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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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unbeteiligte Miene, wobei die Fleischhöhle, in der einst ein gesundes Auge gesteckt hatte, nervös zuckte. »Ich benutze solche Plätze zum Pennen oder wenn da draußen der Wettergott verrückt spielt. Mit den Typen, die da sonst wohnen, habe ich nichts am Hut. Scheiße nein!«
    Das war seltsam. Gewöhnlich bot er mir schon bei geringeren Schwierigkeiten seine Hilfe an. Nun aber gab er sich so unbeteiligt, als sei ich ein Dahergelaufener, mit dem er bloß ein Schwätzchen hielt.
    »Okay.« Ich tat so, als hätte ich sein Desinteresse nicht registriert. »Dann laufe ich mal schnell hoch und suche nach diesem Max. Wenn dir nach etwas Action zumute ist und du mitkommen willst …«
    »Och, nimm’s mir nicht übel, Francis, aber ich wollte gerade ein bisschen frische Luft schnappen und gucken, was die Idiotenbande in den Gärten so treibt. So wie ich dich kenne, kriegst du die Sache mit Mäxchen ganz alleine hin. Viel Spaß dabei, Scheiße ja!«
    Wie, das war’s? Kein »Ich werde dich doch nicht im Stich lassen«, kein »Das Problem meines besten Freundes ist auch mein Problem« und kein »Lass das mal lieber den alten Blaubart machen, Kleiner«? So hatte er sich nämlich bis jetzt immer verhalten, was heißt verhalten, diese Art hemdsärmeliger, ja aufdringlicher Hilfeleistung war stets sein Markenzeichen gewesen. Was nicht immer von mir erwünscht gewesen war. Aber nun gut, ein Charakter mochte sich auch im hohen Alter noch wandeln, und was früher höchste Priorität gehabt hatte, spielte vielleicht im Angesicht des immer näher rückenden Todes keine Rolle
mehr. Ich musste mich wohl oder übel von einigen lieb gewordenen Gewohnheiten verabschieden. Zum Beispiel, dass mir mein bester Freund bei allem Ungemach die Stange hielt.
    »Ja, dann laufe ich mal schnell nach oben und suche diesen Max«, sagte ich irgendwie gebrochen, weil ich trotz aller bemühter Schauspielkunst meine Enttäuschung nicht verbergen konnte.
    »Das tue mal«, entgegnete Blaubart völlig leidenschaftslos und schielte mit dem einen Auge schon zur Fensterluke, durch die der Sonnenstrahl inzwischen in der lachsorangenen Variante in den Keller hineinschoss. »Und ich vertrete mir in der Zeit etwas die Beine und schaue, ob ich irgendwo als Snack noch eine behinderte Maus finde. Scheiße ja!«
    Ohne weitere Worte ging ich zu der Treppe und stieg die Stufen hinauf. Durch die einen kleinen Spalt geöffnete Tür betrat ich ein Haus zwar gediegener, aber auch versumpfter Natur. Obwohl der Altbau vorzüglich renoviert war, merkte man sofort, dass hier ein putzfrauenloser Single lebte. Auf dem Flur hieß mich gleich eine nicht geringe Anzahl hingeworfener Stinkesocken willkommen. Ich wandelte durch Räume, die zwar durch ausgesuchtes Mobiliar im altehrwürdig englischen Stil Eindruck zu schinden versuchten, doch allesamt so verstaubt waren, als sei hier nach einem Vulkanausbruch ein Ascheregen niedergegangen. Speckige Ledersessel, ganze Wände einnehmende, prall gefüllte Bibliotheksregale und großflächige Perserteppiche staubten mir entgegen, als wären sie das Inventar von Geistern. Schließlich erreichte ich die Küche, die mit
einem erstklassigen Fliesenboden im Schachbrettmuster ausgelegt war. Doch auch hier das gleiche Bild. Trotz exzellenter Bestückung mit einer übergroßen Kochinsel, vielerlei von der Dunstabzugshaube herabbaumelnder Kupfertöpfe und einer kilometerlangen Arbeitsplatte aus Granit ähnelte die Szenerie eher der Hinterlassenschaft einer Hausfrau im Vollrausch. Das unsaubere Geschirr lag überall bergeweise herum, desweiteren Teller mit halb verspeistem Essen und jede Menge schmutzige Gläser. Kurzum, das stereotype Wohnumfeld eines Wissenschaftlers, der in seinem Fach ungeheuer erfolgreich ist und sonst in gar nichts.
    Hier unten gab es für mich nichts zu gewinnen, sprich weder Max noch etwas anderes Interessantes war auf dieser Ebene aufzuspüren. Deshalb kehrte ich in die Diele zurück und lief schnell die Treppe zum ersten Stockwerk hoch. Umsichtigen Schrittes schlich ich den Gang entlang, von dem zu beiden Flanken die einzelnen Zimmer abgingen. Die Türen zu diesen standen allesamt offen. Anscheinend machte sich der Hausherr nicht einmal die Mühe, hinter sich zuzuschließen. Typisch zerstreuter Professor.
    Der vorletzte Raum rechts am Ende des Ganges, ganz offenkundig das Arbeitszimmer, erregte meine Aufmerksamkeit, da es drinnen schon von Weitem so aussah, als hätte er für die entscheidende Schlacht des Dritten

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