Felipolis - Ein Felidae-Roman
Behändigkeit von Hypnotiseuren näherten sie sich mir und ließen gleichzeitig die XXL-Krallen in der Luft tanzen. Aus ihren Maulwinkeln sabberte es wieder, was darauf schließen ließ, dass sie ihren Beruf wirklich mit ganzer Freude ausübten. Selbst das dunkle Petrolgrün in den Augen verschwand und machte vollkommener Finsternis Platz. Schließlich beugte sich Clint so nah an mich heran, dass sich unsere Nasen beinahe berührten. Fast konnte ich so etwas wie die metallische Ausdünstung vom vergossenen Blut Tausender Unschuldiger in diesem heißen Atem riechen.
»Vielleicht noch ein kleines Gebet oder so was, Francis?« Clint stieß eine Kralle ganz langsam in meinen Hals. Dabei schaute er mir mit seinen schwarz gewordenen Pupillen tief
in meine Glubscher. »Ich meine, wir sind keine Unmensch… Pardon, Untiere.«
»Nicht nötig!«, rief da eine Stimme aus dem Hintergrund. »Ins Gebet nehmen werden wir euch schon! Scheiße ja!«
Die Stimme kam mir verdammt bekannt vor. Scheiße ja!
9
Es ging alles rasend schnell, so schnell wie in einem Actionfilm, der auf halbe Minutenlänge zusammengeschnitten wurde. Kaum war Blaubarts Geisterstimme ertönt, legten Clint und seine beiden Kumpane ein Verhalten an den Tag, als hätten sie versehentlich am offenen Ende eines Starkstromkabels gelutscht. Im beginnenden Vollzugsstadium meiner Ermordung waren ihre kohlrabenschwarzen Fellhaare schon Drei-Wetter-Taft-steif aufgerichtet gewesen. Doch nun verwandelten sie sich in Nägel, die aus einem Nagelbett hervorstechen. Ihre grünen Phosphoraugen weiteten sich zur Tennisballgröße, und ein ohrenbetäubendes Kreischen entstieg ihren bis zum Anschlag aufgerissenen Mäulern.
Von meinem finsteren Winkel aus versuchte ich Blaubarts Standort zu lokalisieren. Vergeblich. Aber ich vernahm einiges Gerumpel aus dem Hintergrund. Plötzlich sah ich Junior an der Balkontür. Der Mond beschien die Gestalt des Kleinen von hinten, weshalb er wie mit Goldstaub besprüht wirkte. Auch die Möchtegern-Mörder registrierten ihn und schwenkten ihre Köpfe in seine Richtung.
»Was dauert das denn so lange?« Junior lächelte unschuldig. »Drei Kerle in Saft und Kraft werden doch wohl noch einen verletzten Alten kaltmachen können. Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber ehrlich gesagt hätte ich es alleine
im Vorbeigehen erledigt.« Sprach’s und verschwand wieder hinter dem Türrahmen nach draußen.
Jetzt war die Konfusion perfekt. Clint ließ perplex von meiner Kehle ab und konnte ebenso wie Smith & Wesson den Kopf nicht schnell genug zwischen der Balkontür und Blaubarts vermuteter Position in der Dunkelheit hin- und herschnellen lassen. Alle drei waren sie höchst verwirrt. So verwirrt, dass sie das fette Geschoss nicht kommen sahen … Ein lautes Schwirren erfüllte mit einem Male den Raum, und auf das Schwirren folgte ein fliegender großer Schatten, der vor unser aller Augen von links nach rechts durch die Luft zischte. Erst als er so nah war, dass man ihn schon fast berühren konnte, wurden vertraute Konturen sichtbar. Es war Blaubart, der sich mit seinen kräftigen Hinterbeinen aus seinem Versteck katapultiert und eine halbe Schraube im Sprung vollführt hatte. Ehe ich mich’s versah, erschallte ein dreifaches »Aua!«. Ausgefahrene Krallen streiften die Gesichter von Clint und Smith & Wesson und verursachten darin tiefe Schmisse, aus denen Blutfontänen schossen. Während das Trio eine Kombination aus Wehgeschrei und Wutgeheul anstimmte, erschien Junior an der Balkontür. Er nutzte den günstigen Moment, als die Killer durch das über ihre Augen flutende Blut halb blind waren, und vollführte ebenfalls einen gewagten Sprung. Er landete punktgenau auf Clint, warf ihn zu Boden und attackierte ihn mit den Vorderpfoten. Es grenzte an ein Wunder, dass bei dem ganzen Gefauche und Gekreische Archie immer noch nicht aufgewacht war. Allerdings, wenn man den Lautstärkepegel im Verhältnis zu seinem Alkoholpegel betrachtete, doch ein nachvollziehbares Wunder.
Inzwischen war Blaubart wieder zur Stelle und kümmerte sich um Smith & Wesson. In einer Kombination aus berserkerhaften Krallenhieben und schier tollwütigem Umsichbeißen hielt er die beiden so lange in Schach, bis sie sich nur noch jaulend zusammenkrümmten, die Pfoten quasi als Schutzhelm um die Köpfe pressten und nur ein hilfloses Japsen von sich gaben. Junior war ebenfalls erfolgreich gewesen. Begünstigt durch den Überraschungseffekt hatte er Clint derart hart traktieren
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