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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Vorschlag: Nachdem jeder von uns einen Bissen von deinen Eingeweiden probiert hat, hängen wir dich an deinen Eiern am höchsten Baum im Revier auf.«
    »Francis, wie konntest du solche Schande über uns bringen!« klagte Moses. Im Gegensatz zu seinen Parallelkletterern war er inzwischen vollkommen außer Atem und keuchte wie ein dem Staubinfarkt erlegener Hoover. »Wir hielten dich für den Weisesten, den Achtbarsten und den Klügsten. Doch offenbar warst du schon seit jeher ein bösartiger Zyniker. Für ein intellektuelles Spielchen hast du den Frieden im Revier geopfert. Jahrzehnte werden vergehen, bis wieder ein normales Verhältnis zwischen unseren beiden Arten herrscht.«
    »Jahrhunderte!« warf Hinz gallig ein. Er befand sich nur mehr ein paar Meter von mir entfernt, und seine frohlockende Miene wirkte, als inspiziere er bereits voll Genugtuung den guten alten Francis in seiner Post-mortem-Phase.
    »Ich, wir alle belegen dich aus diesem Grunde mit dem schärfsten Bann, den wir kennen«, fuhr Moses fort. »Wir verstoßen dich aus unserer Gemeinschaft!«
    Nun, das hörte sich ja noch verhältnismäßig human an. Ich dachte schon, er würde mir ebenfalls das Amüsement mit dem Aufhängen an meinen Eiern offerieren. Eines allerdings irritierte mich trotzdem. Bevor der ehrwürdige Moses und seine Mitehrwürdigkeiten auf der Bildfläche aufgetaucht waren, kannten wir hierzulande solche Ratschluß-der-Weisen-Gesetze lediglich aus dem Völkerkundebuch. Denn weshalb sollte unsereiner sich daran stören aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, gelten wir doch, wie allgemein bekannt, als Einzelgänger par excellence? Moses schien allmählich selbst an das Hirngespinst von der verschworenen Felidae-Gemeinde zu glauben, das er erfunden hatte - mit ihm selbst als Oberhaupt der Gemeinde, versteht sich. Oder er driftete der Realität langsam davon. Denn daß es nach diesem Geständnis mit meinem Ausschluß aus »der Gemeinschaft« getan wäre, glaubte wohl allein er.
    Meine Pfoten hatten schon längst den Rückwärtsgang eingelegt, und ich ertappte mich dabei, wie ich immer weiter zurückwich. Kein Wunder, hatten doch Moses, Hinz und Kunz das Ende des Hanges mittlerweile fast erreicht und machten Anstalten, den Senkenrand zu betreten.
    »Und wir verstoßen dich nicht nur aus der Gemeinschaft, Klugscheißer«, ergänzte Hinz mit einem maliziösen Lächeln, »sondern auch aus dem Leben!«
    Dann erteilte er den Befehl, der seinesgleichen so geläufig war:
    »Hektor, faß!«
    Hektor wandte sich seltsam gelassen zu mir, doch irgend etwas beängstigend Vages in seinem hohlwangigen Gesicht ließ alle meine Fellhaare zu Berge stehen und mich instinktiv und blitzartig handeln.
    »Nein, Hektor, spring!« rief ich und stürzte mich wie mit der Schleuder abgeschossen auf ihn. Er hielt nicht stand wie die Eiche, die selbst dem Sturme trotzt - der Zusammenstoß brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er wankte kurz, kippte dann nach hinten um und fiel mit völlig baffem Ausdruck und sich überschlagend den Hang hinab. Aber ohne unterwegs auf Gesellschaft verzichten zu müssen. Erst prallte er gegen Hinz, dann gegen Moses, dann gegen Kunz, und nach dieser Serienkarambolage rollten alle vier wie losgelöste Autoreifen in die Tiefe.
    Ich begutachtete meinen Erfolg aus luftiger Höhe mit einem gewissen Behagen. Leider war es mir nicht vergönnt, ihn lange zu genießen. Denn sobald die Purzelbaumschläger unten angekommen waren, wirkte dies auf die Masse wie ein Startschuß. Alle stürmten den Hang hinauf, alle auf einmal. Es sah aus, als schieße eine graue Flut himmelwärts. Aus vollem Halse bellend und kreischend rannten Hunderte Mäusequäler und Mondanheuler zu mir hinauf, vereint im Haß gegen den Killer und nun auch endlich vereint in derselben Armee.
    Es schien ratsam, mich nicht weiter an diesem dramatischen Anblick zu ergötzen. Ich trat die Flucht an (6). Nur wohin? Während ich kopf- und ziellos von der alten Senke weg über das öde Land flitzte, grübelte ich über dieses letzte Problem meines genialen Friedensplans nach, leider ohne Ergebnis. Es stand fest, daß ich mich mit der Selbstbezichtigungsshow in einen Aussätzigen verwandelt hatte. »Aussätziger« war aber in dem Zusammenhang ein viel zu harmloses Wort. Es hörte sich an, als wäre ich krank. Tatsächlich war ich aber für sämtliche vierbeinigen Bewohner des Reviers von jetzt an nicht bloß eine Bazillenschleuder, sondern ein Todgeweihter. Jeder, egal welcher

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