert werden. Alle sind böse, alle sind verliebt in den Tod, alle wollen alle vernichten. Das Blut schießt in Fontänen hoch, das Leben, junges und altes, wird tausendfach ausgemerzt. Es ist wie ein Potpourri des Hasses - ich kann

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