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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zu dem Kantsky -Palast marschiert, wie du es verlangt hast. Es war nachts, und ich konnte kaum etwas sehen. Aber in der Einöde vor diesem kleinen Wäldchen, das unser Viertel von dem Park der Villa trennt, ist mir plötzlich ein allzu bekannter Geruch in die Nase gekrochen. Der Geruch von Blut und Verwesung begleitet mich ja schon mein ganzes Leben lang. Mittlerweile kann ich sogar eine verblutende Mücke aus hundert Metern Entfernung schnuppern. Scheiße ja! Also bin ich meiner Nase gefolgt. Und bingo!, da lag er, dein Lebensretter, hinter einem großen Stein. Auf dem Rücken und alle viere von sich gestreckt. Neben ihm waren noch ein paar seiner Stinkerkumpane. Ebenfalls zu steif, um noch ihre Autobiografie verfassen zu können. Der Rest der Bande war wohl geflohen. Den Blutspuren überall nach zu urteilen, hat da ein ziemliches Schlachtfest stattgefunden.«
    »Herr im Himmel, dieses viele Geld scheint sich ja in ein gemeingefährliches Virus verwandelt zu haben. Allmählich springt es von den Menschen auf die Tiere über.« Ich atmete schwer.

    »Momentchen, Meister. Ich habe noch nicht erwähnt, wie dieser Josef und die Genossen aus seinem Kommunistenverein umgekommen sind.«
    Leider konnte ich es mir denken.
    »Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt. Ich meine, wenn unsereiner einen Kampf vom Zaun bricht, steht er unter Strom, faucht wie wild und kratzt und beißt und schlägt um sich, dass die Fetzen fliegen. Jedenfalls greift er zu jedem unsauberen Mittel, um sich mit so wenigen Verletzungen wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Vor allem in einem Massenkampf. Da hat man weder die ruhige Pfote noch die Zeit, dem Gegner einen chirurgischen Schnitt zu verpassen. Geschweige denn das Talent.«
    »Mit anderen Worten, man muss das Handwerk des Tötens schon meisterlich beherrschen, um selbst im größten Tohuwabohu kaltblütig Kehlen aufzuschlitzen.«
    »Scheiße ja! Und man muss mit dem Tod schon sehr verbandelt sein, wenn einen die letzte Konsequenz nicht schreckt, dass man im Falle eines Fehlers auf die gleiche Art und Weise umkommt.«
    »Okay. Clint und Smith & Wesson haben Josef und seine Freunde kaltgemacht, bevor sie mir einen unfreundlichen Krankenbesuch abstatteten. Die Frage ist …« Ich brach ab, weil ich wohl doch nicht ein so geschickter Surfer war, der mit eingefrorenem California-Dreaming-Grinsen im Gesicht über die düsteren Wellen gleiten konnte. Ich fiel vom Brett. Eindrücke von der Streunerbande stiegen in mir wieder hoch, allen voran von Josef. All diese wunderlichen Typen, verlaust, vereitert, halb verhungert und vom Schicksal verarscht und allem Anschein nach auch im Geiste demoliert.
Ihre vom Menschen abgeguckte, krause Ideologie war der beste Beweis dafür. Dennoch hatte dieser Defekt sie nicht daran gehindert, mir, ohne viel nachzudenken, das Leben zu retten. Tja, so war das nun mal mit dem Herzen: Die einen sprachen mit Hingabe davon, insbesondere Kardiologen, verschlossen es aber sofort, sobald ihnen irgendwelche Nachteile drohten. Gerade diejenigen jedoch, bei denen man am wenigsten ein Herz vermutet hätte, öffneten es sperrangelweit für ihren in Not geratenen Nächsten. Keiner der anderen Artgenossen hatte sich die Mühe gemacht, in die Schwimmhalle zurückzukehren und zu schauen, was aus Francis dem Klugscheißer geworden war. Nur sie hatten es getan, Halbtote, die einen Halbtoten gerettet hatten. Das Wort Respekt wird heutzutage inflationär benutzt, doch sei’s drum: Respekt, Josef, mein Respekt vor dir und deinen furchtlosen Freunden!
    Vor meinem geistigen Auge sah ich Josef und seine Proletarische Union unter dem blausten aller blauen Himmel über eine saftige Wiese in Richtung ihres sozialistischen Paradieses ziehen. Mäuse in Hülle und Fülle wuselten dort hinter jedem Busch und hinter jedem Baum gleich Konterrevolutionären, die vernichtet gehörten. Die herrschende bürgerliche Klasse hatte schon längst die Flucht ergriffen - nicht ohne randvolle Näpfe mit erlesenem Futter zurückzulassen, die ursprünglich für Kollaborateure aus degenerierten Fürstenhäusern bestimmt waren. Auch Komplizen des kapitalistischen Schweinesystems in Gestalt der Kläffer trieben sich noch dort herum. Sie wurden geduldet und konnten ihre schwere Schuld dadurch abtragen, indem sie fürderhin mit ihren Zungen das Fell der Umstürzler putzten und zu deren
Amüsement Männchen machten. Alles, was die Proletarische Union sich erträumt hatte, war in diesem Elysium in Erfüllung gegangen, und sie

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