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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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beziehungsweise überhaupt nicht gepflegten Minigarten hinabschaute. Das Gras auf der Wiese wuchs beinahe weizenhoch, das Unkraut feierte überall fröhliche Urstände, die Blumen- und Pflanzenbeete an den Rändern hatten sich der Gesinnung des Multikulturalismus gebeugt und sich bis zur Unterscheidungslosigkeit ineinander verschlungen, und hier und da lag umgekipptes, schon moosbewachsenes Plastik-Gartenmobiliar herum. Typisch Akademiker – sich explizit mit den Gesetzmäßigkeiten der Welt beschäftigen, aber die Welt vor der eigenen Türe vernachlässigen.
    Ganz anders verhielt es sich mit dem Haus selbst. Die Rückfassade sah vorbildlich renoviert aus, und soweit ich durch die Fenster in die einzelnen Räumlichkeiten hineinlinsen konnte, wirkte es im Innern auch ziemlich geschniegelt.
    Mein Blick fiel auf die schmalen, schlitzartigen Kellerluken, die sich nur ein paar Zentimeter über dem Boden befanden und von denen eine auf Kipp stand. Ein optimales Schlupfloch für mich, um ins Haus zu gelangen. Einmal drin, musste ich dann improvisieren, um Max ausfindig zu machen. Ich hechtete von der Mauer herunter, kämpfte mich durch das hohe Gras und zwängte mich sodann durch die Luke in den Keller.
    Dort unten in der Finsternis, die lediglich von einem durch das Fenster einfallenden Sonnenstrahl wie mit einem
gleißenden Schwert in zwei Hälften geschnitten wurde, fand ich das übliche Keller-Trödel-Szenario vor. Ausgediente, zusammengerollte Teppiche, verrostete Fahrräder, verstaubte Kisten und Kartons, ausrangierte Computer und Fernseher, Stapel von Tellern und Büchern und anderer Plunder waren in dem großen, aber wegen der Unordnung dennoch beengt wirkenden Raum gleichmäßig verteilt. Weit hinten führte eine Holztreppe nach rechts zum Parterre hoch. Die Stufen waren von einem milden Licht beschienen, was darauf hindeutete, dass die Tür oben tatsächlich einen Spaltbreit geöffnet war. Tja, Glück musste man haben!
    Ohne das Chaos um mich her zu beachten, lief ich zwischen den Müllinseln zur Treppe. Dabei fühlte ich mich seit langer Zeit wieder einmal in meinem Element, und der Gedankenbrei von vorhin fiel wie überflüssiger Ballast von mir ab. Doch obwohl ich inzwischen wieder ganz der Alte war, also der knallharte Drogensüchtige beim Konsumieren seiner Lieblingsdroge namens Neugier, wurde ich Schritt um Schritt allmählich mit einer Irritation konfrontiert, die ich trotz aller Euphorie nicht ignorieren konnte. Gleich unter der Treppe nämlich leuchtete mir etwas mit phosphoreszierender Intensität entgegen. Es handelte sich um eine Art grün glimmernden Punkt. Und je näher ich auf diesen Punkt zusteuerte, desto mehr gewann er an Strahlkraft. Hätte es gleich daneben einen weiteren phosphoreszierenden Punkt gegeben, ich hätte es für ein Augenpaar von meinesgleichen halten können, das bei solchem Zwielicht ebenso zu glühen pflegt. Aber nur ein Punkt? Ich verlangsamte meinen Lauf und schaltete langsam auf Kampfmodus,
indem ich die Fellhaare igelgleich aufrichtete und den Schwanz aufplusterte. Auch erste drohende Faucher mögen dabei wohl meinem Maul entwichen sein.
    Während ich mich dem unheimlichen Phosphorstrahl näherte und mich mehr und mehr so benahm, als sei ich Siegfried kurz vor dem Aufprall auf den Drachen, kam ich mir immer lächerlicher vor. Großer Gott, das hier war ein Keller, und sogar ein Hirntoter wusste doch, dass es in einem Keller unzählige elektrische Sicherungs- und Steuerungskästen für alle möglichen Versorgungssysteme des Hauses gab, deren Lämpchen andauernd wichtigtuerisch blinkten und leuchteten. Wozu also die ganze Aufregung?
    Dennoch sagte mir eine innere Stimme, dass ich es hier nicht mit einer gewöhnlichen Leuchtdiode zu tun hatte, sondern tatsächlich mit einem mich beobachtenden Auge, zumal das grüne Leuchten zwischendurch immer wieder für eine Millisekunde aussetzte, als husche ein Lid darüber. Schließlich wurde ich in dieser Ahnung endgültig bestätigt, als ich nahe genug war, um vage die Kontur eines Kopfes von meinesgleichen zu erkennen. Wer verbarg sich da unten, und wieso beobachtete mich der Unbekannte so stumm und still? War es Max, der von meinem Eindringen ins Haus irgendwie Wind bekommen hatte? Aber warum belauerte er mich mit einem zugeklappten Auge?
    Plötzlich trat die Gestalt mit einer blitzartigen Bewegung aus der Dunkelheit hervor, schnellte ihren Kopf schlangenschnell auf mich zu – eine klassische Monsterfratze schoss mir geradezu

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