Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Gattung, würde mich von dieser Nacht an jagen, mir auflauern, mich verraten und leidenschaftlich von meinem grausamen Ende träumen, bis ich schließlich gelyncht, gevierteilt und zu mundgerechten Häppchen bearbeitet worden war. Nicht einmal mehr bei meinem einfältigen Gustav, der mir nun plötzlich so gar nicht mehr einfältig, sondern vielmehr wie das Rote Kreuz, Pro Asyl und Oskar Schindler in Personalunion vorkam, konnte ich nach all dem Vorgefallenen noch Zuflucht suchen. Denn so sicher, wie ich die Hoffnung auf ein Denkmal im Revier wohl endgültig in den Wind schreiben konnte, so sicher war es auch, daß einige ganz schlaue Jägersmänner sich bereits von der Masse in Richtung Gustavsches Anwesen abgeseilt hatten, um davor Stellung zu beziehen und meine Ankunft abzuwarten. Also wohin, zum Teufel, wohin?
So langsam wurde mir bewußt, daß ich mich mit diesem altruistischen Trick aus meinem kompletten Leben herauskatapultiert hatte. Und falls mir das Pech zustieß, daß der wahre Mörder weiterhin unentdeckt blieb, würde ich auf ewig einsam und verloren im eisigen Kosmos schweben müssen. Allein der Gedanke, mich in einem fremden Revier zurechtfinden und bei einem Fremden monatelang lieb Kind machen zu müssen, damit er sich meiner erbarmte, führte schon zu schwersten Trübsinnsschüben. Vielleicht sollte ich als Mickymaus verkleidet nach Disneyland abhauen, schoß es mir in einem Anflug von Galgenhumor durch den Schädel. Aber ich konnte darüber nicht lachen.
Hastig riskierte ich einen Blick zurück. Und erschauerte! Die graue Flutwalze der hinter mir herhetzenden Gestalten hatte sich lückenlos über das platte Land ausgebreitet. Gleich einem berittenen Heer und mit dem ihm eigenen Haßgegröle, das man vermutlich noch in der entferntesten Galaxie vernehmen konnte, verringerte der Schwarm der Häscher den Abstand zu mir sekündlich. Der Krieg war jetzt in der Tat eröffnet. Leider (oder Gott sei Dank?) gegen einen einzigen.
Wenn ich in Anbetracht dessen auch nicht gerade eine Spur meines umweltfreundlichen Allzweckstrahls hinter mir herzog, so wurde ich doch ein wenig nervös. Was, wenn ich mir ausgerechnet jetzt eine Pfote verstauchte - haha! Meine Augen funktionierten längst wie ein automatisches Suchprogramm, das nach dem Unmöglichen fahndete, nämlich einem Schlupfloch, in das nur ich und nicht die Horde hinter meinem Rücken hineinzuschlüpfen vermochte. Ich schaute zurück und erschauerte erneut. Nur noch zirka dreißig Meter trennten mich von meinen Henkern. Wenn mir nicht verdammt schnell etwas einfiele, würden meine Eier bald tatsächlich am höchsten Baum im Revier hängen - allerdings ohne den Rest.
Eine unendlich scheinende Mauer tauchte nun rechter Hand auf, welche sich erst in weiter Ferne im Revier zu verlieren schien. Was sich dahinter verbarg, wollte mir trotz meiner eigentlich perfekten Ortskenntnis partout nicht einfallen, was sicherlich mit der desolaten Lage meines im Kriegseinsatz befindlichen Gedankenapparates zusammenhing. Mechanisch steuerte ich darauf zu, aber eigentlich auch ohne Hoffnung, denn wenn ich sie tatsächlich besteigen sollte, um von ihr in ein unübersichtliches Gelände abzutauchen, was hinderte meine Verfolger daran, das gleiche zu tun und mir nachzusetzen? Andererseits litt ich an einem eklatanten Mangel an Alternativen. Offen gesagt: Es gab gar keine! Falls ich nicht innerhalb der folgenden Minute auf dieser Mauer war, würde ich bei lebendigem Leibe zerfleischt. Falls ich es schaffte, könnte ich die Angelegenheit vielleicht noch um zwei Minuten hinauszögern. Ich entschied mich für zwei weitere Minuten Leben.
Die Mauer raste mir entgegen wie ein verdammter Prellbock. Noch einmal rasch einen Blick zurück. Die auf mich zurollende Front der wild galoppierenden Pfoten hatte die Distanz zu mir um ein bedrohliches Maß verringert. Die durchgedrehten Viecher hingen förmlich an meinem Hintern, und ihre haßerfüllten Gesichter sahen so aus, als würden sie sich vor lauter Frustration gegenseitig auffressen, wenn sie mich nicht erwischten. Ich wandte den Kopf wieder nach vorne und sah, daß ich bei der Mauer angelangt war. Dann sprang ich, inbrünstig betend, daß mir ein Malheur wie beim Piranhabecken erspart bliebe.
Die Todesangst verursachte eine Verjüngung meiner Muskeln, im Klartext: Es klappte! Nur für den Bruchteil einer Sekunde stand ich auf dem Mauersims und registrierte zweierlei. Erstens, daß meine Jäger ohne mit der Wimper zu zucken und mit
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