Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
daraufhin blitzschnell seine Dolchhauer zum Einsatz und versenkte sie in der Bauchseite unseres hochverehrten Anführers. Blutspritzer schossen wie aus einer leck geschlagenen Pipeline in die Luft und regneten auf die Umstehenden nieder, was wie eine Erweckungstaufe wirkte und die vordersten Reihen unter lautem Gekreische aufeinanderprallen ließ. Ich hielt meine große Stunde nun für gekommen - oder mein letztes Stündchen für geschlagen, je nachdem, ob das Täuschungsmanöver ein Erfolg oder ein Fehlschlag würde.
Ich begann zu lachen. Anfangs noch leise, fast unhörbar, dann lauter und lauter, hämisch und ordinär, schließlich derart brüllend, daß das Gelächter an den Hängen widerhallte und das ganze Tal erfüllte. Dabei kam ich mir beinahe wie der Schattendämon von vorhin vor, der mich so schändlich im Stich gelassen hatte. Die erste Wirkung, die ich zu erzielen gehofft hatte, erreichte ich prompt. Die Kämpfer ließen ob solcher unpassenden Töne verwirrt voneinander ab und verdrehten ihre lädierten Köpfe auf der Suche nach der Quelle des Gelächters. Auch Hektor war die blanke Entgeisterung in Person und glotzte mich von der Seite an, als hätte ich mich vor seinen Augen in ein Schranksofa verwandelt. Am Schluß blieben sämtliche Blicke an meiner Wenigkeit haften. Tausende von erstaunten Augen schauten aus der Senke zu mir herauf. Ein bißchen wähnte ich mich wie ein Imperator, der einen Festakt zu seinen Ehren abnimmt. Eine unheimliche Stille legte sich über den dunklen Ort, die allein mein verrücktes Gelächter zerriß.
»Francis, hast du den Verstand verloren?« rief Moses erbost. Was sich aus seinem Munde reichlich absurd anhörte, denn verkrallt in seinen Todfeind Hinz und wie von einem Igel geschmust aus etlichen Schrammen blutend, machte er selbst nicht gerade den Eindruck, als stünde es um seine geistigen Kräfte zum besten. »Komm runter und kämpf mit uns, anstatt da oben Faxen zu machen. Das Schicksal deines Volkes steht auf dem Spiel!«
»Das Schicksal meines Volkes interessiert mich so brennend wie das deiner Darmbakterien, Chef«, entgegnete ich, nachdem ich die Lacherei beendet hatte. Ich setzte einen irren Ausdruck auf und rannte wie von paranoiden Visionen getrieben hektisch auf und ab. »Es tut mir leid, daß ich eure gloriose Schlacht gestört habe. Aber euer dämlicher Anblick ist wirklich zum Schießen; da konnte ich nur losgackern. Macht ruhig weiter. Tut so, als wäre ich gar nicht da.«
»Was Dämlichkeit angeht, bist du unser Cäsar«, sagte Hinz und schüttelte Moses von sich. Der Burma plumpste auf seinen dicken Hintern und stierte dann verstört wechselweise Hinz, mich und um Antwort auf die konfuse Situation flehend den lieben Gott im Himmel an. »Als Wunderwaffe hat man dich uns angepriesen, das kriminalistische Genie, das jeden Fall klärt und jeden Verbrecher zur Strecke bringt. Aber was hast du bist jetzt erreicht, was verhindert? Nichts hast du erreicht und nichts verhindert! Der Herr Detektiv vertreibt sich die Zeit mit Erfrischungsbädern in Aquarien, hört man, und mit Weissagungen zahnloser Pudeldamen. Wenn das der Gipfel detektivischer Kunst ist, dann zum Teufel damit! Daher werden mir wohl auch deine niederträchtigen Freunde beipflichten, wenn ich dir hiermit deinen schönen Titel ›Klugscheißer‹ aberkenne und durch einen passenderen ersetze: Versager!«
»Na, na, das will ich überhört haben, Laternenanpisser«, provozierte ich frech weiter und beschleunigte meine rastlose Auf-und-ab-Geherei. Bis hierher war alles nach Plan verlaufen. Doch nun kam der alles entscheidende Knalleffekt. »Ich weiß gar nicht, wie ihr darauf kommt, daß dieser schreckliche Fall nicht längst aufgeklärt wäre. Wahrscheinlich hat euch dieser stinkende Ungeziefertransporteur für verhinderte KZ-Aufseher in die Irre geführt.«
Ich tat mit dem Kopf eine abschätzige Bewegung in Richtung Hektor. Der arme Kerl fuhr regelrecht zusammen, schleckte sich vor lauter Fassungslosigkeit mit der Mammutzunge über die ganze Schnauze und betrachtete mich mit demselben Unglauben in den Augen wie Dr. Jekyll seinen Mr. Hyde im Spiegel.
»Francis, was willst du damit sagen?« wollte Moses wissen. Offensichtlich hatte er inzwischen die neue Situation geistig verdaut und kam auf die Beine. Er trat zwischen Hinz und Kunz, und wie die drei Kriegsherren so einträchtig nebeneinander standen, machten sie mit einem Male den Eindruck, als gehörten sie zur selben Truppe. Und mit dem Rest
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