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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lebten darin bis ans Ende der Unendlichkeit. Doch bevor sie das Paradies betraten, drehte sich Josef noch einmal um und warf mir aus der Ferne einen melancholischen Blick zu. Wie seine Genossen war der feiste braunrote Kerl mit den saphirblauen Augen durch ein Wunder wieder vollkommen gesundet. Die Schmisse, Narben, die nach Brüchen krumm und schief zusammengewachsenen Glieder und der geknickte Schwanz, sämtliche Entstellungen waren verschwunden und einem unglaublichen inneren Leuchten gewichen. Wie Gott ihn erschaffen hat, schoss es mir durch den Kopf. »Glück auf, Genosse!«, rief er mir zu und lächelte. »Glück zurück!«, entgegnete ich. Dann wandte er sich ab und spazierte mit den anderen in den schönen Garten, wo wir uns irgendwann alle wiederfinden werden. Auch seine Mörder.
    »Die Frage ist was, Paps?«
    »Hm?«
    »Du hast gesagt: ›Die Frage ist …‹, und dann hast du abgeschaltet.« Junior musterte mich besorgt. Vermutlich hatte er die Befürchtung, dass ich, verletzt wie ich war, gleich endgültig zusammenklappte.
    »Mir ist gerade etwas durch den Kopf gegangen. Aber jetzt habe ich mich wieder eingeschaltet. Die Frage ist, was so ungeheuer Brisantes auf dem Spiel stehen muss, dass sowohl der ermordet werden sollte, der seine Nase in den Kuchen mit der geheimnisvollen Rezeptur hineingesteckt hat, als auch diejenigen, die gerade das verhindern wollten. Entweder bin ich inzwischen so paranoid wie eine Scheißhausratte,
oder das Ganze riecht tatsächlich nach einer Verschwörung. Hoffentlich lassen sich nicht noch mehr Brüder und Schwestern von diesem Irrsinn infizieren.«
    »Zu spät«, sagte Blaubart. »Du hattest mir ja aufgetragen, dass ich mich in der Nähe der Villa herumtreiben und die anderen warnen soll. Aber dazu bin ich erst gar nicht gekommen. Vor dem Park hat schon ein Gedränge geherrscht wie auf der Kirmes. Ganze Legionen von spitzohrigen Schwachköpfen sind mittlerweile zu dieser Geldkathedrale unterwegs. Das gesamte Revier ist auf den Beinen. Und die Nachbarreviere schließen auf. Ich hab schwer den Eindruck, jemand hat ihnen gesteckt, dass da bald was ganz Besonderes passieren wird. Scheiße ja!«
    »Und wer wie ich auch nur den Verdacht erregt, dass er die Ankunft des ersehnten Heilands stören könnte, muss natürlich aus dem Weg geräumt werden. Mein Gott, ich fürchte, es geht hier tatsächlich um mehr als nur um schnöden Mammon. Jetzt wird mir einiges klar. Doch wer sind die Drahtzieher, und was ist ihr Masterplan? Und was hat dieses Kuddelmuddel mit Domino zu tun?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht helfen ja die Informationen weiter, die ich für dich recherchieren sollte.« Junior trat zu mir. Von Erschöpfung war bei ihm keine Spur zu sehen. Das Privileg der Jugend. Im Gegenteil, sein langhaariges schwarzweißes Fell wirkte so samten chic, als sei es stundenlang von einem Starfriseur gekämmt und gestriegelt worden, und die leicht schrägen grünen Augen strahlten in der Dunkelheit so intensiv wie Brennstäbe aus einem Atomkraftwerk. »Du wolltest wissen, um wen es sich bei diesem Marc Forster in Wirklichkeit handelt«, fuhr er fort. »Ich hab’s herausbekommen,
aber es war nicht einfach. Wie du schon geahnt hast, versteht es der Kerl vorzüglich, seine Spuren selbst im Internetzeitalter zu verwischen. Gerade im Internet jedoch geriert sich der Mensch durch zweierlei markante Auffälligkeiten: Entweder er protzt mit seinem So-sein, seinen Leistungen, seinem Geschmack, dem Aussehen oder was auch immer. Oder aber er verrät sich unabsichtlich durch eine sentimentale Schwäche.«
    »Interessant«, sagte ich. »Klingt irgendwie nach dir. Gibt es den Bericht auch in Kurzform?«
    »Sicher. Marc Forster hat eine englische Elite-Uni besucht, und zwar Oxford. Um das herauszukriegen, habe ich mir erst mal einen Wolf gegoogelt. Vergeblich. Ich hab mich sogar als Hacker versucht, um an die alten Studentenlisten auf dem Universitätsserver ranzukommen. Auch das ist alles schiefgegangen. Schließlich hatte ich eine grandiose Idee. Es gibt diese Schulkameraden-und-alte-Kumpel-wiederfinden-Sites, auf denen man mit den Langweilern von vorgestern wieder in Kontakt treten und die langweiligen alten Tage wiederkäuen kann. In den Anmeldeformularen werden in der Regel auch Angaben zum Studiengang verlangt. Und unser Mann hat sich in so einer Nostalgie-Site eingetragen. Dadurch hatte ich endlich das Wollfadenende in der Pfote, mit dem ich den ganzen Pullover aufribbeln konnte. Also, Marc Forster,

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