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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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in all dem Chaos ausfindig zu machen. Doch außer Lagerfeuer, noch mehr Lagerfeuer und dem grölenden und tanzenden Menschen-Tier-Volk konnte ich nichts erkennen.
    Plötzlich tauchte er vor mir auf wie der Dschinn aus der Flasche: Herzl, der blaugraue einsteingesichtige Kartäuser-Professor, an dem irgendwie alles schlaff herunterhing. Er lächelte mich in seiner gemütlich wienerischen Art an und schien wahrhaftig froh darüber zu sein, mich wiederzusehen. Auch ich war heilfroh, dass sich in diesem Trubel zumindest ein Bekannter meiner annahm.
    »Francis, mej Bester, ech ben ja asu erlejchtert, dech wiederzetreffen.« Zur Begrüßung leckte er mir mit seiner außergewöhnlich großflächigen Zunge jovial die Stirn. »Mir hoben schon gedacht, doss du wärst tot.«

    »Wieso denn?«, wollte ich wissen. Die Frage besaß einige Berechtigung. Denn das letzte Mal hatte ich den alten Knaben in der Schwimmhalle des Kantsky schen Anwesens gesehen, als er und die übrige Bagage zwischen Marc Forsters Beinen das Weite gesucht hatten. Er konnte also gar nicht wissen, dass dieses Monster mich danach halb totgeprügelt hatte.
    »Nu, ech muss zu mejner Schonde gestehen, doss ech mech ejnerer unterlossenen Hilfelejstung schuldig gemocht hob. Wie ech met denerer gonzen Bande vor denem Ganov ausgerissn ben, do hob ech selbstverständlech gedocht, du best auch unter de Flüchtenden. Ober auf dar Treppe hot mech a lejser Zwejfel überkemmen. Do hob ech kurz angeholten und zerückgeschaut. Ze mejnem nackerten Entsetzen hob ech gesejn, doss der miese Kerl dech en letzter Sekunde doch noch darwischt hot. Ech wullte dir noch helfen, ober de onderen hobn mech met noch oben gerissen, und schojn wor ech vor dar Tür und außerstand zerückzekehren. Ech bitt dech in oller Form um Vergejbung. Itzt ober Tacheles: Wie isses dir so ergangen, mej Bester?«
    Wir verzogen uns in eine relativ ruhige Ecke, und ich gab ihm in kurzen Worten wieder, welch Martyrium ich über mich hatte ergehen lassen müssen. An Herzls teils ungläubigem, teils entsetztem Gesichtsausdruck, vor allem aber an seinen von Episode zu Episode immer mehr nach unten deutenden Ohren konnte ich ablesen, wie nahe ihm mein Bericht ging. Auch erzählte ich von dem Versuch von Clint und Smith & Wesson, mich in aller Stille in eine bessere Welt zu befördern, und wie sie sich, ohne mit der Wimper zu zucken, letztendlich selbst gerichtet hatten. »Hast du vielleicht eine
Idee, wer die drei zu mir geschickt haben könnte?«, fragte ich ihn dann.
    Herzl machte ein ratloses »Nu…«, schnaufte und runzelte die Stirn. Dann ließ er sich auf die Hinterbeine nieder. »Blick amol um dech, Francis. Erblickste hier ejnen Ejnzigen, der noch nich meschugge is? Und bezieh in dei Betrochtung insbesondere jene vom Stamm dar Mäusefresser mit ejn, mej Bester. Und do frogste mech, wer dir gedungene Mörder ins Haus geschickt hoben kennt? Do host mej Antwurt: alle! Jo, a jeder von dene Idijoten kennt es gewejsn sejn. Worum? Wejl de met dejne Fragen und Zwejfeln gestört host, wejl de ihre naive Troim vom großen Geld zerschlogen host. Es is gonz offensichtlech, wos in denere Kepf vor sech gejt, obwohl sech dodrin außer hejßer Luft höchstens noch a poor Fejdern von erlegte Vögelen befinden dürften. De Meschuggenen glauben, Domino erbt de gonze Kohle, und hot donn nix Ejlegeres ze tun, wie ihnen a Paradijs ze spendieren. Dort fliegn ihnen donn de gebratenen Vögelchen grodwegs ens Meul, und ma amüsiert se auch sinst den lieben longen Tog met lächerlechen Jagden auff Mäujs. Se sennen ejben die schlichten Gemüter. Es is nämlich a Vorurtejl, doss a schlichtes Gemiit wejniger Mörderisches im Schild ze führen vermog als wie a Groißkopferter.«
    Mit einem Mal brach vor meinem geistigen Auge ein Damm, doch anstatt von Millionen Hektoliter Wasser ergoss sich die reinste Erkenntnis aus der Bruchstelle. Mir ging nicht nur ein Licht auf, sondern das gleißende Leuchten von Tausenden von bengalischen Feuern. Trotz meines ausgelaugten Zustands fühlte ich mich mit einem Mal wie von
Starkstrom aufgeladen. Der schrullige Herzl, er war doch ein echter Professor!
    »Felipolis?«, brach es aus mir heraus.
    »Wie mejnen?« Seine müde, von Wülsten behangene Erscheinung schien sich voller Irritation zu straffen.
    »›Es lebe Felipolis!‹ Das waren Clints letzte Worte, bevor er sich den Hals aufgeschlitzt hat. Könnte es sich bei Felipolis um dieses erträumte Paradies handeln, über das außer dir und mir

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