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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Blick an die überall herumwuselnden, mit Rosenscheren und Gießkannen bewaffneten Hobbygärtner. Und alsbald verlor ich auch das Gespür für die zurückgelegte Strecke.
    Der Grund für die Scheuklappen war simpel: Warum? Warum lief die Zeit zurück? Wie ein ausschließlich mit seinem Wahn beschäftigter Spinner musste ich während meiner Hatz zwanghaft über diese eine Frage nachdenken. Ich hatte in dieser verflixten Sache bereits einige unangenehme Episoden über mich ergehen lassen, aber hierüber zwischendurch auch einige Hinweise erhalten. Doch die Antwort auf das Warum hatte ich immer noch nicht herausbekommen. Und selbst wenn alles ein Traum oder die Ausgeburt einer Geisteskrankheit sein mochte, war doch davon auszugehen, dass auch einem Traum und einer Geisteskrankheit stets eine innere Logik innewohnte. Also warum?
    Daran schloss sich auch die Frage an, wer von einem derartig abstrusen Treiben profitieren könnte. Nun kannte ich viele Zeitgenossen, die durchaus ein dringendes Interesse daran hatten, frühere Fehler dadurch auszumerzen, indem sie die Zeit einfach rückwärtslaufen ließen. Nur war mir bis jetzt kein einziger Zeitgenosse begegnet, der die groteske Macht dazu besessen hätte. Was diese Bruderschaft der Schwarzen betraf, traute ich denen auch nicht zu, solche physikalischen Titanen-Kunststücke zu bewerkstelligen. Schließlich hatten sie sich bloß als sauertöpfische Richter aufgespielt – und als miserable Elektriker. Wer, welche Macht aber war dazu imstande? Gott? War dies eines seiner schrulligen Experimente? So wie die Erschaffung des Menschen? Oder war irgendwo ein supergeheimes Forschungszentrum explodiert und der Lauf der Welt verunfallt? Die Antwort blieb ich mir selbst schuldig.
    Nächste Frage: Wofür sollte das alles gut sein? Natürlich immer vorausgesetzt, dass die Zeit nicht von Anbeginn an rückwärtslief, also dem Universum so eigen war wie der Rhythmus von Tag und Nacht auf der Erde, sondern es sich um eine völlig neue Erscheinungsform handelte. Dem widersprach wiederum, dass alle, einschließlich der Menschen, offenkundig quasi einen Selbsttäuschungschip in ihren Hirnen implantiert hatten, der ihnen genau das Gegenteil suggerierte. Mit Ausnahme von »Mutationen« wie mir und einigen anderen. Warum also das Ganze? Vorhin hatte ich den Gedanken mit dem »Fehler ausmerzen« aufgebracht. Nur, Herr im Himmel, musste man wegen einiger unentschuldbarer Fehler und tausend anderer Fehlerchen einen solchen Aufwand betreiben? Nein, die Sache schien ein
paar Nummern zu groß zu sein, als dass man es mit dem Masterplan eines James-Bond-Bösewichts hätte erklären können. Resümee: wieder keine Antwort.
    Und die letzte Frage: Wieso wussten einige von diesem Weltgeheimnis und andere nicht? Also, hätte man mir vor ein paar Tagen diesen Irrsinn für bare Münze zu verkaufen versucht, hätte ich mich ausgeschüttet vor Lachen. Die Bruderschaft der Schwarzen , hatte es sie schon immer gegeben? Vielleicht. Denn nicht nur die Menschen hatten ja seit jeher eine äußerst ambivalente Beziehung zu den felinen Schwarzhaarigen. In religiös fanatisierten Epochen wie dem Mittelalter war das sogar so weit gegangen, dass man sie gleich zusammen neben den vermeintlichen Hexen, gewöhnlich ihren fürsorglichen Frauchen, am Scheiterhaufen den Flammen überantwortet hatte. Ich bin gewiss kein Anhänger einer rassistischen Farbenlehre, doch offen gesagt hatte ich den Schwarzen auch nie über den Weg getraut. Wieso?
    Es gab doch noch eine letzte letzte Frage: Was meinte Pi, als er sagte: »… Doch mein Gefühl sagt mir, dass du die entscheidendste Rolle bei dieser Geschichte spielen wirst … es gibt noch andere, viele sogar, die dein Schicksal teilen. Aber ich glaube, nur du kannst den Rat überzeugen …« Apropos Pi, wie verhielt es sich mit diesem komischen Heiligen? Hatte er nun wegen mir oder weswegen auch immer Selbstmord begangen oder nicht? Soweit ein Fantasieprodukt überhaupt Selbstmord begehen konnte. Das heißt, ein Fantasieprodukt, das mir das Leben gerettet hatte, bevor es Selbstmord beging …
    Aber so wie es aussah, war es jetzt der falsche Zeitpunkt für das Frage-und-Antwort-Spiel, das ohnehin nichts Greifbares
brachte, stand ich doch inzwischen vor der aus dem Internet geklaubten Adresse. Genauer gesagt stand ich nicht vor, sondern hinter dem Gebäude. Denn ich hatte mich zu ihm ja von den Hinterhofgärten her genähert, sodass ich nun von der Mauer aus auf einen ziemlich lieblos

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