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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Seite hatte der verdammte Countdown jedenfalls: Ich wusste mit absoluter Präzision, wann dieser verdammte Himmelskörper vor mir auf-und ich in die ewigen Jagdgründe abtauchen würde. 15 Sekunden …
    Dann mit einem Mal der Geniestreich! Aber es musste schnell gehen, sehr schnell. Ich stellte mich breitbeinig über das Board und schoss unter Hochdruck einen gewaltigen Urinstrahl auf die Tastatur ab. Augenblicklich entstand auf dem glänzenden Weiß eine gelbe Lache. Durch die Ritzen um die Tasten musste nun gehörig Flüssigkeit in die Eingeweide des Apparats gesickert sein. Natürlich wusste ich, dass das Ding bestimmt gegen Feuchtigkeit geschützt war, doch gegen das schier ätzende Superzeug aus meiner Blase war, soweit ich wusste, kein Kraut gewachsen. Und zwar im wörtlichen Sinne, konstatierte ich doch das Resultat solch eines biochemischen Angriffs jeden Tag im Garten an den eingegangenen Pflanzen.
    Ich hoffte in meinem Wunschdenken zwar auf den Erfolg, rechnete jedoch nicht mehr wirklich damit. 10 Sekunden … Umso euphorischer war die Freude, als ich mich endlich getraute, einen letzten Blick auf das Display zu werfen. Es fing an zu spinnen ! Auf dem Display blinkten statt grüner Ziffern nur mehr ihre wie amputiert wirkenden
Teilstücke, deren Helligkeit rapide an Intensität verlor und kurzzeitig sogar ganz aussetzte. Es hatte den Anschein, als hätte sich die Anzeige ganz schlimm verschluckt. Zudem stieg aus den Lüftungsschlitzen des Boards leise Rauch auf. Erstaunlich, wie man mit einem simplen »Piss off!« die komplexeste Technik lahmlegen konnte. Ich glaubte nicht mehr, dass der große Big Bang noch folgen würde, und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorn.
    Der Morf senkte sich nun; wir befanden uns in einer Art Landeanflug. In weiter Ferne wurde ein erstaunlich kleiner lachsfarbener Planet sichtbar. Er schien komplett von Sanddünen überzogen und glich einer einzigen, ins Gigantische aufgeblasenen orientalischen Wüste. Auf- und abschwellende Sandwinde umwehten ihn gleich schwingender Gazeschleier. Sehr bald nahm die Wüstenlandschaft meine gesamte Sicht ein. Aber ehe ich diesen faszinierenden Anblick weiter genießen konnte, ertönte ein ohrenbetäubender Krach, und die Rakete und meine Wenigkeit wurden wie mit einem Tritt aus dem Morf herausgeschleudert. Beide flogen wir Hunderte Meter abwärts, wobei ich allerdings instinktiv den Fallschirmtrick anwandte. Will sagen, ich streckte alle Glieder wie eine Fledermaus bis zum Äußersten von mir und lockerte jede Faser meines Körpers, sodass ich der Luft, oder woraus die Atmosphäre hierzulande auch immer bestehen mochte, entsprechenden Widerstand bot. Ich glich jetzt einem Blatt im Winde, noch dazu einem in schnellem Wechsel auf- und abflauenden Wind.
    Schließlich landete ich wie erhofft auf dem feinkörnigsten Sand, den ich je unter meinen vier Pfoten gespürt hatte.
Einen Atemzug später bohrte sich die Rakete nur ein paar Meter von mir entfernt mit einem unglaublichen Dröhnen in den Sand und ragte nun vermutlich für alle Ewigkeiten als Mahnmal für die Zerstörungswut der menschlichen Natur Ehrfurcht gebietend in den Himmel.
    Himmel? Der sah an diesem Ort etwas anders aus als auf der Erde. Er war blassrosa, an manchen Stellen ins Orangene übergehend, dennoch durchlässig genug, dass Myriaden von funkelnden Sternen durchschienen. Der Rest der Aussicht gestaltete sich weniger romantisch: Quer-, Längs-, Stern- und Sicheldünen, Sandtäler, Sandberge, Sandverwehungen, Sand und nochmals Sand! Na toll, ich würde also nicht durch eine Atombombe in meine Atome gesprengt werden, sondern in dieser Einöde ganz altmodisch verdursten.
    »Francis! Francis!«
    Ich wirbelte panisch herum, darauf gefasst, von einem Außerirdischen mit Tentakeln auf dem unförmigen Kopf und sechs Scherengreifern ins Visier genommen worden zu sein. Allerdings erfüllte es mich mit nicht geringem Stolz, dass man meinen Namen offenkundig selbst in den tiefsten Weiten des Universums kannte. Auf einer Anhöhe rechter Pfote sah ich schließlich eine schwarze Gestalt zu mir eilen. O nein! Gott, mach bitte, bitte, dass es nicht einer von diesen Geheimbund-Knallköpfen ist! Es glich irgendwie der typischsten Urlaubssituation: Da reiste man in den entlegensten Winkel des Planeten, und wem begegnete man da zufällig? Dem unsympathischen Nachbarn von gegenüber!
    Doch je näher mir der Schwarze kam, desto deutlicher erkannte ich einen mir sehr vertrauten Artgenossen.

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