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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Morf diente nicht als Schafott, sondern als Scharnier zwischen zwei Welten – der unsrigen und der … tja.
    Der Gedanke führte mich zu einem anderen Gedanken beziehungsweise zu einem Bild beziehungsweise zu zwei Bildern. Das eine Bild zeigte vor meinem geistigen Auge den Schmierzettel, den ich auf dem Schreibtisch von Max’ Herrchen, des durchtriebenen Physikers Ewald Hindenkraut, entdeckt hatte. Darauf war ein Kreis abgebildet gewesen, darunter eine mir unverständliche mathematische Formel. Eine wohl einen Tunnel darstellende Linie durchzog diesen Kreis, bis sie am anderen Ende wieder herausbrach und zu einem Buchstaben im luftleeren Raum führte: C. War das etwa der Anfangsbuchstabe eines Planetennamens?
    Das zweite Erinnerungsbild stammte aus Gustavs Arbeitszimmer: das Foto eines Wandgemäldes aus einer altägyptischen Grabkammer. Es zeigte einen auf einem Diwan
liegenden Pharao mit himmelwärts gestreckter Hand, die zu einem Gestirn wies. Aber auch hier wurde die Kugel von einer Art Tunnel durchbohrt, der von der Austrittsöffnung zu einem anderen Gestirn zielte. Und nicht zu vergessen, zu Füßen des Königs fläzte sich ein schwarzer Urahn von meinesgleichen mit reichlich Goldschmuck um den Hals.
    Mein Verdacht bekam umso mehr Nahrung, als sich mit einem Mal Struktur, Gestalt und Farbe meiner Umgebung veränderten. Zwar befand ich mich immer noch in einem röhrenförmigen Gebilde, doch dieses hatte sich nunmehr zu länglichen, kunterbunt phosphoreszierenden, blitzartig an mir vorbeiziehenden und transparenten Streifen transformiert. Und was ich außerhalb der Röhre sah, ließ mir den Atem stocken: das Weltall! Aber nicht das unergründliche Weltall, das ich aus Astronomiebüchern oder aus Filmen kannte. Nein, es war ein an Plastizität, Brillanz und Anmut unübertreffliches Weltall. Wirbelnde, aus ihrem Zentrum im grellsten Blau leuchtende Galaxien mit Abermilliarden von Sternen, »Augen Gottes«, also ins Riesenhafte aufgeblähte, sterbende Sonnen, geheimnisvolle Spiralnebel, explodierende Supernovae, Planeten ohne Zahl, die aus einem Sack ausgeschütteten Glasmurmeln ähnelten, und die Schwärze, die allgegenwärtige Schwärze. Alles war zum Weinen schön. Wer bei diesem Anblick nicht vor Ehrfurcht erstarrte, dem floss statt Blut Wasser in den Adern.
    Nun verstand ich den Zweck der Bombe. Sie war weder für einen irdischen Feind bestimmt noch für die Erde als solche. Sie sollte einen ganz bestimmten Himmelskörper treffen – und zerstören! Der Morf, vermutlich eine gebräuchliche
Technologie der dort beheimateten Intelligenz, eignete sich dafür als das ideale Transportmittel. Den Gegner mit den eigenen Mittel schlagen – ja, der Spruch traf in dieser Beziehung den Nagel auf den Kopf! Die Staatenlenker hatten anscheinend endgültig genug davon, sich zeittechnisch von irgendwelchen Spitzohren auf der Nase herumtanzen zu lassen.
    Ich richtete den Blick wieder auf das Display: nur noch lächerliche 22 Sekunden … Aber vielleicht hatten die Staatenlenker ja recht. Vielleicht gehörte dieses Gestirn, das uns solch ein perverses Zeitdiktat aufoktroyierte, ja tatsächlich vernichtet. Was sprach dagegen? Außer dem vernachlässigbaren Umstand, dass dabei ein gewisser Francis mit über die Wupper gehen würde, versteht sich. Und überhaupt, wer waren sie, und weshalb taten sie so etwas? Waren es göttergleiche Wesen? Und wieso hatten sie sich ausgerechnet uns für ihr ulkiges Spielchen ausgesucht? Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie, wer auch immer sie waren, diesen Zeit-Hokuspokus nicht aus reinem Spaß an der Freud veranstalteten. Wer etwas so Unglaubliches wie den Morf erschaffen konnte, der besaß vermutlich ein bisschen mehr an Weisheit und Voraussicht als der Mensch. Woraufhin plötzlich eine weitere, verschüttgegangen geglaubte Erinnerung aus der Versenkung hochstieg.
    An dem Tag im Garten, als das konfuse Abenteuer begann, hatte ich mit einem Ohr den Radionachrichten gelauscht, die zu mir aus der Küche gedrungen waren. Neben den vielen mäßig interessanten Neuigkeiten hatte ich auch die über einen viele Lichtjahre von der Erde entfernten
Planeten gehört, welchen Astronomen gerade entdeckt hatten. Bestand hier vielleicht ein Zusammenhang? Denn genau nach dieser Entdeckung, so schien es, war die Konfusion ja ausgebrochen. Hatte da etwa jemand etwas dagegen gehabt, dass man ihn entdeckte? Wollte am Ende ein ganzer Planet unentdeckt bleiben und …
    17 Sekunden! … Eine gute

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