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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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aufgeben und das Ganze als Irrtum betrachten sollte. Es wäre gewiss nützlich gewesen, zu erfahren, mit wem Gabe sich traf. Noch nützlicher wäre sicherlich gewesen, zu belauschen, was sie einander zu sagen hatten, aber das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt gewesen. Auf jeden Fall erschien es lächerlich, ins nächste Taxi einzusteigen und gleich wieder in die City zurückzukehren, nachdem ich so weit gekommen war.
    Vorsichtig folgte ich Gabe hinein. Es herrschte ermutigend viel Betrieb, und ich konnte auf der Schwelle kurz stehen bleiben und mich orientieren. Gabe sah ich zuerst nicht. Aber das lag daran, dass eine Reihe Bierkrüge, die über dem anderen Ende der Theke hingen, sein weithin leuchtendes Haar verdeckte. Ein paar Sekunden später wandte er sich mit einem Bier in der Hand von mir ab, um zu einer Seitentür zu gehen – und durch sie hinaus. Als sich die Tür öffnete und wieder schloss, konnte ich dahinter einen Biergarten mit Picknicktischchen aus Holz und hellgrünen Sonnenschirmen erkennen.
    Das machte mir das Leben ein wenig schwerer. Wenn ich ihm folgte, geriet ich unter Umständen direkt in sein Blickfeld, und da draußen gab es kein Menschengedränge, hinter dem ich mich hätte verstecken können. Es war vermutlich besser, außen um das Gebäude herumzugehen und mir einen Überblick über die Geografie des Etablissements zu verschaffen, ehe ich mich hineinwagte.
    Ich kehrte auf die Straße zurück. Kaum drei Meter entfernt zwängte Scrub seine massige Gestalt aus einem Minitaxi und versetzte es dabei heftig ins Schaukeln.
    Ich zog mich sofort zurück, ehe er mich sehen konnte, und schaute mich nach einem Versteck um. Das erste Stockwerk ging nicht. Der Schankraum auch nicht. Die Herrentoilette. Ich durchquerte die Bar mit drei Schritten, stieß die Tür auf und schlüpfte hinein.
    Der einzige andere Benutzer, der gerade die Hände unter dem Warmlufttrockner hin und her wedelte, drehte sich zu mir um und riss ungläubig Mund und Augen auf. Glücklicherweise wusste ich bereits, dass das Schicksal die Karten gegen mich gemischt hatte, daher erschütterte mich die Tatsache, dass der andere Mann ausgerechnet Arnold mit dem Wieselgesicht war, nicht im Mindesten. Ich holte aus und trat ihn, so hart ich konnte, dorthin, wo ein Tritt die schnellste, nachhaltigste Wirkung erzielte. Als er nach vorne einknickte, packte ich ihn im Nacken und rammte seinen Kopf seitlich gegen das unnachgiebige weiße Porzellan des Handwaschbeckens: Er klappte lautlos zusammen.
    Verdammt! Für sich genommen hatte Gewalt einen durchaus kathartischen Effekt, aber ich hatte nichts, womit ich ihn hätte fesseln können, und sobald er gefunden werden würde, würde in dem Laden der schönste Aufruhr herrschen. Was immer hier im Gange sein mochte, es war auf jeden Fall keine gute Idee, dem jetzt gleich auf den Grund zu gehen.
    Spontan durchsuchte ich Arnolds Taschen. Dort gab es nichts besonders Aufregendes, aber ich nahm ihm die Brieftasche und das Mobiltelefon ab für den Fall, dass eins von beiden sich später als nützlich erweisen könnte.
    Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit, verschaffte mir, so gut es ging, einen Überblick über die Bar und verließ die Toilette. Keine Spur von Scrub, wofür ich inständig dankbar war. Höchstwahrscheinlich war er längst bei McClennan draußen im Biergarten.
    Ich begab mich wieder auf die Straße, wo ich mich gleich etwas sicherer fühlte. Wenigstens war ich weit weg vom Epizentrum der Unruhen und Erschütterungen, die einsetzen würden, sobald man Arnold gefunden hätte – daher hatte ich wahrscheinlich nichts zu verlieren, wenn ich mal neben dem Haus nachschaute und dabei den Kopf unten hielt.
    Ich umrundete das Gebäude. Die Voraussetzungen für mein weiteres Vorgehen erschienen günstig, denn der Biergarten war von einer beinahe mannshohen Umzäunung umgeben. Als ich um die Ecke des Gebäudes spähte, entdeckte ich Scrubs unverwechselbaren Rücken auf einer Bank am anderen Ende des Biergartens. Dabei verdeckte seine riesige Gestalt McClennan fast völlig. Sie unterhielten sich angeregt, aber ich war zu weit entfernt, um ein Wort zu verstehen.
    Gebückt wie ein alter Mann schlich ich um die Umzäunung herum, ohne dass man mich von drinnen sah. Ich wusste, dass ich mich an der richtigen Stelle befand, weil ich McClennans Stimme hören konnte, die er jammernd erhob.
    »… hat uns nie verraten, was wirklich vorgeht. Das ist alles, was mich stört. Wenn man mir von vornherein sagt,

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