Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
russischer Herkunft und arg veraltete Modellreihen, Satelliten, anscheinend ebenfalls aus Neil Armstrongs Tagen, Riesenapparaturen mit unübersichtlich vielen bunten Druckknöpfen, vermutlich Steinzeitcomputer, Waffen ähnelnde Gerätschaft und andere undefinierbare Dinge. Konnte es sein, dass die auch bald in Holzkisten verschwinden würden?
Ich hatte es offenkundig mit einem überdimensionierten und peinlich aufgeräumten Flohmarkt zu tun. Für Ordnung sorgte eine Armee von Männern in grauen Overalls, die mit Gabelstaplern und Kleinkränen die sekündlich eintreffenden Lastwagen entluden und die Fracht zu neuen Straßenzügen zusammenstellten. Natürlich wusste ich, dass eine Regierung für den Schutz der Bevölkerung Sorge zu tragen hatte und bestimmte Geheimnisse eben Geheimnisse blieben. Aber nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass eine Regierung dafür einen Monsterkeller errichtet hatte.
In diesem Keller sollte also auch die Anbetung der Felidae der alten Ägypter entsorgt werden. Jedenfalls die Zeugnisse davon, auf dass der Menschheit die Erinnerung daran vollständig verloren gehen möge. Experten wie Gustav, die ein fundiertes Wissen über die Zusammenhänge besaßen, waren der Entsorgungsaktion ja schon zum Opfer gefallen.
Früher hatte ich wenig von der Kreativität von Beamtenhirnen gehalten. Doch die Szenerie belehrte mich eines Besseren.
Ich war von Dankbarkeit erfüllt. Und zwar deshalb, weil ich als ein kleines Wesen unter all diesen Giganten das Licht der Welt erblickt hatte. Mit Giganten waren sowohl das Gerümpel um mich herum als auch die bienenfleißig umherwuselnden Overall-Träger gemeint. Auf leisen Pfoten trippelte ich von Kiste zu Kiste, mich immer wieder hinter Vorsprüngen versteckend, und schlich an den herumsausenden Gabelstaplern vorbei. Niemand beachtete mich. Selbstverständlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass hier keine ausgetüftelte Sicherheitstechnik installiert wäre. Doch deren Augenmerk galt ja wohl unbefugten Eindringlingen in Menschengestalt, nicht meinesgleichen. Die tolle Spionagestory enthielt allerdings einen kleinen Haken: Weder wusste ich, wo ich hinwollte, noch, wie ich wieder aus diesem blöden Riesenkeller herauskommen sollte. Bis mir urplötzlich ein Seitenblick Erlösung verschaffte.
Scharf rechts entdeckte ich eine durch die zufällige Anordnung der Kisten entstandene enge Gasse, an deren Ende sich, wenn mich nicht alles täuschte, ein Aufzug befand. Er enthielt eine Glastür, und drinnen leuchtete es heller als unter der Sonne. Ich wetzte los und näherte mich dem Objekt der Begierde. Je mehr sich der Abstand verringerte, desto deutlicher schien sich meine Annahme zu bestätigen. Aber nicht allein das. Gott, oder wer auch immer uns zwischendurch ein Glücksbonbon hinwirft, hatte es so eingerichtet, dass die Steuerungskonsole des Fahrstuhls über eine Touch-Funktion verfügte. So würde ich keine große
Kraftanstrengung fürs Drücken irgendwelcher Tasten aufwenden müssen.
Als ich schließlich vor dem Aufzug stand, ging die Glastür automatisch auf, und ich schlüpfte in den Kasten hinein. Neues Problem: wohin? Die Steuerungskonsole präsentierte 14 Tasten, sprich 14 Stockwerke. Lösung: egal, wohin! Ich hechtete in die Höhe und strich mit der Pfote über die Taste 14. War einfach eine hübsche Zahl. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, und innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Ziel erreicht.
Ich betrat einen mit cremefarbenem, alle Geräusche verschluckendem Teppichboden ausgelegten Flur, von dem zahllose Türen abgingen. Die Wände waren im unteren Bereich ganz oldfashioned holzvertäfelt, und im oberen Bereich tauchten tulpenförmige Wandlüster den Flur in ein angenehm dämmeriges Licht. Unheimlich waren die Verlassenheit und die Stille. Keine Menschenseele bewegte sich auf dem Flur, schon gar kein Sicherheitspersonal. Offenkundig waren die Regierenden schon ausreichend sicher, wenn sie sich im Gebäude aufhielten. Allerdings sah es bei dieser gähnenden Leere auch nicht so aus, als würden hier irgendwo fünfzig Staatenlenker die Bude rocken. Ich schätzte, dass es nun 23 Uhr vorbei war. Sowohl die Politiker als auch ihre Helfershelfer mussten sich längst in den wohlverdienten Feierabend verabschiedet haben.
Was jetzt? Ein spontaner Impuls in mir drängte mich, schnell die restlichen Stockwerke abzuklappern. Doch der gegenteilige Impuls, jener mit mehr Verstand, gab mir zu verstehen, dass dieses Unterfangen zu keinem Ergebnis
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