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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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wenn du da aus der Dunkelheit heraustrittst. Ehrlich gesagt, machst du mir ein bisschen Angst, Kumpel.«
    »Ich sagte schon, dass ich im Bilde bin, Francis«, erwiderte er monoton wie ein Roboter. »Und nein, wir reden nicht aneinander vorbei. Du verstehst mich schon richtig: Entweder du lässt die Sache auf sich beruhen und trabst hübsch zu deinem Napf zurück, oder du kannst dich gleich zu dem da dazulegen.«
    Das traf mich ins Herz. Nein, nicht die plumpe Drohung, sondern dass mein bester Freund diese beste Freundschaft offenkundig mit einem leichtfertigen Pfotenwisch über den Haufen zu werfen bereit war. All die großen Abenteuer, die wir gemeinsam durchgestanden hatten, all die geteilte Freude und der zusammen erlittene Schmerz, vor allem das, was ein denkendes Wesen in seinem Kerne ausmacht, nämlich die Erinnerung an die Gemeinsamkeit –, das alles sollte nun wegen so etwas Nebensächlichem wie der rückwärtslaufenden Zeit keine Bedeutung mehr besitzen? Nur derjenige, der den Himmel erwartet hat und in der Hölle gelandet ist, hätte enttäuschter sein können als ich.
    »Na gut, Blaubart«, sagte ich traurig. »Wie du meinst. Ich verstehe bloß nicht, warum ausgerechnet du in diese verrückte Geschichte verstrickt bist. Und noch weniger verstehe ich, weshalb du dafür alles, was uns miteinander verbindet, aufzugeben bereit bist. Allerdings verstehe ich seit einiger – Achtung: Insiderwitz – Zeit sowieso nichts mehr. Um aber auf dein Angebot zurückzukommen: abgelehnt! Ich werde den Teufel tun und mich aus der Sache heraushalten. Dafür ist sie von zu großer Bedeutung. Für mich, für dich, für alle und für unser aller geistige Gesundheit. Was machst du nun?«
    Nichts, wenn ich die Situation richtig einschätzte. Er stand in der Finsternis, von der er sich lediglich durch einen grau schimmernden Umriss abhob, einfach so da, ließ das eine heile Auge wie ein Laserlicht erstrahlen und vermittelte überhaupt den Eindruck eines unergründlichen Monolithen. Jedenfalls sah es nicht so aus, als würde er mir gleich die alles erklärende Antwort geben. Aber urplötzlich tat er doch etwas. Er ließ sich von seinen kräftigen Hinterbeinen in die Höhe katapultieren und stürzte sich unter fürchterlichem Geheul auf mich. Ich war völlig fassungslos, widerfuhr es mir doch zum ersten Mal, dass Blaubart, ja jenes Bruderherz Blaubart mich angriff, und zwar der irren Tonart des Geheuls nach zu urteilen, in tödlicher Absicht.
    Ich hatte es nur dem letzten unbetäubten Funken meines Selbsterhaltungstriebs zu verdanken, dass ich mich gerade noch rechtzeitig zur Seite warf, bevor der mit sämtlichen Krallen der Vorderpfoten umherzischende Brocken auf mir landete und mein Gesicht in Gulasch verwandelte. Immer noch traute ich mich nicht zurückzuschlagen, in
der naiven Hoffnung, dass Blaubart sich einen nervtötend in die Länge gezogenen Scherz erlaubte. Ja, ein »Haha, war alles nur Spaß!«, das erwartete ich von ihm. Vergeblich. Denn gerade war die Ehrfurcht gebietende Körpermasse in schmuddelig stinkendem Flokati-Kostüm mit Gepolter neben mich gekracht, da bäumte sie sich schon wieder empor und haschte mit aufgerissenem Maul nach mir. Auch wenn sich darin nur die Ruine eines Gebisses befand, so konnten einem die teilweise abgebrochenen oder verfaulten Zahnstümpfe, die an scharfkantige Felsen en miniature erinnerten, dennoch grauenhafte Verletzungen zufügen. Mit einer verzweifelten Kombination aus Robben, Schlängeln und Hechten entwischte ich seinen Angriffen. Doch wusste ich, dass ich mit derlei Tricks einer alten und rostigen, nichtsdestoweniger allein durch Größe und Masse unberechenbaren Dampflok auf Dauer kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Ich musste mir etwas einfallen lassen.
    Also sprang ich in einem günstigen Moment blitzschnell auf die Beine, stellte mich ihm frontal entgegen, ließ mir einen furchterregenden und stacheligen Buckel wachsen und verzog das Gesicht spitz zu einem Trichter. »Schluss damit, Blaubart, sonst wird es ein schlimmes Ende geben. Vielleicht für uns beide, aber auf alle Fälle für dich. Ich weiß gar nicht, was in dich gefahren ist, verdammt! Wenn das hier irgend so ein derber Spaß sein soll, kann ich darüber nicht mal kichern.«
    Die Antwort darauf erhielt ich prompt: Er preschte wie besinnungslos auf mich zu, wobei er erneut das aggressive Wahnsinnsgeheul vom Stapel ließ. Sein Gesicht war eine einzige hasserfüllte Fratze, mit Sabber um die schon
zerfurchten Lippen,

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