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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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ebenso zurück. Seine Vermutung hatte sich als richtig herausgestellt. Zumindest meinte er das, und mehr würde er aus Felicia nicht herausbekommen.
    „Um ehrlich zu sein“, gestand sie, „der Roman ist alles, was ich von meiner Mom habe. Klar, es gibt Fotos und Filme … aber die werden ihr nicht gerecht. Niemand konnte sie so wundervoll subjektiv beschreiben wie mein Dad.“
    „Er hat sie nun einmal geliebt.“
    Dazu nickte sie. Für einen flüchtigen Moment wünschte sie sich nichts mehr, als ihre Mutter erlebt zu haben. Zusammen mit einem stolzen, glücklichen Vater, der lachen konnte und nicht mit dem Leben abgeschlossen hatte.
    Mein Gott, das wünschte sie sich wirklich!
    Länger in Gedanken zu verweilen, war ihr nicht vergönnt.
    Schrill läutete ihr Handy in der Tasche. Der Nummer auf dem Display zufolge wurde sie von einem hiesigen Anschluss aus angerufen: Onkel Jim. So erfreut sie davon war, er bemerkte es gar nicht, als sie das Gespräch annahm. Dafür war er viel zu aufgeregt, seine Stimme überschlug sich fast.
    Felicia verstand von dem, was er ihr sagte, bestenfalls die Hälfte. Nur so viel wurde ihr klar: Sie solle schnellstens zu ihm kommen.
     
    ***
     
    „Wo warst du letzte Nacht?“
    Der Tonfall des Arztes war scharf wie ein Rasiermesser und schnitt direkt in Felicias Seele.
    So kannte sie ihren Onkel Jim gar nicht. Nie hatte er auch nur ein böses Wort zu ihr gesagt; er hatte immer nur gelacht und mit ihr gefeixt. Im Gegensatz zu ihrem Vater. Dass er auch eine andere Seite hatte, das hatte sie bislang allenfalls vermutet. Allerdings wusste sie, er meinte es weder bösartig noch persönlich.
    Irgendetwas musste geschehen sein, das für sein Verhalten verantwortlich war. Er war nervös, er bebte am ganzen Leib, und er war kaum imstande, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Aus Trotz entschied Felicia, ihm zu zeigen, dass auch sie eine andere Seite hatte. Druck erzeugte bekanntlich Gegendruck.
    „Ich bin zu alt für einen Anstandswauwau.“
    „Nicht bei Vollmond!“ Wütend über ihre abweisende Antwort warf er hinter ihr die Haustür zu. Bei dem, was sie sich zu sagen hatten, brauchten sie keine Zuhörer.
    „Was ist denn passiert?“ Ihr war noch immer nicht klar, weshalb er sich so aufführte.
    „Du bist letzte Nacht wieder zu diesem … Ding geworden?“ Das war halb Frage, halb war es Feststellung.
    Ihr fiel auf, er hatte die Wer-Katze noch niemals ein ‚Ding‘ genannt.
    McArthur schnaufte so heftig, dass sie fast befürchtete, er erleide eine Herzattacke. Vorsichtshalber setzte er sich auf die dritte Stufe der nach oben führenden Treppe.
    Nur sehr langsam regte er sich ab. Weiterhin ging sein Atem stoßweise und schnell. Doch Felicias Anwesenheit schien ihn allmählich etwas ruhiger werden zu lassen.
    „Wo warst du letzte Nacht?“, wiederholte er schließlich. „Als du die Katze warst …“
    „Nur auf dem Grundstück rund um das Haus.“
    „Sicher?“
    „Ich schwöre es.“ Zur Bekräftigung ihrer Worte hob sie drei Finger.
    „Das kann nicht sein“, widersprach er.
    Felicia entschied, ihn nicht mit Fragen zu bombardieren. Sie hatte so viele an ihn, doch es erschien ihr angebracht, sie sich fürs Erste zu verkneifen. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er von sich aus erzählen.
    Es dauerte eine quälend langsam verstreichende Minute des lähmenden Schweigens. Dann erst schien sich der Arzt soweit gefangen zu haben, dass er wieder das Wort ergriff:
    „Hast du die Katze unter Kontrolle?“
    „Schon seit Jahren, wie du weißt.“
    „Katzen haben einen angeborenen Jagdinstinkt.“
    „… den ich manchmal auch auslebe“, gestand sie. Doch das wusste er auch so.
    „Was war bisher deine größte Beute?“
    Sie kam sich vor wie beim polizeilichen Verhör. Allein weil Onkel Jim sie das fragte, gab sie Auskunft.
    „Nur Nager. Ein paar Ratten, ein paar Mäuse. Gestern hab ich nicht gejagt.“
    „Keine Menschen?“ Misstrauisch schaute er sie von der Seite aus an.
    „Onkel Jim, was soll diese Frage?“
    „Steve Lepsky war ein stadtbekannter Säufer“, murmelte er schließlich. „Seine Scheidung hat er nie ganz überwunden. Seitdem hat er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Er hat auch mir manchmal den Garten gerichtet. Was er verdient hat, ist meistens gleich für Fusel draufgegangen.“
    Sie fragte sich, was das mit ihr zu tun hatte.
    „Heute Morgen wurde seine Leiche gefunden. Zerfleischt. Mit durchgebissenem Nacken fand man ihn auf einem

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