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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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der Besetzung von Universitätsposten. Aber eins nach dem anderen. Zunächst musste ich diesen verdammten Max finden, bevor …
    Obgleich die Abenddämmerung fast zur Gänze der Dunkelheit des beginnenden Abends gewichen war, erfassten
meine Wunderpupillen auf einmal ein weiteres überraschendes Detail, als ich den Kopf von den Papieren hob und den Blick zum Ende des Tisches schweifen ließ. Überraschendes Detail war gut, denn ich sah dort nichts Geringeres als noch mehr durcheinandergewirbeltes Papier, allerdings völlig zerfetzt – und mit Blutstropfen besprenkelt! Eine Menge Blutstropfen, schon zu bräunlichen Flecken geronnen. Sie bildeten eine Slalom-Spur und reichten bis zur Tischkante, die von der Wand durch eine handbreite Lücke getrennt wurde. Offenkundig hatte mich die Spurensuche derart in ihren Bann geschlagen, dass ich gar nicht darauf geachtet hatte, was diese Papiere außer dem Geschreibsel wirklich enthielten.
    Zwar scheute ich mich davor, doch es musste sein. Ich sprang herunter, kroch unter den Tisch und wühlte mich bis zu der Wand. Und dort in der Finsternis fand ich ihn: Max. Er lag mit allen von sich gestreckten Pfoten und aufgerissenen dunkelblauen Augen einfach so da und war furchtbar zugerichtet. Ein Ungeheuer schien ihn zerbissen, zerfetzt, einfach vernichtet zu haben. Das Wuschelgesicht sah so aus, als hätte man darüber ohne Unterlass mit einer Gartenkralle geharkt. Letztendlich war er an einem Genickbiss gestorben; die Wunde klaffte blutig und schier obszön. Da sein Fell den kompletten Inhalt des Farbspektrums aufwies und dadurch eine präzise Inaugenscheinnahme unmöglich machte, konnte ich lediglich hier und da einige Ritzer und Kratzer erkennen. Doch es mussten weit mehr sein. Eins stand fest: Bei der Ermordung des »Kollegen« mit dem schiefen Maul und dem verschlagenen Naturell war keine Menschenhand im Spiel gewesen. Alles
deutete darauf hin, dass ihm ein anderer »Kollege« das Lebenslicht ausgelöscht hatte.
    Aber wie konnte das sein, verdammt? Es widersprach der Logik, jeglicher Logik. Denn da die Zeit rückwärtslief, würde ich Max erst in der Zukunft kennenlernen. Wenn ich mich jedoch recht entsann, war er zu diesem zukünftigen Zeitpunkt quicklebendig gewesen und hatte noch derart in vollem Saft gestanden, dass er sogar meinen Anwalt hatte spielen können. Wie konnte er dann hier in der Gegenwart, also in einer Vergangenheit, in der wir uns noch gar nicht begegnet waren, tot sein? Dadurch würde sich doch die Zukunft zwar in Details, aber schon wieder signifikant verändert haben.
    Was jedoch die viel wichtigere Frage aufwarf, wer ihn ermordet haben könnte – und warum. Sowohl in Bezug auf »wer« als auch auf »warum« besaß ich da so eine Ahnung. Um das Letztere zu beantworten, brauchte man keine blühende Fantasie zu besitzen. Man wollte verhindern, dass ich Max kennenlernte und ihn einem Verhör unterzog, bei dem er mir höchstwahrscheinlich das Geheimnis der verdrehten Zeit verraten hätte. Aber woher wusste man von meiner Absicht, ihn aufzusuchen? Ach, ja klar: Sie waren die Herren der Zeit und deshalb stets im Bild darüber, was in der Vergangenheit, das heißt jetzt gerade stattfand beziehungsweise stattgefunden hatte. Demzufolge hatte ich also in einer anderen Gegenwart die Wahrheit aus Max rausgequetscht. Oder hatte die Möglichkeit dazu gehabt. Das hatte man auf diese blutige Weise zu verhindern gewusst.
    Doch wer war »man«? Die Bruderschaft der Schwarzen? Ähm … jein. Zuzutrauen wäre es diesen düsteren Unsympathen
ja gewesen. Allein ich glaubte nicht daran. Sie machten mir eher den Eindruck, als wären sie die Hilfstruppe einer geheimnisvollen Macht, aber nicht die geheimnisvolle Macht selbst. Na ja, so geheimnisvoll auch wieder nicht, denn dass ihr vordringlichstes Ziel den Hokuspokus mit der Zeit betraf, war ja wohl offensichtlich. Dass man natürlich exakt denjenigen abgemurkst hatte, der mich über diesen Hokuspokus hätte aufklären können, war ein weiterer deutlicher Hinweis. Aber halt, da entdeckte ich einen unschönen Fehler in meiner Gedankenkette: Wieso hatte man dann nicht gleich mich abgemurkst, anscheinend den Einzigen, der seine neugierige Nase in das Hornissennest der pervertierten Physik reinsteckte? Da entsann ich mich erneut Pis Worte: »… es gibt noch andere, viele sogar, die dein Schicksal teilen. Aber ich glaube, nur du kannst den Rat überzeugen …« Ich war also zu wertvoll, um wie Max geschlachtet zu

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