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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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gefletschten Zähnen ebenfalls die Mauer hochsprangen. Zweitens, daß das Gelände jenseits der Mauer keineswegs unübersichtlich, sondern vielmehr äußerst übersichtlich war; es handelte sich dabei nämlich um eine Schnellstraße, auf der sich unzählige Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern wie riesenhafte Glühwürmchen durch die Dunkelheit schoben. Ich hätte erneut in eine Entscheidungskrise verfallen oder meine Verfolger mit einem War-nur-Spaß zu besänftigen versuchen können. Plötzlich aber durchfuhr mich ein Blitz, und ich hechtete von der Mauer auf das Dach des nächstbesten vorbeifahrenden Autos.
    Und wäre beinahe einem noch grausameren Tod erlegen, als dem, den ich vorhin gestreift hatte. Denn das Dach des Wagens, der sozusagen in einer umgekehrten Vorsehung mich ausgesucht hatte, war kein Dach, sondern ein verdammtes Ei. Das feuerwehrrote Blech war vollkommen gewölbt, und als meine Pfoten darauf aufsetzten, glitten sie sofort wieder aus, so daß ich in Heckrichtung flog und befürchtete, von dort auf die Straße zu stürzen und durch nachfolgende Autos das Schicksal zahlloser Wanderkröten zu erleiden. Die Rettung kam in Gestalt einer Dachradioantenne daher, an der ich mich im letzten Moment mit einer Pfote festklammern konnte. Schließlich nahm ich auch die restlichen Pfoten zu Hilfe und schwirrte so wie ein Havarierter auf einem überdimensionalen Floß durch die Nacht.
    Eigentlich hatte ich jedoch wenig Grund zur Klage. Als ich mich nämlich leidlich an die Situation gewöhnt hatte und den Kopf zu der an mir vorbeifliegenden Mauer hob, sah ich ein gespenstisches Bild, welches einen Fotoreporter, wäre ihm der Schnappschuß geglückt, zum Millionär gemacht hätte: Die ganze Strecke entlang hockten auf der Mauer Aberhunderte von lieben Artgenossen und Kläffern und starrten mir auf meinem fliegenden Teppich reglos nach. Dabei machten sie nicht unbedingt den Eindruck, als würden sie mir gleich freundlich nachwinken.
    Bald verschwand die Mauer und das preisverdächtige Fotomotiv, das Auto bog von der Schnellstraße ab, und ich hatte mit einem Mal ganz andere Probleme. Um genau zu sein drei. Wieso sah dieses Auto so seltsam aus, wohin fuhr es und wieso fuhr es so komisch ? Nachdem ich meine Konzentration zu fünf Prozent von dieser albernen Antenne zu lösen vermochte, an der ich hing wie an dem berühmten einzigen Ast über dem Abgrund, konnte ich zumindest die erste Frage beantworten. Das Auto, auf dem ich ritt, war ein Gag, eine Neuauflage eines alten Autogags, neuaufgelegt für Trendys, die für solcherlei Gags höchst empfänglich waren: ein New Beetle . Man konnte den Konstrukteuren selbstverständlich schlecht vorwerfen, daß sie bei ihrer Arbeit an dieser genialen Schöpfung auch auf die Landetauglichkeit des Dachs im Falle fliegender Mäusequäler hätten achten müssen. Alles andere aber schon! Das Gefährt sah in seinem lächerlich gekrümmten Design so aus, als entstamme es dem kollektiven Unbewußten eines Obrigkeitsstaates und mache fortwährend einen Diener.
    Das zweite Rätsel war natürlich überhaupt nicht zu beantworten. Wer wußte schon, wohin all diese Autos fuhren? Gern hätte ich gesagt, hoffentlich weit weg. Aber wollte ich das wirklich? Nein, ich kam mir plötzlich in der Tat vor wie ein Ausgestoßener, der sich nichts sehnlicher wünschte, als wieder in den Schoß der trauten Gemeinschaft zurückzukehren. Wenn ich mich nicht stark irrte, hegte die Gemeinschaft ihrerseits denselben sehnlichen Wunsch - allerdings hätte sie mich gern mit gebrochenem Genick willkommen geheißen. Wie auch immer, ich hatte keinen Einfluß auf den Steuermann im Unterdeck und konnte nur beten, daß die Reise nicht irgendwo in den Ural führte.
    Für den merkwürdigen Fahrstil ebendieses Steuermanns kam eigentlich nur eine Erklärung in Betracht. Das Auto fuhr leichte Schlangenlinien, so daß die Fahrt stets von einem Hupkonzert der neben und hinter uns fahrenden Wagen begleitet wurde. So manch eine wütend erhobene Faust oder ein Stinkefinger wurden aus den heruntergekurbelten Fenstern in Richtung meines künstlerisch veranlagten Chauffeurs geschwungen, und saftige Flüche herausgebrüllt, wenn er in besagtem halsbrecherischem Slalom ein anderes Fahrzeug zu streifen drohte. Kurz, als hätte ich noch nicht genug Probleme am Hals, war ich auch noch ausgerechnet auf dem Auto eines Betrunkenen gelandet! Tiefreligiös, wie ich bin, glaubte ich mittlerweile felsenfest an eine göttliche

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