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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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darin, daß die Durchführbarkeit dieses Experiments nicht von mir allein abhing. Ich brauchte einen bestimmten Partner dazu.
    Ich blieb in der Kapuze und mußte zu meinem Ärger mit ansehen, wie ein in die Jahre gekommener Berufsjugendlicher infolge zuviel Jugendstils sich mit einer ganz ordinären Treppe abmühte, als wäre diese die im Sinken begriffene Titanic. Ein Wanken und Rutschen, ein Poltern und Straucheln, ein Ziehen und Zerren am Geländer, daß einem beim Anblick dieses würdelosen Schauspiels schon selbst ganz schwindlig wurde. Nach einem langen ungleichen Kampf mit den für ihn wohl endlos erscheinenden Stufen stürzte Archie eher in seine Chaoshölle, als daß er hineinging. Die Szenerie der heillosen Unordnung hatte sich nicht im geringsten verändert, im Gegenteil, verglichen mit dem mittäglichen Zustand schien mir die Wohnung zwischenzeitlich bombardiert worden zu sein.
    Archie stolperte in der Dunkelheit über Männer-Vogue-Stapel, krachte mit einem Fuß in eine auf dem Boden stehende riesige Obstschale, die in tausend Scherben zerbrach, und rammte seine edle, chromglänzende Hi-Fi-Anlage, welche daraufhin mit lautem Krachen von ihrem Podest stürzte. Ein bauerntrampelhaft durch die Metropolen dieser Erde watendes japanisches Filmmonster hätte kaum mehr Schaden anrichten können. Endlich erreichte er das Schlafzimmer, das als Bodenbelag ebenfalls ein beeindruckendes Gemisch aus Alltagsgegenständen, herumfliegendem Papier, Zigarettenkippen, Büchern, CD-Hüllen und zahllosen undefinierbaren Objekten aufwies. Ohne das Licht einzuschalten, taumelte er zum Bett und ließ sich wie ein getroffener Revolverheld mit ausgestreckten Gliedern darauf fallen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich im Sturz aus der Kapuze springen, um danach zu beobachten, wie der alte Knabe augenblicklich den Schlaf der Gerechten begann und zu einer Schnarchoper von antiker Größe ansetzte.
    Ich riß den Kopf zum Arbeitstisch und stellte fest, daß der Computer wie erhofft in Betrieb war. Aber bevor ich mich an die Arbeit machen konnte, stand noch etwas Unerquickliches auf dem Programm. Auf leisen Pfoten schlich ich zum Fenster, das eine ideale Sicht auf das rückwärtige Karree erlaubte, insbesondere auf unsere Terrasse und den Liliputanergarten. Mit derselben Vorsicht machte ich einen Satz auf die Fensterbank, wobei ich nach der Landung peinlich darauf achtete, von außen nicht gesehen zu werden. Dann richtete ich den Blick nach unten.
    Eigentlich hätte ich mir das Nachsehen auch ersparen können. Denn der unheimliche Anblick, den ich gewahrte, entsprach haargenau meiner Vermutung. Etwa hundert der Unsrigen und der Ihren hatten sich friedlich auf der Terrasse und im Garten postiert und hechelten geradezu danach, ein Bürschchen namens Francis begrüßen zu dürfen. Falls dieser ins Haus gelangen oder es verlassen wollte, würden sie ihm einen blutigen Empfang bereiten. Sie warteten gespenstisch reglos, wie Wächter einer heiligen Stätte, und nur das Glühen ihrer Augen in der Dunkelheit verriet ihre angespannte Gemütslage. Ich war ab jetzt ein Gefangener in diesem Haus, auch wenn meine Wärter das nicht wußten.
    Einerlei, jetzt ging erst einmal etwas anderes vor. Wer sagte denn im übrigen, daß man einen hochkomplizierten Serienkillerfall nicht auch ganz gemütlich von zu Hause aus lösen könnte? Bei der Aussicht auf lebenslang »Francis allein zu Haus« mußte ich mich ohnehin allmählich mit völlig neuen Lebenstechniken anfreunden.
    Von der Fensterbank machte ich einen Satz auf den Schreibtisch und landete vor dem Computer, dessen heller Monitor einem illuminierten Eisblock ähnelte. Die Pfoten trommelten wild auf der Tastatur und der Maus. Ich stellte eine Verbindung zum Internet her und ließ mir über das Suchprogramm nochmals den Artikel über die Cave-canem-Truppe aus der Infoversenkung holen. Es war eine verzweifelte Idee, geboren aus Hilflosigkeit angesichts des deprimierenden Mangels an Spuren und Indizien. Deshalb klammerte ich mich noch an den dünnsten Strohhalm: Ich wollte mich mit dem Verfasser des Artikels in Verbindung setzen. Wegen des nüchternen Stils und der gehäuften Verwendung von Fremdwörtern schien mir der Text kaum für die Presse oder ein anderes populäres Medium geschrieben worden zu sein, sondern eher für ein akademisches Publikum. Der Autor hatte sich mit der Sache rein wissenschaftlich beschäftigt, wahrscheinlich direkt im Auftrag der UNO. Ich nahm deshalb an, daß er mehr über die

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